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OceanWoman Band 2 (2022)

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Von der Schleiferin auf Curacao über die Küchenhilfe auf den Tuamotus bis zur Skipperin bei Sturm über Neukale­donien. Nach dem großen Erfolg der OceanWoman Sonderausgabe 2018 ist 2022 der zweite Band erschienen. Diesmal mit einem Best-of 2018–2022 der Berichte unserer OceanWoman-Kolumnistin Alexandra Schöler. Mit vielen neuen und unterhaltsamen Geschichten aus der Welt der Langfahrtsegler – abenteuerlich, erheiternd und auf bewegende Weise den Horizont erweiternd.

FOTO: SHUTTERSTOCK

FOTO: SHUTTERSTOCK Klassiker – alt, aber gut! AUSGABE 3/2019 Ich mag klassische Holzboote. Natürlich mag ich nicht darauf arbeiten, schleifen, polieren! Zur Genüge tue ich das ja auf unserer 35 Jahre alten Risho Maru. Ich weiß, dass aus mir keine Bootsbauerin werden wird – niemals auch nicht im nächsten Seglerinnen-Leben. Aber trotzdem, immer wenn irgendwo Mahagoni-Glänzendes mit klassischen Linien, hohen Masten und weiß geblähtem Segeltuch am Horizont auftaucht, schlägt mein Herz höher. In sämt lichen Marinas und Werften der Welt bleibt mein Blick an polierten Winschen, Teakdecks, verspielten Bügen, geschnitzten Hecks, Schiffsglocken, knubbeligen Bullaugen, schimmernden Beschlägen, Spanten aus Esche, perfekter Handwerkskunst oder einem eleganten Riss hängen. Und immer erzählen diese klassischen Schiffe fantastische Geschichten. Unsere Risho Maru – ein Wharram-Katamaran. Die Eigener/innen zumeist ein bisschen verwittert, romantisch, elegant. Ähnlich ihren Schiffen voller Geschichten und Abenteuer. Ein Segler schreibt über seinen heißgeliebten Jollenkreuzer aus dem Jahre 1958: „Sie ist 65 Jahre alt und pardon: Man sieht es ihr an. Sie hat Altersflecken, Narben und sie wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Aber sie bekommt trotzdem ständig Komplimente, sie sei wunderschön. Das stimmt. Sie hat Charakter, Stil, sie strahlt einen gewissen Stolz aus, vielleicht sogar Weisheit.“ (Zitat: Jens Wiegmann, https://www.welt. de/debatte/article115877345/ Warum-ich-ein-altes-Holzbootliebe.html). MEHR SEROTONIN Wenn ich’s mir überlege, ist es ja auch mit Seglern und Seglerinnen so. Alter ist lang kein Grund, um das Segeln aufzugeben. Oder nicht damit anzufangen. Man ist körperlich aktiv, baut Muskeln und Kondition auf, bleibt beweglich und ist ständig an der frischen Luft. Vielleicht lässt die Gesundheit das Segeln wirklich einmal nicht mehr zu, aber das ist definitiv nicht an eine Zahl gebunden. Selbstverantwortung, Organisationstalent und Flexibilität halten einen auf Trab. Und dick wird man nur, wenn der Marina-Aufenthalt zum Schrebergarten-Domizil mutiert. Hat man nicht beschlossen, Einhandsegler zu sein, arbeitet man im Team, trifft Leute, ist Teil einer Community. Angeblich wirkt das Leben auf dem Wasser auf den Serotonin- Level, sorgt für gute Gefühlslage und weniger Stress. Außer der Anker geht mitten in der Nacht durch. Aber jeder kennt das schöne Gefühl, wenn es überstanden ist und man eine tolle Story zum Besten geben kann, oder? Und egal, ob man auf fernen Meeren 46 OCEAN WOMAN 2022

segelt, den Pazifik bezwingt, einen gewundenen Fluss entlangtuckert, den Neusiedler See erobert, den Atlantik im Kielwasser hat oder die Bora in der Kvarner pitschnass überwindet: Mit einem Boot erblickt man die Welt von einem anderen Standpunkt und immer mit ganz anderen Augen. Der Gewinner des Golden Globe Race 2018 heiß Jean Luc Van den Heede und ist 77. Sir Robin Knox Johnston (83) beschreibt seinen Favoriten so: „Ich dachte von Anfang an, dass er gewinnen würde, da ich seinen Erfahrungsschatz kenne.“ (Zitat Yacht 5/2019) Die Britin Jeanne Sokrates umsegelte mit 70 als erste Frau solo Nonstop die Welt, Wolfgang Hausner verchartert mit 82 auf den Philippinen und ist oft auf seinem Mast zu sehen. Und natürlich Bobby Schenk, der charmant, agil und fit seine Erfahrungen an die Seglergemeinde weitergibt, wenn er nicht gerade irgendwo auf der Welt unterwegs ist. Er wurde dieses Jahr 83 und beweist, es gibt kein „zu alt“ zum Segeln. Unsere „klassische“ Risho Maru wurde diesen Sommer in einer schönen Bucht auf der kroatischen FOTO: WOLFGANG HAUSNER Marke Eigenbau: Weltumsegler Wolfgang Hausners Taboo III. Insel Ist mit einem wunderschönen Kompliment bedacht. Ein Franzose paddelte mit seinem Kajak vorbei und rief: „Wharram? Legend!“ Segelschiffe sind oft Legenden. Und SeglerInnen auch! Bobby Schenk, Segellegende und Bestseller-Autor. OCEAN WOMAN 2022 47

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