derschlagens befestigte sie das Dingi am Steg. Die Besitzer hatten gar nichts davon mitbekommen. Maschas Tochter Casey fand indes eine bessere Beschäftigung. Die Siebenjährige ruderte ihr rosarotes Dingi Primerose Mary zur Risho Maru und holte Finn zum ersten Rendezvous seines Lebens ab. Er war begeistert. WATCH THE DINGI! Also – Dingi verketten ist auf jeden Fall gut, solange man nicht jemanden „mitverkettet“ oder den Schlüssel des Schlosses auf dem Schiff vergisst. Peter lernte auf diese Art einen netten „sitzenden“ Amerikaner kennen, der so freundlich war, ihn zurück zur Risho Maru zu bringen. Finn passte inzwischen auf unser fest verschlossenes Dingi auf. Ein „Dingi-Watcher“ sozusagen. „No Dingis“ ist eine Aufforderung für viele, einfach kein Englisch zu verstehen. Aufregend auch senkrecht hängende Dingis, deren Besitzer auf den Tidenhub vergessen haben. Oder Hunde in Dingis. Als Galleonsfiguren mit dringlichem „Gassi-Blick“. Nicht zu vergessen: Vor Wut kochende Dingi-Fahrer, die verzweifelt an ihrem verstummten Außenborder herumfuchteln und langsam abtreiben, ohne Ruder an Bord zu haben. Also dann: Dingi Ahoi! Es gibt sie, die Dingi-Etiquette! Und so gibt es nun – um Ärger zu vermeiden – schnell ein paar kleine Dingi-Benimm-dich-Tipps: · Außenborder nicht hochklappen – außer man will das Nachbar-Dingi aufspießen. · Mit Vollgas zum Steg zu fahren erleichtert anderen, gerade aus- oder einladenden Dingi-Besitzern nicht gerade das Leben. · Sich an der Mole zu kurz an die Leiter zu hängen, verhindert sicher, dass irgend jemand sonst die Leiter benützen kann und macht beim Tidenhub Ärger. · Nicht Längsparken in einer Querparkzone. Wie beim Autofahren. Nimmt Platz weg! · Schild mit der Aufschrift „No Dingi“ – im Englisch- Wörterbuch nachschauen! · Leinen und Kabel unter den bereits festgemachten Leinen und Kabeln festmachen. Klingt komplizierter als es ist! · Das Dingi bei Niedrigwasser weit genügend den Strand hochziehen – sonst gibt es eine böse Überraschung, wenn die Crew bei Hochwasser zurückkommt. „Shit, shit! Motor-Aussetzer im ungünstigsten Moment …“ Das Frauenboot – penibel sauber und aufgeräumt. Der Ferrari: rasante, rote Rennversion. Das Alternative – aber der Außenborder ist mit Kette gesichert. 44 OCEAN WOMAN 2022
Motorboot, Motorboot, ruadern tua i … AUSGABE 5/2018 Die Vorgabe war, eine Kolumne über Motorboote zu schreiben. Irgendwie landete ich aber beim Trailer zum neuesten Seglerfilm „Die Farbe des Horizonts“. Natürlich Hurrikans, Megawellen, zersplitterte Glieder, zersprungene Lippen und fehlende Masten. Ha – ein Mast fehlt auch auf dem Motorboot! Ich gestehe, meine Motorbooterfahrungen sind mager. Z. B. die Querung des Kanal Midi im Burgund per Hausboot – bei diesem Törn waren die Vorteile des Motorbootes – des geräumigen, überdachten Motorbootes – ganz klar. Erstens konnte ich und jeder andere sofort das Steuer in die Hand nehmen und losfahren. Zweitens schüttete es und ein Indoor-Steuerplatz plus feine Heizung ließen uns trocken, warm und rasch ans Ziel kommen. Allein das lässt sich mit einem Segelboot selten toppen. Segeln ist und bleibt nun einmal die Kunst, richtig nass zu werden und (manchmal) seekrank, während man langsam nirgendwo hinfährt und viel dafür zahlt (letzteres gilt besonders für Schiffseigner). Ein anderes Mal stieg ich am Lough Derg in Irland in ein Schnellboot und glühte gegen Wind und Welle einmal querab. Ich müsste lügen, wenn ich nicht einen kleinen Höhenflug ob des absurden Tempos gehabt hätte. Dazu muss ich sagen, als Seglerin empfinde ich natürlich bereits zwölf Knoten als sehr sehr schnell – da heben dich 30 Knoten ganz aus dem Hocker. Vor allem, wenn man selbst die Hand auf dem Gasknüppel hält. Auch hier überwogen die Vorteile eines Motorbootes, als ich die Segler hinter uns in Ölzeug und Nieselregen gegen die gemeinen kleinen Seewellen anstampfen sah. Weiters hätte ich noch Elektrobootfahren auf der alten Donau (ausnahmsweise mit Besuch aus der Schweiz wegen totaler Flaute) anzubieten und natürlich Erfahrungen im Dingi-Fahren. Vom Segelboot zum Strand/Restaurant/Riff/Nachbarschiff. Gerade habe ich meinen Skipper gefragt, was unser Beiboot-Außenborder an PS zu bieten hat? „9,8!“ Sohnemann Finn schüttelt entrüstet den Kopf „ Das weißt du nicht? Nach 15 Jahren?“ Ach Gott, diese empfindlichen (Dingi-)Motorbootfahrer … Wo wir gleich bei den Animositäten, Vorurteilen, Diskrepanzen zwischen Seglern und Motorbootfahrern wären. SO VERSCHIEDEN, SO GLEICH? Motorbootfahrer rücksichtslos, Segler im Weg, Motorbootfahrer Tempojunkies, Segler Masochisten, Motorbootfahrer checken nichts von der Natur und den Elementen um sich, Segler kommen nie dort an, wo es geplant war. Motorbootfahrer Sind Motorbootfahrer wirklich rücksichtslos und Segler Masochisten? ankern zu nahe, Segler nehmen sich die ganze Bucht … So manches mag stimmen oder auch nicht – und manchmal ertappe ich mich selbst in der Vorurteilsfalle. Damals zum Beispiel in einer wunderschönen Bucht auf Cres, als sich uns eine Motoryacht mit aufgeregtem Speed näherte und wir schon bereit waren, die Ankerleine zu kappen, die Motor - yacht so knapp vor uns abbremste, dass die Bremswelle meinen Espresso vom Tisch abräumte. Mit geschwollem Hals erhob sich mein Skipper und ich mit geölter Stimme, als wir der freundlich lachenden Gesichter der Motorbootcrew gewahr wurden. „Ihr seid doch die Rishos! Würdet ihr uns euer Buch Wellenzeit signieren?“ Dabei winkte der Motor yacht-Skipper mit dem Buch wie ein Flugzeuglotse. Da waren sie, unsere „liebsten“ Motorbootfahrer! Wir tranken schwitzend in ihrem Minicockpit eiskalte Cola und abends auf dem großzügigen Deck der Risho Maru einen lauwarmen Sundowner. Worum geht‘s eigentlich bei dieser Motorboot/Segelboot-Diskus - sion? Der schottische Kinderbuchautor Kenneth Grahame hat die Antwort für mich bereit und bringt damit meines Erachtens beide Seiten beträchtlich näher: „Believe me, my young friend, there is nothing, absolutely nothing, half so much worth doing as simply messing about in boats.” Fair winds! FOTO: SHUTTERSTOCK OCEAN WOMAN 2022 45
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