Der Hafen. Die Artenvielfalt im Überblick. Der Popo – spannender Ausblick für den Steuermann. Der Ire: gemütlich und immer ein Guinness an Bord. Die Deutschen: Alles perfekt, sogar ein Dingi-Fender ist an Bord. Der Tüftler: ein Tender Marke Eigenbau. pumpten hingegen erstaunlich oft noch während sie Richtung Land steuerten ihre Dingis auf. Was sehr kunstfertig aussah und besonders bei der Abfahrt vom Supermarket- Ponton, vollbepackt mit Einkäufen, fast olympiareif wirkte. Immer nur sitzend sah ich James, den Iren. Sehr gemütlich, fast ein bisschen österreichisch. Auffallend auch ein junges Pärchen – hintereinander stehend. Sie vor ihm – bis es ihm offensichtlich zuviel wurde und er sich setzte – mit wunderbarer Aussicht auf ihr Hinterteil. Vielleicht waren das Amerikaner? Familien mit Kindern saßen prinzipiell. Hatte wohl etwas mit der Vorbildwirkung zu tun. „Nein, du darfst nicht im Dingi stehen, der Papa sitzt ja auch!“ EMANZIPATION UND DINGI – EINE KURZE GESCHICHTE Meist steuern die Männer. Und wenn einmal die Frauen dran sind, sind meist so viele Kinder an Bord, dass trotz kräftigem Außenborder nicht mehr als Rudertempo zu erreichen ist. Bis auf diese flotte Blondine mit Tattoo, die mehrmals an unserem Schiff vorbeidüste und meinen Mann freundlich grüßte. Im Sitzen. Naja. Ausnahmen bestätigen die Regel. Toll auch die Individualisten unter den Dingi-Besitzern. Dingi mit Auslegern, Glasboden und Heizung! Das waren übrigens Deutsche. Ich habe das dann mit dem Stehen sofort ausprobiert. Lustig. Blöd war, als Peter abbremste, während ich noch stand und eine gemeine Bugwelle über unsere gesamten Einkäufe schwappte. Gut war, dass nur meine Füße nass wurden und nicht meine Hose. Denn woran erkennt man Dingi- Besitzer an Land sofort? Am nassen Popo. In der Karibik ankert man meist frei in einer Bucht und relativ weit weg vom Land. Gibt es einen Steg zum Anlegen, ist das super. Muss man am Strand anlegen, kann man froh sein, einen Surfer als Ehemann zu haben. Die Atlantik welle, für Landratten ein gemütliches Geklatsche am Strand, hat schon so manchen Dingi-Fahrer zum 42 OCEAN WOMAN 2022
Unser Dingi: Gebrauchsgegenstand in perfekt gewartetem Zustand. U-Boot-Kapitän werden lassen. Kommt die Welle und man surft sie nicht mit Geschick und Dingi ab, kentert auch das beste Beiboot. Alles unter Wasser, nicht gut für Fotoapparat, Handy, Lieblingssonnenbrille, Kreditkarten und gar nicht gut für Außenbordmotoren. Schlucken die mal Salzwasser, gibt es meistens Ärger. AUSSENBORDMOTOREN – JE STÄRKER, DESTO BESSER Oder ist es etwa lustig, drei Tage Knäcke brot zu essen, nur weil der Wind so böse bläst und man seinem Dingi-Außenborder die Fahrt „Die Dingis sind so verschieden wie ihre Besitzer.“ zum Ort nicht zutraut? Und der Duft von frischem Baguette aus der ach so fernen Dorfbäckerei einen an der Reling lechzen lässt? Schließlich schafft man es an Land. Da verkettet man sein Dingi am besten mit Stahlseil und Schloss, damit es ja keiner stiehlt. Denn das passiert in der Karibik angeblich sehr oft. Ich glaube, wesentlich öfter passiert es in der Karibik, dass Dingi- Besitzer einen Rum-Punsch zuviel trinken und dann keiner mehr sicher ist, wer eigentlich das Dingi festgemacht hat oder wie. Schön auch die Geschichte des wiedergefundenen Dingis, das vom Besitzer um teures Geld zurückgekauft werden musste, oder die Geschichte von Mascha. PER DINGI ZUM RENDEZVOUS Mascha, die wir in Tobago kennenlernten, segelte mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern auf dem wunderschönen alten Segelboot Vilona May. Sie hatten zwei hölzernen Ruderboote als Dingis, ohne Motoren, aber dafür mit einem kleinen Mast, den man aufstellen konnte und dann eben an Land segelte. Einst sah Mascha ein „gestohlenes“ Dingi ins offene Meer treiben und holte es rudernd zurück, da kein Wind vorhanden war. Nach einer Stunde kräftigen Ru- OCEAN WOMAN 2022 43
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