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OceanWoman Band 2 (2022)

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Von der Schleiferin auf Curacao über die Küchenhilfe auf den Tuamotus bis zur Skipperin bei Sturm über Neukale­donien. Nach dem großen Erfolg der OceanWoman Sonderausgabe 2018 ist 2022 der zweite Band erschienen. Diesmal mit einem Best-of 2018–2022 der Berichte unserer OceanWoman-Kolumnistin Alexandra Schöler. Mit vielen neuen und unterhaltsamen Geschichten aus der Welt der Langfahrtsegler – abenteuerlich, erheiternd und auf bewegende Weise den Horizont erweiternd.

Schafskäse auf Tonga

Schafskäse auf Tonga AUSGABE 6/2020 Ann kocht gern, gut und gesund. Ich sitze im großen gemütlichen Salon der Magnum, einem wirklichen Kuschelschiff. Vor den Salonfenstern ein Königreich: Tonga. FOTOS: SHUTTERSTOCK Ann ist Irin, verheiratet mit dem nach Kalifornien ausgewanderten deutschen Architekten Uwe. Aus der Kinderkoje hört man Kinder lachen. „Findet Nemo“ zum x-ten Mal – der Lieblingsfilm aller Segelkinder damals. Ann hackt gerade Pignolienkerne. Auf Tonga gekauft? Aus Panama – vakuumverpackt. Kürbisstücke rösten im Ofen. Kürbis aus Fiji, hält ewig. Apropos Fiji. Was für eine Überfahrt! Ann: „Rough seas. I fail to understand how anyone can enjoy that.“ Ja, ich versteh’ die Leute auch nicht, die Starkwind so toll finden. Größte Angst? „Mann über Bord!“ – und damals, als Ann nach der Beinahe-Kollision in Indonesien das erste Mal in ihrem Leben Valium nahm und trotzdem nicht einschlafen Anns Penne mit Kürbis und Schafskäse 1,5 kg Kürbis in 2 cm-Würfel, 1 TL Rosmarin, 4 zerdrückte Knoblauchzehen, 2 EL Olivenöl, 500 g Penne, 1 EL Butter, 1 geschnittene Zwiebel, 1 EL Honig, ½ l Brühe, 150 g Schafskäse zerbröselt, Parmesan. konnte. Dennoch, welch ein Glück, diese Reise machen zu dürfen! Das „special bond“, Töchterchen Karas besondere Bindung zu ihren Eltern. Viele Eltern kennen ihre Kinder gar nicht, meint Ann – ich stimme ihr zu. Die Nähe, die man durch eine gemeinsame Reise mit seinen Kindern aufbaut, ist eines der größten Geschenke, die man ihnen und sich selbst machen kann. Penne ins kochende Salzwasser. Ich nehme noch schnell den letzten Schluck irischen Tee – köstlich. Ein Glas Rotwein steht bereit. Auch köstlich. Hier erinnert gar nichts an Schiffsküche, wie sich das manche vorstellen. Kein Dosenfutter oder Plastikgeschirr weit und breit. Ann krümelt Schafskäse über den gerösteten Kürbis. Schafskäse auf Tonga? Kürbiswürfel mit Knoblauch und 1 El Olivenöl in einer Pfanne in den vorgeheizten Ofen geben, bei 200 °C gut 30 Minuten rösten, bis der Kürbis goldfarben und weich ist. Penne bissfest kochen und mit der Butter mischen. Die Zwiebel für 3 bis 5 Minuten in der Pfanne mit dem restlichen Olivenöl an braten, den Honig beifügen und 2 Minuten braten, bis der Zwiebel karamellisiert. Brühe einrühren und weitere 7 Minuten leicht köcheln lassen, bis die Brühe etwas einreduziert ist. Weichen Ofenkürbis damit übergießen und mit Schafskäse einige Minuten überbacken. Tipp: Schafskäse ist gekühlt bis zu 3 Wochen haltbar! Schafskäse in Öl hält auch ungekühlt monatelang. „Yes!“ Entdeckt auf Fiji, Ursprung Neuseeland, eigenhändig in Öl eingelegt. Dann holt Ann auch noch ein großes Stück Parmesan aus dem Kühlschrank. DEN PAPRIKA DENKE MAN DAZU Vakuumgerät ist eines der Musthaves in der Galley einer Fahrtenseglerin, beteuert Anne. Parmesan, gekauft auf Tahiti vor zwei Monaten. Ich nasche heimlich vom frisch geriebenen Käse. Die bissfesten Penne werden auf den Tellern verteilt, darüber die mit Schafskäse überbackenen saftigen Kürbisstücke. Zum Schluss Pignolienkerne und, falls vorhanden, frischer Tomatensalat! Mit Basilikum (!), gekauft auf dem Gemüsemarkt des kleinen Örtchens auf der Insel Neiafu, deren Lichter sich im ruhigen Wasser der Ankerbucht spiegeln. Zum Nachtisch kramt Ann aus dem Kühlschrank Schokolade – meist ist das Gesuchte ganz unten und dann holt man bei rollendem Schiff alles raus und räumt es wieder ein. „A pain!“, da werden wohl viele beipflichten! Zum Abschluss: frisch gemahlener Kaffee! Nächstes Must-have an Bord – eine Kaffemühle. Ann schenkt mir zum Abschied ein Stück Schafskäse. Gleich am nächsten Morgen erforsche ich auf eigene Faust den Inselmarkt und entdecke nicht nur herrlich aromatische Tomaten, sondern auch Gurken. Zwiebel sind immer an Bord und die Paprika denken wir uns dazu, als wir den fast ori ginal griechischen Salat essen. Oliven? Natürlich an Bord! Und griechische Weinblätter. Wenn schon Dosen, dann diese! 22

Sam und die Wikinger AUSGABE 3/2021 Sicher, manchmal ist es nicht so toll, das Segeln. Aber wenn man dabei ist, sein Leben zu ändern, gib es eben auch schlechte Tage, oder? Samantha, kurz Sam genannt, tauchte mit dem Kopf aus dem Niedergang der Windcharger auf. Neben ihr Jessica, vier Jahre, blonde Korkenzieherlocken, dann Ehemann Lloyd – Colin Firth – die jüngere Version – müsste sich fürchten, würde Lloyd statt zu segeln schauspielern! Und dann krähte von unten „little Tom“, das Baby an Bord, ein Jahr alt. Das war Familie Robinson! Die hießen wirklich wie die berühmte Aussteigerfamilie und lebten seit zwei Jahren auf dem Schiff, als wir sie in Lanzarote kennenlernten. Eigentlich sollte Lloyd Atom-U-Boote schüt- zen für England, aber irgendwann setzte er sich zu den Greenpeace - leuten vor der Marine-Basis und trank mit ihnen Tee. Sam vermietete er seine Wohnung – er war ihr „Landlord, wie es so schön poetisch im Englischen heißt. So lange, bis Sam die Miete nicht mehr zahlen konnte, dann heiratete er sie. So zumindest seine Version. Beim ersten Date erzählte er Sam von seinem Traum, auf dem Schiff zu leben. Und Sam sagte: „Ok then!“ Sam war von ihrem Job als Bank angestellte völlig ausgepowert und perspektivelos. Nach Jessicas Geburt suchten Sam und Lloyd ein Schiff, zeugten little Tom, lebten die erste Zeit in Portugal in einem Fluss, wagten dann den Törn in den Atlantik. „It’s hard work“, gestand mir Sam – ein kleines Mädchen und ein Baby auf einem Schiff. „Es ist wie eine große Lupe auf unserer Beziehung.“ Vor den Nächten auf See hatte Sam entsetzliche Angst. Einmal war sie sicher, ein Container würde sie gleich rammen und sie überlegte krampfhaft, welches ihrer Kinder sie zuerst retten müsste und wo sie die verdammte Babyschwimm weste verstaut hatte. Aber es passiert nichts in diesem Augenblick. In diesem „Augenblick“, in dem Sam, seit sie segelten, zu leben versuchte. Echte Herausforderung, wobei – wenn ihr Jessica um die Ohren fegte und little Tom Flip-Flops über die Rehling warf, gab es nichts anders im Leben. OH MY GODNESS! Außer Lasse. Der 20-jährige dänische Wikinger heuerte als Crew über den Atlantik an und klein Jessica hing anbetungsvoll an seinen Lippen. Wenn Lasse „nein“ sagte, war es ein „Nein“. Wow – und Sam hatte Zeit, etwas zu lesen und sich zu rasieren! Mit Schamesröte im Gesicht erzählte sie mir, wie sie in Lanzarote das elegante Marina - schwimmbad besuchte und zurück auf dem Schiff Wildwuchs an bestimmten Stellen ihres Körpers bemerkte. Oh my goodness! Mir ist das damals nicht aufgefallen, Sam könnte einer Jane-Austen-Verfilmung entsprungen sein. Und die Liebe zu Lloyd? „I trust him with my life.“ Sicher, manchmal ist es nicht so toll, das alles. Aber wenn man dabei ist, sein Leben zu ändern, gibt es eben auch schlechte Tage, oder? Außerdem, irgendwie glaubte Sam, dass die schlimmen Dinge woanders passieren. Auf der Windcharger spielten sie Scrabble am Abend, redeten miteinander, hatten die Kinder ganz nah, keiner zu Hause konnte sich das vorstellen und Sam konnte sich nicht mehr vorstellen, zu Hause zu leben, jeden Abend fernzusehen, wie ihre Mutter. Als wir kurz vor Weihnachten in die Piratesbay auf Tobago einsegelten, winkten uns die Robinsons an Bord – es gab frisch gebackenes Coconut Bread zum frisch gefangenen Tuna! Oh my goodness! Sams Tobago inspired Coconut Bread Zutaten Basic: 1 Dose Kokosnussmilch, 250 ml Wasser, 2 EL Zucker, 1 EL Hefe (1 Pkg. Trockenhefe), 1 kg Mehl, 1 Eigelb Zubereitung: Alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig verkneten, acht Kugeln formen. Diese in eine bemehlte Backform (z. B. Auflaufform) nebeneinander setzen, 1 Stunde gehen lassen. 35 Minuten bei 200 °C backen. Luxus: Eine frische Kokosnuss! Von einer Palme herunterholen, mit einer Machete aufschlagen, das Kokosnussfleisch fein reiben und auspressen – so erhält man die fruchtige Kokosmilch. Tipp: Den Teig ordentlich kneten und in die Schüssel knallen! Sam: „The perfect workout to tone your arms!” OCEAN WOMAN 2022 23

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