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OceanWoman Band 2 (2022)

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Von der Schleiferin auf Curacao über die Küchenhilfe auf den Tuamotus bis zur Skipperin bei Sturm über Neukale­donien. Nach dem großen Erfolg der OceanWoman Sonderausgabe 2018 ist 2022 der zweite Band erschienen. Diesmal mit einem Best-of 2018–2022 der Berichte unserer OceanWoman-Kolumnistin Alexandra Schöler. Mit vielen neuen und unterhaltsamen Geschichten aus der Welt der Langfahrtsegler – abenteuerlich, erheiternd und auf bewegende Weise den Horizont erweiternd.

Traumhaftes Wasser

Traumhaftes Wasser bedeckt die Korallen, dahinter Strand, Hütten und das kleine Kokoswäldchen. kleinen, glasklaren Naturpool, von Korallen gesäumt. Valo steckte gerade eine Zeh ins Wasser. Schwimmen? Nein danke! Und den Geruch des aus dem Kopra gewonnenen Kokosöl mochte sie auch nicht. Es wurde zu Kokosseife und Bodylotion für die Resortgäste verarbeitet – in Tahiti. Valo freute sich viel mehr über den Nivea-Deo stick, den ich ihr schenkte! Am Nachmittag lag schon das Arbeitsschiff aus Papete in der Bucht, die fünf hart erarbeiteten Säcke Kopra wurden gemeinsam mit Fisch geladen. Wieder senkte sich ein rosa-pink-violetter Sonnenuntergang über die Lagune. Kitsch as Kitsch can! Die Gäste kamen. Gekonnt wälzte ich den Papageienfisch in den Kokosraspeln und buk ihn heraus. Valo plauderte fröhlich mit zwei etwas steifen Amerikanern, die Engländer nippten vergnügt an ihrem Rum mit Kokosmilch und Limette. Der französische Einhand-Segler Eduard, sonst verschwiegen wie ein Grab, kam richtig in Fahrt bei der Vorspeise: Poisson cru, erstmals von mir zubereitet! Wer Kokos nicht mag, ist hier verloren. Zum krönenden Abschluss servierte Valo wie schon am Vorabend ihren Coconut Pie. Die Salzburger Nockerl Polynesiens. Ich könnte unendlich viele Geschichten von diesen drei Wochen im Paradies erzählen. Von Valos Perlenzucht, den schwarzen Perlen der Südsee – grün, aubergine oder grau schimmernd. Bei all der Schönheit denke ich an das ziemlich brutale Aufstemmen der Austern, um ihnen einen geschnitzten Kern aus Muschel einzusetzen und der Ausspruch „verschlossen wie eine Auster“ wurde mir schmerzlich bewusst! Aber noch heute trage ich meine Perle aus Tuao an einem Lederbändchen um den Hals. Sie ist nicht perfekt, etwas unrund und vom Farbton ungleichmäßig, aber das ist gut so. Denn auch die paradiesische Welt von Valo und Gaston ist nicht perfekt. Vielleicht versinkt ihr Atoll in den nächsten Jahren, beim nächsten Hurrikan, weil auf der anderen Seite der Welt zuviel Auto gefahren wird, zuviel Dreck in die Atmosphäre gepumpt wird. Zuviel Fleisch gegessen, zuviel Geld gemacht wird. Zuviel Gier und Desinteresse herrscht. Was in Tuao perfekt war, war das Leben von Valo und Gaston im Einklang der Natur. Ihre Offenheit im Umgang mit anderen Menschen. Und ihre selbstverständliche Freundlichkeit. Ich denke immer wieder dran. Und ertappe mich immer öfter dabei, dass ich es flüstere, das Zauberwort – zu mir, zu Peter, zu Finn, zu unseren Seglerfreunden, die auch da waren: „Tuao“. Und schon bin ich dort! Hier möchte man mit dem Dingi anlanden und nie wieder fortfahren. „Hier lebt Gaston, ein echter Wassermann.“ Köstlicher können die Früchte des Meeres nicht sein als in Tuao. 18 OCEAN WOMAN 2022

Klein, aber oho! AUSGABE 4/2020 Alexandras Kombüse hätte wohl auch Paul Bocuse zur Freude gereicht … Die Kombüse: Vieles, was darin gezaubert wird, hat Stürme erträglicher gemacht, in Flautenzeiten kulinarische Highlights hervorgebracht, Abende in Buchten verzaubert, Nachtwachen erleichtert und frühe Morgenstunden beseelt. Es ist also nicht zu unterschätzen, was dieser wichtige Teil eines Schiffes zu verantworten hat! Die Küche auf unserer Risho Maru ist klein. Puppenküche sag ich immer. Vorteil dabei: Man hat alles in Griffnähe! Außer Plastikgeschirr – das gibt’s bei mir nicht. Ok., eine Ausnahme: die große Salatschüssel! Glücklich bin ich mit meinen orange/cremefarbenen Café au lait-Schalen aus Papete. Liegen perfekt in der Hand. Und natürlich mein Lieblingshäferl aus San Pietro in Italien, mit Blumen auf sonnengelbem Tongeschirr. Immer dabei unsere Blechteller – geblümt und emailliert – aus Ithaka. Rostfrei, hübsch, unkaputtbar und gleich alt wie der Junior-Skipper, nämlich 20 Jahre! Wir trinken Wasser aus ehemaligen Joghurtgläsern aus Italien, Wein oder Pastis aus tunesischen Teegläsern aus Menorca. Ein kleiner Wok, beschichtete Bratpfanne und der Spaghetti-Topf stehen in zwei Fächern übereinander unter der Spüle. Süßwasser- und Meerwasserpumpe – spart Wasser, klar! Nudelsieb, großer und kleiner Kochtopf. Wohin mit den Deckeln? Hab ich nie wirklich gelöst – irgendwer eine Idee? Nachkochen an Bord: Alexandras flottes Fladenbrot Zutaten 500 g Mehl, 2 TL Backpulver, 1 TL Salz, 1 TL Olivenöl, ca. 300 ml Wasser Zubereitung Alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig kneten, fünf Minuten rasten lassen. In mandarinengroße Bällchen teilen, auf einer leicht bemehlten Fläche dünn auswalken. In einer heißen Pfanne ohne Fett beidseitig hellbraun herausbacken! In selbstgenähten Stoffsäcken bringe ich Kochlöffel, Nudelwalker, Schneebesen, Spaghettizange etc. unter. Unsere Kühlbox ist klein und nur selten in Verwendung. Nicht wirklich nötig, hat sich nach den viereinhalb Jahren um die Welt herausgestellt – nun ja, darüber lässt sich sicher trefflich diskutieren. Anders hingegen der Backofen. Das tägliche Brot, die Geburtstags - torte, der Osterzopf, meine Sturmbrownies, die Dosen-Spinatlasagne, Rosmarinkartoffel, Nudelaufläufe, Melanzane gratinate, Pizza und vieles mehr! Natürlich auch gegarter Fisch aus dem Backofen. Über dem Küchentisch in einem Regal mit extrahohem Rand Zucker, Salz und Gewürze wie Oregano und Co., Kümmel, Currymischung, Zimt … Ein Regal im Stauraum gleich neben dem Herd ist reserviert für Tomatendosen, Kokosmilch, Mais, Nudeln, Mehl. Direkt darunter die Süßigkeitenkiste für den Skipper. Für mich die Grissini- und Cräcker- Box. Salzige Snacks und Schokolade sind bei Ozeanüberquerungen essen ziell, beim Insel-Hopping in Passt zu Pecorino, Kapern, Zwiebel in Balsamico-Essig, getrockneten Tomaten, Mozzarella, Olivenpaste, Basilikumpesto u.v.m. Kroatien oder Griechenland machen sie aber auch gute Stimmung! Ha, fast vergessen: meine zwei griechischen Blechpfannen für den Ofen – perfekte Arbeitsgeräte an Bord und daheim in Wien. Die Teekanne aus dem Yemen und die Zuckerdose aus Vanuatu – so viele Erinnerungsstücke! Im offenen Regal (Katamaran!) unter dem Küchentisch: Olivenöl, Balsamico-Essig, Maiskeimöl und Gläser mit Essiggurken – Captains favorite, vor allem in Kombination mit kroatischen Pasteten. KÜCHENFENSTER IN DIE WELT Das Schönste an meiner Kombüse? Der Blick aus der Luke! Auf grüne Inseln, Wüstenberge, blaue Lagunen, Delfine, meinen Sohn und meinen Mann, wenn sie mit dem Dingi herbeirauschen, pink-orangefarbene Sonnenuntergänge, Lichter einer fremdem Stadt, schwimmende, lachende Kinder in Vanuatu, winkende Fischer in Sri Lanka, die Schiffe unserer Freunde in der sanften Brise eines ruhigen Anker - platzes. Auf Rovinj während einer Bora und den Kvarner bei Flaute. Mein Küchenfenster in diese Welt. Unvergesslich. Schön. Vor allem bei Sonnenuntergang – an der italienischen Adria zum Beispiel. Idealer Speisebegleiter: mein flottes Fladenbrot und dazu, was man so in der Kombüse findet, wenn man zuvor italienisch einkaufen war! OCEAN WOMAN 2022 19

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