Ocean7
Aufrufe
vor 1 Jahr

OceanWoman Band 2 (2022)

  • Text
  • Weltumseglerin
  • Alexandra schöler
  • Risho maru
  • Segeln
  • Oceanwoman
Von der Schleiferin auf Curacao über die Küchenhilfe auf den Tuamotus bis zur Skipperin bei Sturm über Neukale­donien. Nach dem großen Erfolg der OceanWoman Sonderausgabe 2018 ist 2022 der zweite Band erschienen. Diesmal mit einem Best-of 2018–2022 der Berichte unserer OceanWoman-Kolumnistin Alexandra Schöler. Mit vielen neuen und unterhaltsamen Geschichten aus der Welt der Langfahrtsegler – abenteuerlich, erheiternd und auf bewegende Weise den Horizont erweiternd.

Wie im Bilderbuch:

Wie im Bilderbuch: schöner kann ein Ort einfach nicht sein. und vor der Terrasse um die durchs Wasser schimmernden Korallen - köpfe spielten bunte Rifffische. Im Türkis der Lagune schwebte Risho Maru. Ilse von der Esperanza, auch eben hier angelandet, schüttelte mich: „Aufwachen! Das hier ist echt. Für die nette Boje müssen wir nicht bezahlen, aber einmal essen gehen. Valo führt hier ein Restaurant für Segler. Alles klar?“ Keine fünf Minuten später stand ich mit Valo im Garten ihres Hauses und pflückte Blumen für die abendliche Tischdekoration. Ich zauderte, diese prachtvollen Hibiskusblüten und Tiaren abzureißen. Valo lachte: „Tomorrow again!“ Es sollte sich herausstellen, sie blühten jeden Tag aufs Neue. Finn düste mit einer Scheibtruhe um die Ecke, darin Wasserflaschen. „Ich geh’ Wasser holen, der Gaston hat mir die Regentonne gezeigt“. Später rechte er das Laub im Garten. Peter war bei der Großmutter im Nebenhaus verschwunden und rätselte mit Helmut von der Esperanza über dem spuckenden Generator. Sie würden eine Lösung finden. Sie hatten ja Zeit! Zur Risho kamen wir erst nach Mitternacht wieder. Nach einem gigantischen rosa-orange-pinkfarbigen Sonnenuntergang. Nach über Holzkohle gegrillten Garnelen, nach Papageienfisch mit Kokoskruste, Poisson cru – dem rohen, fein marinierten Fisch in Ko kosmilch, nach Sashimi vom Thunfisch, nach Ukulelenklängen, französischen Chansons und viel Lachen und guter Laune. Wir beschlossen zu bleiben. Valo brauchte eine Küchenhilfe. Ich war bereit, bei ihr in die Lehre zu gehen! Schon am nächsten Morgen, als wir unser Dingi am hölzernen Steg vertäuten, rief mich Valo zu sich. Sie saß auf einem wackeligen Stuhl vor der Küche unter einem schattigen Kavabaum und knetete Teig in einer großen Schüssel. Nein, eher schlug sie auf ihn ein! Mehl staubte in die Luft! „Is good, if husband was not good!“ Bum! Uff, der arme Gaston. Ich wusste nicht, was er ausgefressen hatte, Valo, eine grandiose Köchin und liebenswerte Freundin. aber Valo schien etwas verstimmt. Sie drückte mir die Teigschüssel in die Hand und ließ mich weiterkneten. „Coconutbread – tres bon – for stomach!“ Wir sprachen in einem englisch-französischen Kauderwelsch. Valos Englisch war so gut wie mein Französisch. Violet, Valos Mutter, gesellte sich zu uns und schabte Kokosnussraspel. Heute abend wollte Valo einen Coconut Pie backen. Finn spielte Fußball mit den Hunden und jagte die Hühner mit größtem Vergnügen durch den Garten. Gut für Finn, schlecht für die Hühner – zumindest für ihr Fleisch, denn das Coconut-Curry am Abend schmeckte etwas zäh. „Valo brauchte eine Küchenhilfe und ich war bereit, in die Lehre zu gehen.“ 16 OCEAN WOMAN 2022

Das gesamte Leben in Tuao spielt sich im Freien ab. Klar, bei dem Wetter … Bunt und fröhlich – selbst trocknende Wäsche ist ein herrliches Fotomotiv. Music in the air – hier ist selbst der Alltag musikalisch ... Aber egal – wer isst schon Huhn, wenn es frischen Lobster gibt? Gaston war in der Nacht zuvor am Riff Lobster fangen gewesen. Barfuß hüpfte er die halbe Nacht auf den spitzen Riffkanten herum und nütze die Ebbe, um die Verstecke der Lobster zu finden. Alles im Mondschein. STOCK UND HARPUNE Gaston war ein richtiger Wassermann. Peter beobachte ihn an diesem Tag bei der Arbeit. Mit Gastons Schnellboot düsten sie über die Lagune zu einer großen Fischreuse. Der Fang war beachtlich. Mit der Harpune ließ sich Gaston in das Becken gleiten, um gleich wieder aufzutauchen. „Yellow Shark! Stick!“ Peter reichte ihm einen langen Stock und Gaston tauchte wieder ab. Mit Herzklopfen sah Peter durch seine Taucherbrille im sicheren Dingi, wie Gaston dem Zwei-Meter-Hai den Stock auf die Nase knallte. Der Hai zog sich daraufhin beleidigt zurück. Am Außenriff tauchte Gaston nur mit Taucherbrille in 15 Meter ab. Durch das glasklare Wasser beobachtete Peter, wie Gaston sich auf den Meeresboden legte, einen nichts ahnenden Papageienfisch anvisierte und mit der Harpune abdrückte. Zack! Papageienfisch mit Kokosraspel war für diesen Abend gesichert. Valo indessen stand mit mir in ihrer reizenden Küche, barfuß mit Schürze und klagte, dass das Tauchen nicht gut sei für die Männer. Ihr Vater war früh gestorben und auch ihr Onkel. Sie machte sich natürlich Sorgen um Gaston. Valos Schwester Lisa schaute bei der Tür herein. Die Damen standen etwas in Konkurrenz wegen der Segler und schon war ich von Lisa zu einem Inselspaziergang eingeladen. Finn begleitete uns, ebenso wie die Hunde, wobei Balu an die Leine musste, da er erst kürzlich eines von Lisas Schweinen gebissen hatte. Wir spazierten über sandige, blumenübersäte Wege zu Lisas Anwesen keine 500 Meter entfernt. Sie hatte einige kleine Bungalows, die Pension Matariva, die verlassen wirkten. Auch bei Lisa wurde gebacken. Lisas Tochter, eine richtige Südseeschönheit, stand knetend in der Küche. Eigentlich studierte sie in Papete, aber es waren Ferien. Am Nachmittag umrundeten wir die kleine Insel. Balu führte uns und jagte in der flachen Lagune die Schwarzspitzenhaie. Auf der windgeschützen Seite wurde es wirklich heiß und schwitzend ließen wir uns wieder im Schatten des Kavabaums nieder. Valo und Violet sammelten gerade Kavafrüchte. Sie schmeckten nach Litschis und wurden wie Eier geschält. Am Abend wieder ein Festmahl, ich durfte mitkochen und servieren, Peter half beim Grillen, Finn räumte Geschirr ab und füllte Wasser nach. Als die Seglergäste gegangen waren, aßen wir mit der Familie. Und bekamen unseren nächsten Job. Der nächste Tag sollte der Kopraarbeit gewidmet sein. Um acht Uhr würden wir vom Schiff abgeholt werden. KOKOS MUSS MAN MÖGEN Die winzige Insel Paquai – übersetzt „Allein“ – lag weit draußen in der Lagune. Gaston vollführte mit seinem selbstgezimmerten Holzschnellboot plus 150 PS-Außenborder ein Slalomrennen zwischen den Korallenköpfen. Das Kokoswäldchen von Paquai schütze uns gut vor der Sonne, aber die Arbeit war hart. Peter versuchte, die Kokosnüsse mit einem speziellen Eisen haken aufzubrechen. Schweiß tropfte auf seine bald mit Blasen übersäten Hände. Gaston knackte die Nüsse fast wie nebenbei. Wir Frauen flochten aus den Palmblättern Matten, die zum Trocknen der Kokosstücke dienen sollten. Handarbeiten war nie meine Stärke und ich denke, mit meiner außergewöhnlich schlecht geknüpften Matte habe ich einen bleibenden Eindruck bei Valo hinterlassen! Valo lachte nur, war froh, dass ihr die Seglerinnen Arbeit abnahmen und breitete auf einem Holztisch im Schatten das Mittagsmahl aus. Kokosbrot und rasch über einem kleinen Feuer gegrillter Fisch. Zur Abkühlung legten wir uns in einen OCEAN WOMAN 2022 17

Erfolgreich kopiert!

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy