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OceanWoman Band 2 (2022)

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  • Weltumseglerin
  • Alexandra schöler
  • Risho maru
  • Segeln
  • Oceanwoman
Von der Schleiferin auf Curacao über die Küchenhilfe auf den Tuamotus bis zur Skipperin bei Sturm über Neukale­donien. Nach dem großen Erfolg der OceanWoman Sonderausgabe 2018 ist 2022 der zweite Band erschienen. Diesmal mit einem Best-of 2018–2022 der Berichte unserer OceanWoman-Kolumnistin Alexandra Schöler. Mit vielen neuen und unterhaltsamen Geschichten aus der Welt der Langfahrtsegler – abenteuerlich, erheiternd und auf bewegende Weise den Horizont erweiternd.

Küchen in der Sü 14

Küchen in der Sü 14 OCEAN WOMAN 2022

Ich denke oft daran. Und manchmal, wenn der Rummel, der Stress, der Verkehr zuviel wird, dann flüstere ich das Zauberwort „Tuao“. Und bin kurz dort. Im Paradies auf Erden. Das wir sehen durften. Mitten auf den Tuamotus. Auf dem wir lebten wie echte Polynesier mit unserer polynesischen Familie. Für drei perfekte Wochen. hilfe dsee Valentine – kurz Valo genannt – und ihr Ehemann Gaston sind Perlenzüchter und Fischer auf Tuao. Tuao ist ein kleines Atoll, rund 150 Seemeilen östlich von Tahiti. Zwei Familien leben dort. Teilen sich das kleinen Eiland und versuchen in Eintracht zu leben, was nicht einfach ist, bedenkt man, wie schwierig Nachbarschaft sein kann und wie schwierig es ist, so unausweichlich nebeneinander zu existieren auf wenigen Quadratkilometern. „Da müsst ihr hin“, riet uns Gerhard von der Balu über die Funke, als wir gerade den Pazifik überquerten. Einige Wochen später verließen wir die Marchesas mit Ziel Tuamotos und letztendlich entschied der raue Wind, wo es hinging. TUAO DIREKT Wir sahen einige Palmen am Horizont, dann einige Schiffsmasten. Zitterten durch die Riffeinfahrt – müde, nass nach drei Tagen am Wind segeln, hängten uns in eine Boje und gingen schlafen. Am Nachmittag klopfte jemand an unser Schiff. Gaston. Ein drahtiger, fescher Wassermann. „Bonjour, Welcome to Tuao. You are ok.?“ Ich blinzelte in die Nachmittagssonne, die Lagune glitzerte türkis, an Land einige Pfahlbautenhäuser, ein Hund bellte, sonst Stille. Es war einfach wunderschön. Gaston kontrollierte mit uns noch mal die Boje, befand alles als gut und freute sich, uns bald an Land zu sehen. „Valo made coffee“. Ok. Das war mein Stichwort, Dingi ins Wasser, die restlichen Bananen- Muffin als Mitbringsel. Los! Valo drückte uns wie alte Freunde an ihren wogenden Busen, Blüte im Haar, steckte sich einen Muffin in den Mund und führte uns zu ihrem Haus. Dort saßen die Segler. Deswegen hatten die Schiffe am Ankerplatz so verlassen gewirkt. Auf der Terrasse frönten die Frauen dem „beading“; sie machten Muschelketten. Dosen mit Glasperlen, Muscheln, Holzknöpfen türmten sich auf dem Tisch, da - zwischen Kaffeetassen, Würfel - zucker, Kekse. Begrüßungschor mehrstimmig und mehrsprachig! Unser Sohn Finn spielte bereits mit den Hunden Balu (benannt nach dem Schiff, das uns das Tuao empfohlen hatte!) und Nicki (benannt nach einer Seglerin aus Wien!). Mein Skipper Peter gesellte sich zu Gaston und einigen anderen Seemännern, um den Fang des Tages zu bestaunen. Ich hielt meine Kaffeetasse zwischen den Händen, saß auf einem Holzstuhl, unter den Bodenplanken glitzerte das Wasser, OCEAN WOMAN 2022 15

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