Sehnsucht nach Griech „Happy the man, who, before dying, has the good fortune to sail the Agaean Sea.“ Ich kann ihm nur beipflichten, dem sympathischen Alexis Zorbas bzw. seinem Schöpfer Nikos Kazanzakis. Wichtige Korrektur: Happy ist natürlich auch die Frau! Und ich war das ganz gewiss, als ich zu meinem ersten Segel abenteuer nach Griechenland aufbrach. Vor 23 Jahren. Der Skipper damals an Bord ist heute mein Ehemann. Erster Liebesurlaub! Treffen auf Korfu im alten Fischerhafen. Ich direkt aus Wien vom Operettensommer, er tiefgebräunt vom Chartern im Ionischen Meer. Erstmals lag vor mir unsere Risho Maru, eingenistet zwischen bunten Fischerbooten. Sie schien mir riesig. Ich zog meine Schuhe aus und für den Rest des Urlaubs nicht mehr an. Der Törn war paradiesisch. Paxos, Anipaxos, Parga, Preveza, Levkas, Kastos, Kephalonia, und nicht zu vergessen Ithaka, einer der Geburtsorte von Odysseus, oder? Alles unter Spinnaker. Glatte See, blauer Himmel, Eleniko-Kaffee am Morgen, Ouzo am Abend. Segeln, easy und entspannt, erzählte ich wieder zu Hause zwischen erstem und zweitem Akt. Mein Kostüm zwickte etwas um die Taille (Moussaka, Stiffado, Calamari fritti?), meine Nase schälte sich und mein von einer Winsch malträtierter kleiner Zeh schmerzte im Tanzschuh. DER STURM NACH DER RUHE Ein Jahr später rund Peloponnes. Ich war bereit mit Sonnenbrille, Buch und Sonnenhut. Überraschung! Nach zwei Tagen klammerte ich mich abwechselnd an Skipper und Reling, Wind, Wellen, Sturm, Orkan! Mani – zu viel Gegenwind, weiter durch die Nacht, weil Ankerplätze zu unsicher, endlich um drei Uhr Früh ein Hafen. Erleichtert in die Koje plumpsen, am nächsten Morgen Flaute und zum Trocknen an Leinen hängende Oktopusse. Gythio. Ich hatte überlebt. Weiter! Drei Wochen später durch den Kanal von Korinth zurück ins Ionische Meer. Abstecher ins glutheiße Delphi, Golf von Korinth – tausende rote Quallen im Fahrwasser der Risho. Das Schiff blieb danach einige Jahre in Preveza in der Marina und ich bei meinem Skipper. Bis heute. Mit allen Salzwassern gewaschen, dachte ich. Weltumsegelung war noch in weiter Ferne, schon eher war ein Junior-Skipper auszumachen. Mit neun Monaten erstmals auf dem Schiff. Schneidender Wind, weiße Gischt, kurze, steile Wellen. Unbeeindruckt lernte Finn das Stehen am Steuerrad. 12 OCEAN WOMAN 2022
FOTO: SHUTTERSTOCK enland AUSGABE 4/2019 Naoussa, Insel Paros. Und dann das Wrack im Seegras mit Amphoren-Scherben, die kleinen Hafenmolen mit den unbequemen blauen Sesseln ganz am Wasser, die unfertigen, günstigen Marinas, entspannte Griechen, guter Salat, Retsina, die gegen den gleisenden Himmel strahlenden Inseln mit den weißen Häuschen, die knorrigen Olivenbäume, Aristophanes in Epidauros, der Leuchtturm auf Kastos Pistazien auf Egina, Fallböen auf Kythira, Motorrollerfahren auf Paros, zu Fuß auf die Choras im Dodekanes. Den Segen des Popen für eine gute Woche. Der um vier Uhr früh singend aufs Meer hinaus fahrende Fischer auf Kalamos. Griechenland hatte mich gepackt. DER BLUES DER GRIECHEN Natürlich, das ist über 20 Jahre her! Und vieles war anders geworden, als wir von unserer Weltreise heimkehrten und das Ionische Meer durchsegelten. Viele Charterschiffe. Mehr Tourismus. Aber immer noch die Griechen. Die Sehnsucht packt uns jedes Jahr. Vielleicht werden die Marinas wieder günstiger. Die griechische Musik! Sie verfolgt uns bis in den neunten Wiener Bezirk. In der Taverna Gyros gibt es immer wieder Live-Musik- Abende. Der Bouzouki-Spieler sitzt knapp vor unserem Tisch und singt den Blues der Griechen: Rembetiko. Unser Vorspeisenteller vibriert im Takt. Vom Nebentisch erhebt sich ein griechisches Paar und wiegt sich zwischen den Tischen im Tanz. Am Ende des Abends tanzen alle den Sirtaki vor der Bar. Der Koch aus Kreta führt an. Der Chef aus Thessaloniki macht den Schluss, dazwischen Griechen und sehnsüchtige Österreicher. Männer und Frauen. Happy. καληνύχτα! Typisch griechisch: zum Trocknen an Leinen hängende Oktopusse im Hafen von Gythio. FOTO: SHUTTERSTOCK OCEAN WOMAN 2022 13
FOTOS: WOLFGANG SLANEC Tänzerin im
Damen der Meere 64 OCEAN WOMAN 2022
Ann Davison. 1952 mit 23-Fuß-Boot
Piepser, Pogos und AUSGABE 2/2020 S
Die schönste Zeit im Ja FOTO: SHUT
Pension Schöler jazz/pop/chanson A
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