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OceanWoman Band 1 (2018)

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Von Adria-Skippern im Adamskostüm bis zum Bach-Konzert am Strand von Tonga. Autorin Alexandra Schöler segelte mit Mann Peter und Sohn Finn viereinhalb Jahre um die Welt. Seit 2010 ist sie als OceanWoman-Kolumnistin mit an Bord der Redaktion und unterhält unsere LeserInnen mit launigen Beträgen, viel Witz und dem feinen Gespür einer Frau über die Welt der Langfahrtsegler. Eine Top-Auswahl ihrer Geschichten von 2010 bis 2018 wurde nun in dieser Sonderausgabe aufgelegt – zur erlesenen Unterhaltung erfahrener SkiperInnen, aber auch zum lockeren Einstieg angehender BlauwasserseglerInnen!

FOTO: SHUTTERSTOCK Sturm

FOTO: SHUTTERSTOCK Sturm im Segelboot AUSGABE 5/2012 . Segelsaison! Endlich! Oder doch mit Vorsicht zu genießen? Erst kürzlich las ich im Segelreport, das Wetter würde sich mehr und mehr verändern und wir müssten mit massiven Stürmen ozeanweit rechnen. Und das genau zwei Wochen vor dem Segelurlaub. Bin ja nur froh, dass wir unsere Weltumsegelung schon geschafft haben! Obwohl – auch damals prophezeite man uns nichts Gutes. Natürlich starteten wir in einem El Niño-Jahr (wie irgendwie fast jeder). Das bedeutet laut erfahrener Seebären viel, sehr viel Wind aus ganz falschen Richtungen. Gleich unter den Sturmprognosen der Seglerplattform gab es einen YouTube-Link über den letzten Orkan im Ionischen Meer. In einer Segelclubzeitung sah ich passend zum Thema eine auf einem Felsen geparkte Yacht. „Wie wäre es heuer einmal mit Urlaub in den Bergen?“, fragte ich meinen Skipper. Er reagierte nicht und zog sich im Internet Sturmsegelberichte rein. Mein Skipper ist eher im praktischen Bereich zu Hause. Stürme findet er lästig und sie bedeuten für ihn immer mögliche, noch lästigere Reparaturen. Ich wandte mich meinem Computer zu und klickte auf den stür-mischen Link. Nach dem „Orkan im Ionischen Meer“-youtube- Filmchen fand ich den „Segelboot im Tsunami Desaster“-Mitschnitt und schließlich das „Tanker gegen Monsterwelle“-Video. Interessant auch der Trailer zum Surf einer kleinen Yacht zwischen Klippen in den sicheren Hafen an der französischen Küste. Warum schauen sich Leute solche Filme an? Sind das alles Segler auf der Jagd nach Informationen? Oder fanatische Nicht-Segler auf der Suche nach Bestätigung? Dass ich nicht als einzige die Filmchen anklickte, ist klar ‒ 30.000 Besucher sind die untere Grenze. WIE SIEHT ES DENN NUN WIRK- LICH AUS MIT DEN STÜRMEN? Vielleicht ist man als Segler auch einfach sensibler bei Nachrichten dieser Art ‒ so wie man überall Schwangere sieht, wenn man schwanger ist. Den schlimmsten Sturm hatten wir auf der Fahrt von Neuseeland nach Neukaledonien, da ging es echt zur Sache und ich erinnere mich, dass ich mir zwei Gläser Nutella genehmigte, ohne zuzunehmen. Nerven-beruhigend und wachhaltend. Denn wenn ein Sturm etwas ist, dann ermüdend. Außer für unseren Sohn. Die Neuseelandfahrt begeisterte ihn: „Mama schau, die Welle ist cool, was meinst du, sechs oder sieben Meter? Und die werden immer höher! Yippii!“ Oder die dreijährige Tochter eines befreundeten englischen Segelpaares, die sich bei 40 Knoten von der Seite in die Koje stemmte und fröhlich jubelte: „More, more, more!“ Also ich gestehe hier jetzt frei herraus, ich bin eine „15–20 Knoten von achtern bei flacher See und Sonnen - schein“-Seglerin. Hab mir aber von ganz anderen Naturellen erzählen lassen von befreundeten Skippern, die auf Wunsch der Chartercrew bei richtig schlechtem Wetter raussegelten. Zwar dauerte der Törn keine 20 Minuten und sie kehrten mit bleicher 44 OCEAN WOMAN 2018

Crew wieder heim, aber wer nicht hören will, muss fühlen ... Es gibt ja im Internet auch Angebote zum Sturmsegeln oder dem Schwerwettertraining. Was ja prinzipiell eine gute Idee ist, aber dennoch: freiwillig in schlechtes Wetter segeln? Urgs! Natürlich ist ein Filmbeweis schon toll, um die Heldenhaftigkeit eines Sturmseglers zu verewigen. Wir aber schafften es nie, während eines Sturms auch noch zu filmen. Und alle ernsthaften Segler, die ich kenne, auch nicht. Auch kommt dazu, dass Stürme auf Video selten stürmisch rüberkommen. Das Meer schaut immer flacher aus als in Wirklichkeit und wenn die Sonne dabei scheint, wirkt alles ganz gemütlich. Einmal sah ich einen Dia-Vortrag über Sturmsegeln in Süd-Georgien, nach der 15. Welle mit wackeliger Möwe musste ich gähnen. Ja, wahrscheinlich war es eh rau, aber wen interessieren 50 Wellenfotos aus allen Blickwinkeln? Den besten Beweis für die Wackelei an Bord brachten wir in einer Szene unserer Multivisionsshow, als unser Sohn Finn mich am Funkgerät filmte. Was uns damals völlig normal schien, sieht mit Abstand doch ziemlich unruhig aus. Würden wir dabei nicht blöde Witze machen und in die Kamera grinsen, hätten wir dies spektakulärer in den Vortrag einbauen können. EIN STURM KANN AUCH ETWAS GUTES HABEN Ein Eintrag in unserem Website-Gästebuch lautet: „Ihr könntet aber schon auch über die schlechten Dinge eurer Reise, zum Beispiel über Stürme, erzählen!“ Ok. Also einmal in Indonesien riss es bei 40 Knoten am Ankerplatz meinen Lieblingsbikini von der Leine. Unrettbar verloren. Ein andermal ‒ bei Martinique ‒ leerte Sohnemann den Pinkelkübel gegen den Wind aus. Die Hinterluke war dabei leider offen. Darunter die Speisekammer. Auf dem Weg nach Tonga vergaßen wir auf einem Am-Wind-Kurs, die Vorderluke zu schließen. Die Vorschiffskoje war nass und die Gitarre unter dem Fenster mit Salzwasser gefüllt. Aber seither klingt sie noch besser als früher. Da sieht man wieder: Ein Sturm kann auch etwas Gutes haben. Karla Schenk Abenteurerin, Weltumseglerin, Kap Hoorniere, Pilotin, verrücktes Huhn! Ein kleiner, feiner Band über Karla Schenk, eine der letzten großen Vertreterinnen einer Abenteurergeneration, die mutig, entschlossen und voller Neugier die Welt abseits ausgetretener Pfade für sich erobert hatte. Karla, diese außergewöhnliche Persönlichkeit, war mit Seglerlegende Bobby Schenk verheiratet. Alexandra Schöler-Haring traf Segelpionierin Karla Schenk erstmals auf Malaysien. Das Ergebnis vieler weiterer Begegnungen und Gespräche zwischen den beiden Weltumseglerinnen ist diese erfrischende, sehr modern geschriebene Biografie einer großartigen Frau, die in keiner Segler-Bibliothek fehlen sollte. Karla Schenk – Abenteurerin, Weltumseglerin, Kap Hoorniere, Pilotin, verrücktes Huhn! Ein ocean7-Buch, Taschenbuch, 96 Seiten, zahlreiche Fotos, 14,8 x 21 cm, 9,99 Euro zzgl. Versand. Bestellungen: buch@ocean7.at Auch als E-Book erhältlich unter è www.ocean7.at/specials 28.5.1932–15.2.2018 Karla mit vier Männern – aber ohne Bobby Schenk – auf dem Weg über den Atlantik (1995). OCEAN WOMAN 2018 45

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