YCA Motor & Segel Mein Seemannsleb Yachtie seit frühester Jugend, Prüfer des MSVÖ und des OeSV, Ausbildner und seit 47 Jahren Mitglied beim Yacht Club Austria: Ehrencommodore Klaus Czap hat nach 40.000 See- und Regattameilen auf dem Buckel aufgehört zu zählen, doch sein Herz schlägt immer noch mit voller Kraft für seine Leidenschaft: die See. KLAUS CZAP ist Prüfer, Ausbildner und Ehrencommodore des YCA. Wasser und Schiffe haben mich schon immer fasziniert. Als Bub baute ich einige Schiffsmodelle und ließ sie dann die Donau hinunterschwimmen. Einige Jahre später haben mich die Filme von Hans Hass und Jacques Cousteau in ihren Bann gezogen. Als 16-jähriger Lehrling habe ich mir vom ersten Gehalt Schwimmflossen und Taucherbrille gekauft und baute mir eine Schussharpune, die ich im nahegelegenen Schotterteich ausprobierte. Die Unterwasserjagd und das Tauchen wurden zu meinem Hobby. Von nun an gab es nur noch Urlaube in Gegenden, wo man gut tauchen konnte. Da man die guten Tauchgründe und einsamen Buchten aber nur per Boot erreichen konnte, kaufte ich mir ein Schlaucherl mit 5-PS-Außenbordmotor. Ein paar Jahre später machte ich dann das Donau-Schiffspatent (10 Meter) und erlebte mit dem Schlauchboot – jetzt mit 40-PS- Außenborder – die ersten Abenteuer als Schiffsführer auf der Donau und am Attersee. Der Zufall wollte es, dass ein Mitlehrling seinen Arbeitsplatz neben mir bekam. Er wohnte in Seewalchen am Attersee, direkt am Wasser. Er schwärmte immer von seinem Segelboot und ich erzählte ihm von meinem Hobby. So kam es, dass er mich zum zweiwöchigen Urlaub nach Seewalchen einlud. Er wurde mein Segelguru und brachte mir alles bei. Es war auch die Zeit der ersten privaten Weltumsegler, hin und wieder konnte man ihre Vorträge in Linz besuchen. Bobby Schenk war einer von ihnen. Die Bücher von Bernard Moitessier, Bobby Schenk, den Wilts und Wolfgang Hausner wurden zu meiner beliebtesten Lektüre – das Thema Seefahrt ließ mich nicht mehr los. 15 KAPITÄNE IN WEISS Auf einem dieser Vorträge lernte ich Max Peterseil kennen. Er erzählte mir von einem Club, bei dem alle Mitglieder das gleiche Hobby und die Liebe zur Seefahrt und der Freiheit auf dem Wasser 10 YCA-SPECIAL 2022
FOTO: SHUTTERSTOCK en hätten, und ich sollte doch einmal zu einem Clubabend vorbeikommen. Nun war ich kein Vereinsmeier, die Neugier trieb mich aber dann doch dazu, auf einen Clubabend des YCA zugehen. Es war ein besonderes Erlebnis, weil ein angehender Weltumsegler zu Gast war und tolle Filme von seiner Fahrt über den Atlantik zeigte. Ja, mit all diesen Leuten hier konnte man sich über das gemeinsame Hobby unterhalten, erfuhr viele Neuigkeiten und war im Geiste selbst schon auf hoher See. Zudem konnte man sich über den Club auch seemännisch weiterbilden. Ich wollte ja mit meinem Boot, jetzt ein Daycruiser mit 130-PS-Innenborder, unbedingt auf dem Meer fahren. Aber dazu brauchte man ein eigenes Seefahrtspatent. In Österreich steckte das Seefahrts-Prüfungswesen noch in den Geburtswehen, aber mein nun - meh riger Crewcommander wusste Mit Ausflügen per Schlauchboot auf der Donau und ersten Segeltörns … Im ehemaligen Jugoslawien begann die wassersportliche Karriere des Klaus Czap. FOTO: SHUTTERSTOCK Abhilfe: „Wir machen das jugoslawische Skipperpatent“ sagte er, und das war für mich etwas ganz Neues. Den Kurs haben wir in Linz gemacht und die Prüfung in einem Hotelsaal in Rijeka. 15 weiß gekleidete Kapitäne saßen an einem langen Tisch und jeder stellte eine Frage. Wenn man beim letzten Kapitän durch war, hatte man die Prüfung bestanden, Praxistest gab es keinen. Das Patent wurde uns feierlich überreicht und wir fuhren als „frischgebackene Kapitäne“ mit dem Bus wieder zurück nach Linz. MEIN 1. SEGELTÖRN Einige Jahre verbrachte ich meine Urlaube im kommunistischen Jugoslawien. Dass ich jetzt Morna – Motorist-Kapitän – war, sprach sich schnell im Freundeskreis herum und alsbald kam die erste Anfrage für einen Männertörn. Charterfirmen gab es noch nicht und entsprechende Yachten schon gar nicht. Ich suchte in einschlägigen maritimen Zeitschriften und wurde erst nach Wochen fündig. Ein Schiffsbesitzer aus Bayern vermietete wochenweise seine Segelyacht ab Lignano. Rasch war ich mit dem Eigner einig, wir besorgten uns alle nötigen Unterlagen und eines Tages im September fuhren wir nach Lignano. Dort übergab uns ein Italiener das Schiff. Die Ausrüstung war spartanisch, aber der Kühlschrank funktionierte. Am Morgen liefen wir aus, Kurs Umag, um einzuklarieren. Nach einer stundenlangen Prozedur ging es südwärts, natürlich unter Maschine, weil wir ja erst unser ganzes „Segelzeug“ begutachten mussten. Ich war ja auch noch nie mit so einem großen Schiff auf See gewesen, aber Motorbootfahren konnte ich ganz gut. Leider gab es damals keine Praxiskurse für die Seefahrt, wir mussten alles selbst erfahren und erarbeiten. Es war der intensivste Weg, die Seemannschaft zu erlernen, aber auch der schwierigste. Unzählige Missgeschicke begleiteten uns noch auf unseren weiteren Törns. Die jugoslawische Marine hielt sehr viel auf die seemännischen Sitten und Gebräuche, die bei Nichtbeachtung auch geahndet wurden. Richtige Flaggenführung, Flaggengruß und Flaggenparade waren nur ein kleiner Teil davon. 1.300 AZUBIS So also erfolgte mein Eintritt ins Seemannsleben. Als der Gründer des YCA, Claus Krieger, mit dem Segelverband und dem MSVÖ die Grundlagen für die ersten österreichischen Befähigungsausweise für die Seefahrt ins Leben gerufen hatte, waren wir gleich dabei und machten den österreichischen B-Schein. Die angebotene Ausbildung in Theorie und Praxis hatte in kürzester Zeit sehr starken Zulauf. Da ich mein Motorboot verkauft hatte und nunmehr stolzer Besitzer einer Segelyacht war, stellte ich dem YCA meine Erfahrung und mein Wissen als Ausbildner zur Verfügung. Jetzt bin ich 47 Jahre Mitglied beim Yacht Club Austria und habe in all den Jahren rund 1.300 Personen durch die Prüfung geführt – einige von ihnen segelten um die Welt. Ich habe bei 40.000 aufgehört, meine Seemeilen zu zählen. In dieser langen Zeit war ich Eigner von drei Motorbooten, sechs Segelyachten und sieben Jahre lang Crew-Commander in Oberösterreich. Viermal segelte ich das 1.000-Meilen-Race und war immer auf den vorderen Plätzen. 2012 erreichten wir als Erste den Zielhafen in Alanya. Ausbildner für Seefahrt bin ich immer noch gerne, um angehenden Seglern das nötige Wissen und Können zu vermitteln. Mein Lehrbuch „Hafenmanöver der Profis“ war ein großer Erfolg. Jetzt ist es für mich an der Zeit, dem Yacht Club Austria für alles zu danken. Das Meer ist einer der letzten Orte, wo wir die unbegrenzte Freiheit erleben können. Schützen wir es, damit das auch in Zukunft so bleibt! YCA-SPECIAL 2022 11
FOTO: KASER Tiroler Pioniergeist FO
APRILIA MARITTIMA - - LIGNANO - ITA
Laden...
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter