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OCEAN7-BUCH KARLA SCHENK

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Karla Schenk ist eine der letzten großen Vertreterinnen einer Abenteurergeneration, die mutig, entschlossen und voller Neugier die Welt abseits ausgetretener Pfade für sich erobert hat. Sie hat die Welt umsegelt, hat sich unter Segel durch die Roaring Forties mit Kap Hoorn-Umrundung gekämpft und ist mit einem kleinen, einmotorigen Sportflugzeug nonstop mehrfach über den Atlantik geflogen. Karla, diese außergewöhnliche Persönlichkeit, ist mit Seglerlegende Bobby Schenk verheiratet. Eine außergewöhnliche, sehr moderne Biografie einer großartigen Frau, geschrieben von Alexandra Schöler-Haring.

Karlas Menschenreise –

Karlas Menschenreise – von Tahiti bis Fidschi Und wieder Karlas größte Freude: Menschen! Wolfgang Hausner, der Segelfreund, Abenteurer, Frauenliebling mit guten Fischrezepten; Oberstleutnant Cliff Nunnery, der mit Bobby für die Funkprüfung büffelte, während Karla im Fernsehen auf Samoa die Olympischen Spiele in München verfolgte; Graf Konrad von Rödern, der Karlas Küche liebte, auch wenn ihm die Portionen etwas knapp schienen; der von Magenkrämpfen geplagte Südsee-Häuptling, der das Nationalgetränk Kava gerne gegen ein kühles Bier tauschte; Neuseeländer Norm White, der zweite Offizier eines Frachters, dessen Crew dafür verantwortlich war, dass Karla ein Bordell auf Fidschi einmal von innen sah – selbstverständlich mit Bobby und nur für einen Drink! Kannibalen im Kondominium Endlich nach einem halben Jahr Segelauszeit auf Fidschi – Hurrikan Bebe hatte für Segelwiderwillen gesorgt – ging es weiter. Wie immer Chef der Törnplanung: Karla. „Hochseesegeln ist kein Sonntagsspaziergang. Am besten, man zäumt den Gaul von hinten auf, denn man ist immer zu spät dran, es gibt unzählige Gründe“. Wetter, Geld, Reparaturen – man muss mit allem rechnen! Und dann die Neuen Hebriden – heute Vanuatu genannt. Damals ein Kondominium – gemeinsam regiert von England und Frankreich, was skurrile Entwicklungen hatte wie Zollbeamte, die sich untereinander nicht verständigen konnten und nur mit Übersetzern agierten. Karla schmunzelt heute noch über das Port Vila von damals. Alles doppelt. Englisch und Französisch. Die Schule, die Polizei, Geschäfte, Krankenhäuser, Handwerker. Die Insel. Bilderbuch-Strände. Palmen. Türkis! Und erstmals die Idee, zu bleiben und ein Grundstück zu erwerben. Einige Grundstücke werden in Erwägung gezogen. Und was passiert, wenn die Insel unabhängig wird? „Dann nehmen wir euch das Grundstück wieder weg, sagten die Einheimischen! Ich glaubte nicht recht zu hören!“ 1980 wurde Vanuatu unabhängig und die Schenks hätten dann doch weitersegeln müssen. Doch es gab noch einen Grund, nicht gleich sesshaft zu werden. Zu ihrem Abschied wurde den Seglern noch eine große Ehre zuteil. Ein Fest mit 44

einheimischen Tänzern, die nicht viel mehr trugen als die „Big Nambas“ und die „Small Nambas“. „Blätter um ihr bestes Stück gewickelt! Und dann erzählten sie so nebenbei, dass ihre Großeltern noch wussten, wie Menschenfleisch schmeckte. Da verzogen wir uns lieber Richtung Torres Strait!“ Louisiaden und Lippenstift Karla steht am Bugkorb und hält wie immer Ausschau. Die Thalassa hat glücklicherweise – ohne genaue Seekarten – die große Lagune der damals noch kaum bekannten Lousiaden erreicht. „Man muss mit allem rechnen“ – auch damit, dass die beste Törnplanung gestürzt wird. Das Ruder macht Sorgen, muss repariert werden. Der Ankerplatz ist ganz gut. Einige Hütten am Land. Kinder. Sie berühren Karlas blonde Haare und weiße Haut. Sie haben noch nie weiße Menschen gesehen. Karla erinnert sich, dass sie in Deutschland ähnliches erlebt hat. „Da starrte die kleine Tochter eines Bauern verwundert auf meine geschminkten Lippen und fragte: „Was host denn du für a o’gschmiertes Maul?“ Karla am Telefon Karla hat mir gerade erzählt, sie schläft auch in ihrem Haus in Fürstenfeldbruck in einer Koje. Auf der einen Seite ein Schrank, auf der anderen die Wand. Einmal, als sie im Krankenhaus war, konnte sie gar nicht einschlafen aus Sorge, eventuell aus dem Bett zu fallen. Arztbesuche und so Zeug gehören jetzt leider zum Alltag, aber Karla nimmt’s mit Humor. „Erst kürzlich beschimpfte mich eine Oberärztin ob meines breitbeinigen Ganges. Ich sagte nur, dass ich 20 Jahre zur See gefahren bin. Wenn ich einen Gang gehabt hätte wie es einer Dame geziemt, wäre ich nicht hier, sondern längst über Bord gegangen.“ 45

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