Die erste Weltumsegelung, Teil 3 Trauriger Triumph Ein Weltumsegler über die erste Weltumsegelung: Wolfgang Hausner erzählt vom Ende des großen Seefahrers Ferdinand Magellan und wie es schließlich 18 von insgesamt 237 gestarteten Männern nach gut drei Jahren gelang, wieder den spanischen Ausgangshafen zu erreichen. Dritter und letzter Teil unserer Magellan-Saga. Text WOLFGANG HAUSNER Der schreckliche Winter an der Küste Patagoniens und die anfangs übermächtig erscheinende Meuterei von drei der insgesamt fünf Schiffen seiner Flotte – überlebt. Die nicht enden wollende Überquerung des Pazifiks, ohne in den drei Monaten und 20 Tagen frischen Proviant oder Wasser aufzunehmen – überlebt. Und dann dieser – man muss es fast sagen: aus Überheblichkeit provozierte – Tod wegen der Rivalität zweier philippinischer Inselfürsten. Das Ende Ferdinand Magellans war zwar irgendwie heldenhaft, aber auch lächerlich. MAGELLANS TOD Um seinen neuen Blutsbruder Rajah Humabon, den Herrscher der Insel Cebu, zu beeindrucken, beschloss Magellan, dessen Widersacher Lapulapu auf der Nachbarinsel Mactan eine blutige Lektion zu erteilen. À la „Wir segeln da rüber, feuern einige Musketen ab, schlagen die Einheimischen in üblicher Manier in die Flucht und der Fall Magellans Tod auf einem Kupferstich des 19. Jahrhunderts. ist erledigt“. Noch in der Nacht segelte Magellan mit 60 bewaffneten Männern die wenigen Meilen an die Nordküste Mactans. Humabon folgte mit über 20 Booten. Magellans Schiffe mussten weiter draußen in der Bucht im tieferen Wasser ankern, damit hatten sich die Angreifer schon einen großen Nachteil eingehandelt. Sie konnten nicht das mörderische Feuer der Musketen und Armbrüste einsetzen, mit dem die Spanier in der Vergangenheit schon öfter eine weitaus größere Gegnerschaft dezimiert hatten, ehe es überhaupt noch zu einer Schlacht kam. 49 Mann wurden, soweit es ging, an Land gerudert, sprangen mit ihren Schwertern bis zu den Hüften ins Wasser und bahnten sich einen Weg zwischen den Korallen an den Strand. Am Ufer standen sie einer großen Überzahl von Insulanern gegenüber, die, nur mit Lendenschürzen bekleidet, mit furchtbarem Geschrei über sie herfielen und die Eindringlinge mit Pfeilen, Speeren, und Steinen traktierten. Um diese zahlreichen Widersacher abzulenken, ließ Magellan naheliegende FOTOS UND ILLUSTRATION: WOLFGANG HAUSNER, SHUTTERSTOCK.COM – EVERETT COLLECTION, ALESSIO BIRIBICCHI PHOTOGRAPHY 34 6/2024
Punta Engaño auf der Insel Mactan. Der Magellan-Schrein auf Mactan. Hütten in Brand setzen. Einige der Insulaner rannten zu dem Feuer und töteten dort zwei der Brandstifter. Die übrigen fielen mit noch größerer Wut über die Spanier her. Auch bemerkten sie, dass die Beine der weißen Angreifer entblößt waren, also zielten sie hauptsächlich auf diese. Magellan, bereits verwundet, wurde von einem Pfeil ins rechte Bein getroffen, er stürzte zu Boden und wurde im Nu massakriert. Die entmutigten Spanier ergriffen unter einem Hagel von Speeren und Pfeilen die Flucht und ließen mehrere Tote zurück. Heute wird dieses historische Geschehen jedes Jahr am 26. April mit Hilfe von Statisten und Schauspielern in Punta Engaño nachgestellt, in dem zum Schluss der Häuptling Lapulapu Magellan in einem Schwertkampf besiegt. Die Historiker sind sich jedoch einig, dass Lapulapu, der zu dem Zeitpunkt ca. 70 Jahre alt war, sicherlich nicht an den Kampfhandlungen teilgenommen hat, und Magellan eher gezielt angegriffen und getötet wurde. So wird es auch in alten Kupferstichen und Holzschnitten aus dieser Zeit dargestellt. Warum hat Rajah Humabon nicht eingegriffen und seine Krieger in den Kampf geschickt? Magellan hatte ihm das untersagt, weil er die Überlegenheit der Spanier, ausgerüstet mit Brustpanzern, Helmen und modernen Waffen, in einem Kampf demonstrieren wollte. Nachmittags sandte Humabon eine Nachricht an Lapulapu: Für Magellans Leiche sowie die der gefallenen Spanier würden sie so viele Handelsgüter bekommen, wie sie nur wollten. Das Angebot wurde abgelehnt. Nach Magellans Tod berieten sich die verbliebenen Offiziere, um einen neuen Leiter für die Expedition zu bestimmen. Sie wählten zwei Co-Kommandeure: Duarte Barbosa, Magellans Schwager, und João Serrão. HUMABONS VERRAT Am 1. Mai veranstaltete Humabon ein großes Festmahl für die Gäste, an dem etwa dreißig Spanier, die meisten von ihnen Offiziere, darunter Serrão und Barbosa, teilnahmen. Gegen Ende der Feierlichkei Samar 16. März 1521 Pazifischer Ozean San Pablo Island (Vostok oder Flint) 4. Februar 1521 Sharks’ Islands (Puka-Puka) 21. Jänner 1521 > Cabo Deseado 28. November 1520 19. November 1519 Magellanstraße Atlantischer Ozean Kapverden 9. Juli 1522 > > > Sanlúcar de Barrameda 20. September 1519 6. September 1522 Kanarische Inseln 26. September 1519 Santa Lucia Bay (Rio de Janeiro) 13. Dezember 1520 > Río de Solis 12. Jänner 1520 Puerto San Julián 31. März 1520 Jungfrauenkap (Cabo Virgenes) 21. Oktober 1520 Kap der Guten Hoffnung 19. Mai 1522 Indischer Ozean > Palawan Brunei Mactan 27. April 1521 Cebu 7. April 1521 † Tidore 8. November 1521 Ambon 29. Dezember 1521 Timor 25. Jänner 1522 > Ladrones Islands (Marianen) 6. März 1521 > Bohol † > Homonhon 17. März 1521 Limasawa 28. März 1521 Von Magellan geführte Route Von Elcano geführte Route Zwischenstopps Passierte Wegpunkte Magellans Tod
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