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Peter, der Instant-Segler Vom Piloten zum Aussteiger, vom Hausbesitzer zum Schiffseigner. Ein Auszug aus dem Leben eines 70-jährigen Schweizers, der in den Fernen Osten ging, um Ruhe zu finden. Seinen Frieden machte er ohne jegliche Segelerfahrung und nach zahlreichen Pannen letztlich auf einer Stahl yacht auf See. Text WOLFGANG HAUSNER | Fotos PETER MING, WOLFGANG HAUSNER Peter Ming hatte es im Zuge seines Philippinen-Aufenthalts nach Tambobo auf der Insel Negros verschlagen. Dort mietete er ein Haus, verlor aber bald das Interesse. Nicht nur gingen ihm die lärmenden Nachbarn auf die Nerven, auch wurde die Miete erhöht, nachdem Peter das verkommene Anwesen auf eigene Rechnung wieder in Schuss gebracht hatte. Er siedelte um auf ein Grundstück in der äußeren Bucht von Tambobo und dort wiederholte sich das Ganze. Nachdem Peter alles repariert hatte, wurde er gekündigt, die Eigentümerin wollte das Grundstück verkaufen. Aber Peter hatte bereits eine Vorahnung und kaufte rechtzeitig die knapp elf Meter lange Stahlyacht Ouma. Der französische Besitzer war vor dem Covid-19- Ausbruch abgeflogen und konnte dann nicht mehr auf die Philippinen zurückkehren. Der ferngesteuerte Kauf ging halbwegs glatt über die Bühne. Peter war zwar zuvor nie gesegelt, wollte das aber jetzt angehen und irgendwann einmal nach Alaska segeln, um dort seinen Sohn zu besuchen. Als gelernter Mechaniker und Pilot, der viel im Ausland und auch auf Kleinflugzeugen gearbeitet hatte, begann er ernsthaft an Ouma zu arbeiten. Das Innenleben des Schiffs war hoffnungslos verschachtelt, Peter riss alles raus und änderte die Einrichtung. Danach machte das Boot einen geräumigen Eindruck. Die elektrische Verkabelung konnte man nur als schlampige Katastrophe bezeichnen, die erneuert werden musste. Auch schweißte Peter einen neuen Bugkorb, er hatte ja alle Geräte an Bord. Als seine Aufenthaltsgenehmigung im August auszulaufen drohte, schlug ich ihm vor, nach Puerto Princesa zu segeln, dort auszuklarieren und dann Kudat in Sabah anzusteuern. Malaysien befand sich zwar wegen Covid-19 im Lockdown, es bestand aber die Möglichkeit, mit einer Yacht einzureisen, sofern diese in einer Werft repariert werden sollte. FLYING SWISSMAN Am 6. August segelte Peter aus der Bucht von Tambobo, am Abend zuvor hatten wir eine letzte Besprechung auf Taboo III. Peter hatte genug Proviant gebunkert und seiner Abreise stand nichts im Weg, um noch rechtzeitig nach Puerto Princesa zu kommen. Peter war fast drei Jahre im Land gewesen und ab dann gab es keine Verlängerung des Aufenthaltes mehr. Zehn Tage zuvor hatten wir den ersten Törn gemeinsam unternommen, Peter hatte kein Problem, die Das neue Innenleben der Ouma. Grundbegriffe des Segelns zu begreifen, danach war er einige Male selbstständig unterwegs gewesen und mit der GPS-Navigation war er ja vom Fliegen her vertraut. Es war ausgemacht, dass Peter sich nach seiner Ankunft in Puerto Princesa melden würde. Der Törn über die Sulusee hätte auch bei wenig Wind oder Gegenwind nur einige Tage dauern dürfen. Als ich aber zehn Tage später noch immer nichts von ihm hörte, begann ich mir langsam Sorgen zu machen. Andere Yachties, die ihn kannten, gründeten eine Chat-Gruppe, um auf dem Laufenden zu bleiben. Die Küstenwache wurde verständigt, aber das Resultat war gleich null. 6/2022 41
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