Lebendige Wasserfilter Schwämme, die unterschätzten Meeresbewohner Der Badeschwamm ist uns ein Begriff. Wenn man aber nicht gerade Biologe, Taucher oder speziell naturinteressiert ist, dann stellen sich viele Fragen. Ist ein Schwamm ein Tier oder eine Pflanze? Sind Schwämme und Pilze dasselbe? Das umgangs sprachliche „Schwammerl“ verleitet zu dieser Vermutung. Leben Schwämme nur im Meer oder auch im Süßwasser und an Land? Text und Fotos REINHARD KIKINGER Der Tierstamm Porifera. Schwämme sind Tiere und werden im Stamm Porifera zusammengefasst. Heute sind über 8.000 Schwammarten wissenschaftlich beschrieben. Pilze sind ein eigenes Reich (Fungi), das Tieren (Animalia) und Pflanzen (Plantae) gegenübergestellt wird. Die überwiegende Zahl an Schwammarten lebt im Meer, nur einige wenige besiedeln auch das Süßwasser, landbewohnende Schwämme sind nicht bekannt. Der Name Porifera (lateinisch porus ‚Pore‘ und ferre ‚tragen‘) weist schon auf ein charakteristisches Merkmal der Schwämme hin: Sie besitzen viele Poren. KURZER SCHWAMM- STECKBRIEF Der Körperbau der Schwämme ist einfach, ihre Gestalt ist aber vielfäl- 60 6/2021
Der Gigant unter den Schwämmen ist der Riesen- Fassschwamm, Xestospongia testudinaria. Er wird Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende alt und filtert im Lauf seines Lebens enorme Wassermengen. Er trägt damit zur Wasserreinheit und Gesundheit tropischer Korallenriffe bei. Sein Lebensraum ist der Indopazifik. tig. Sie können krusten- und polsterförmig sein, aber auch massige kugel-, baum- und becherförmige Gestalt annehmen. Sie besitzen zahlreiche kleine Einfuhröffnungen, wenige große Ausfuhröffnungen und einen zentralen Hohlraum. Die verschiedenen Arten erreichen Körpergrößen von einigen Millimetern bis über ein Meter. Die Konsistenz ihrer Körper ist je nach Art weich, brüchig, elastisch oder hart. Ihr Skelett besteht aus Nadeln, den sogenannten Skleriten, und aus Fasern. Einige Schwämme sind unauffällig grau bis braun gefärbt, es finden sich aber auch leb hafte Farben wie Gelb, Rot, Violett und Blau. LEBENSWEISE UND VORKOMMEN Schwämme sind sessile Tiere, die in allen Meeren von den Küsten bis in die Tiefsee vorkommen. Sie bevorzugen Hartsubstrat wie Felsen, Muschel- und Schneckenschalen oder Korallenkalk, um sich darauf festzusetzen. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus kleinstem Plankton, aus Bakterien und winzigen organischen Partikeln. Durch spezielle Geißelzellen, die Choano zyten, wird Meerwasser durch die kleinen Einfuhröffnungen eingestrudelt und filtriert. Die im Wasser enthaltenen Mikroorganismen werden als Nahrung verwertet. Das Wasser wird durch die großen Ausströmöffnungen, die Oscula, wieder ausgestoßen. Auf diese Weise sind Schwämme extrem effektive Filtrierer, große Exemplare können bis zu 2.000 Liter Wasser pro Tag filtrieren. REPRODUKTION UND VERBREITUNG Wie sorgt man als festsitzendes Meerestier für die räumliche Verbreitung seiner Nachkommen? Dafür gibt es eine sehr erfolgreiche Methode: Man übergibt seine Gameten, oder bereits entwickelte Larven, den Meeresströmungen. Auch Schwämme bedienen sich dieser Strategie. Spermien werden in das freie Wasser abgegeben und befruchten die Eier eines reifen weiblichen Tieres. Die befruchteten Eier werden als Larven ins Freie entlassen und beginnen ihre Unterschiedliche Schwamm arten haben verschiedene Körperformen, die von massiven Kugeln bis zu netzartigen Geflechten reichen. Aber auch dieselbe Art kann je nach vorherrschenden Umweltbedingungen ihre Wuchsform an Strömungsstärke, Wellenexposition und Lichtangebot anpassen. 6/2021 61
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FOTO: ALEN SACIPI Editorial Mit Abs
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