Bali Busy in Bali Nach einem zweimonatigen Aufenthalt auf den Philippinen segelten wir wieder nach Süden, überquerten die Sulu-See und standen eines späten Abends vor der Balabac Strait, die ins Südchinesische Meer führt. Der frische Nordostmonsun blies Taboo III rapide zu der Riffpassage, die durch das Leuchtfeuer auf der winzigen Insel Comiran gekennzeichnet ist. In der Nähe dieser Durchfahrt sollte dann das Espina- Point-Leuchtfeuer auf Balabac sichtbar werden, was zwar nicht der Fall war, aber die hohe Insel war im Mondlicht gut zu erkennen. Wir rauschten in den Nusabata Channel und schlugen einen Haken nach Backbord, um planmäßig auf die Zielgerade nach Kota Kinabalu auf Sabah zu kommen. Sabah war zur Abwechslung ganz nett, aber dieses Mal hatten wir unsere Ziele etwas weiter gesteckt. Ich wollte nach Indonesien, und jetzt war der Zeitpunkt für einen mehrmonatigen Besuch gerade richtig. Umso mehr, nachdem sich die verantwortungsvollen Eltern von Vaitea – nämlich Gerti und ich – entschieden hatten, ein Schuljahr sausen zu lassen. Gerti hatte den Lehrstoff des ersten Jahres erfolgreich in Vaitea hineingepaukt, jetzt wären schon längst die Bücher und Hefte des zweiten Jahres dran gewesen, aber aus früherer Erfahrung wussten wir, dass 54 6/2021
FOTO: SHUTTERSTOCK Wenn der österreichische Weltumsegler Wolfgang Hausner in Bali festmacht, dann ganz bestimmt nicht, um ins Kloster zu gehen. Auch nicht, um sich von einem Geldwechsler oder Souvenirverkäufer übers Ohr hauen zu lassen. Oder doch? Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER auf Taboo III Lernen in konzentrierter Form nicht mit anderen Tätigkeiten zu vereinen ist. Am wenigsten mit Segeln in neuen Revieren. Wer möchte sich schon mit dem Einmaleins herumquälen, wenn das türkise Wasser und der Strand locken? Außerdem hatten wir im kommenden Herbst sowieso vor, Vaitea die Schulbank in Österreich drücken zu lassen. Das verlorene Schuljahr würde niemandem abgehen, uns aber die letzte Gelegenheit zu einem gemeinsamen Törn geben und Vaitea Eindrücke vermitteln, die für die meisten Kinder unerreichbar sind. Der Ernst des Lebens beginnt ohnehin früh genug. SAUBERE PAPIERE 2.000 Seemeilen später segelten wir praktisch im Schatten des Gunung Agung, des über 3.000 Meter hohen, aktiven Vulkans im Norden von Bali. Die ganze Fahrt, samt einem Abstecher nach Singapur, war ohne besondere Ereignisse verlaufen, die riesigen Windhosen am frühen Abend nahe Maduras und das darauffolgende Gewitter, bei dem Blitze unentwegt rund um uns in das Wasser knallten, einmal ausgenommen. Indonesien ist das korrupteste Land in Südostasien und damit wahrscheinlich weltweit. Mit anderen Worten, es zahlt sich aus, alle Papiere in Ordnung zu haben, denn Bali, die hinduistische Enklave im ansonsten islamischen Indonesien. 6/2021 55
YACHTING, REISEN UND MEER 6/2021 No
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