Wissen und Meer Foto: Shutterstock Fluch und Segen im Hafen Wer kennt das nicht: enge Boxengassen, Wind von der falschen Seite, unerfahrene Crew und jetzt noch die Muringleine aufnehmen und belegen … Die folgende köstliche Geschichte habe ich kürzlich in einem Internet-Forum gelesen – sie trifft genau mein Thema. Ich will anlegen, römisch-katholisch. Der letzte, etwas enge Platz an der Mole, Wind von Bb voraus, 5 bis 10 Knoten, nichts Aufregendes. Ich fahre die Parklücke an, bremse rechtzeitig ab, fahr’ rein, schieb’ dabei die Boote links und rechts etwas auseinander – und passt. Da steht doch akkurat hinten an der Mole eine panisch dreinblickende Frau, die mir hektisch die Muring entgegenstreckt – genau in der Mitte der Lücke, achteraus, wo in zehn Sekunden meine Schraube sein wird. Ich gebe ihr Handzeichen, die Muring abzusenken, sie schreit mir zu: „Die Muring, nimmdademuring!“ Ich drauf: „Wart noch bitte, die Muring kommt ganz zum Schluss!“ Sie schaut völlig entgeistert und plärrt mir entgegen: „Nimmdademuring!“ Ich nehme sie nicht, bleibe ca. 1,5 Meter vor der Mole stehen, der Marinero nimmt meine Luv-Achterleine und belegt sie am Poller. Der Herr vom Nachbarboot nimmt meine Lee-Leine entgegen. Ich: „Bitte um den Poller, mach’ einfach fest.“ Er schaut mich mitleidig an: „Nimm da erscht amoi de Muring“, tut nix und legt nach der dritten Aufforderung meine Leine um den Poller, um sie mir, anstatt festzumachen, mit einem belehrenden „Då håst, måch das glei auf slip“ zurückzugeben. Und weiter: „Und jetzt nimmdademuring!“ Darauf sie zu ihm: „Der sågt, Muring am Schluss, konsta des vurstöhn? Wo håt‘n dea gleant, der kau jo goanix!“ So eine Muringleine ist eine tolle Erfindung. Wer den Ankersalat in den Häfen Griechenlands und in der Türkei erlebt hat, kann dieses System nicht hoch genug schätzen. Eine Muringleine kann aber auch schneller in der Schiffsschraube sein, als man denkt. Die Muringleine ist in der Regel mit ihrem Ende an einem Betonklotz oder an einer stärkeren, quer im Hafenbecken verlaufenden Kette (Mooringkette) befestigt, die auf dem Grund des Hafenbeckens aufgespannt ist. Sie besteht aus der Belegleine, diese ist massiv ausgeführt und wird an der Bugklampe der Yacht belegt. An der Belegleine ist die sogenannte Pilotleine eingeschoren oder verknotet, die wiederum an Land angeschlagen ist. Mit der Pilotleine wird die Muringleine angehoben, damit sie die Crew am Schiff aufnehmen kann. Durch das Anheben kann es nun passieren, dass die Leine unter den Rumpf kommt und damit in gefährlicher Nähe zur Schiffsschraube und zum Kiel läuft. Gründe dafür gibt es genug, sei es, dass die falsche Leine angehoben wird, dass der Wind die Yacht vertreibt, dass schlampig angehoben wird – und noch vieles mehr. Kommt die Muringleine tatsächlich in die Schiffsschraube, dann sind grobe Schäden vorprogrammiert: Die Welle kann aus der Verankerung gerissen werden, sie kann einen Schlag bekommen, das Schiff ist manövrierunfähig und kann dadurch noch größere Kalamitäten auslösen. Gottfried Titzl Rieser ist Ausbildungs referent des Yacht Club Austria, dem größten Yachtclub Österreichs. Er ist passionierter Fahrtensegler und hat insgesamt so um die 20.000 See - meilen in seinen Log - büchern dokumentiert. Sein Motto: „Die See ist der beste Lehrmeister!“ kolumne@ocean7.at Am liebsten sind mir Häfen und Marinas, wo niemand die Muringleine hochhält und ich sie selbst aufnehmen kann. Das komfortabelste Anlegemanöver geht nach wie vor so: 1. Ich fahre rückwärts zur Hafenmole, belege die luvseitige Heckleine und dampfe mit Vorwärtsschub ein. Nun die leeseitige Heckleine. Erst dann nehme ich die Muringleine auf, bringe sie zum Bug, wo sie belegt wird. 2. Dann lege ich den Rückwärtsgang ein, dadurch wird die Muringleine durchgesetzt, ich kann mit den Heckleinen die Spannung gut tarieren. Beim Ablegen läuft es umgekehrt ab: 1. Ich starte den Motor und lege bei Standgas (windabhängig) den Vorwärtsgang ein, die Heckleinen sind nun straff gespannt, ich habe bereits die Kontrolle über das Schiff. 2. Nun lasse ich die Muring fallen – ich warte einige Zeit, bis die Leine tatsächlich abgesunken ist. 3. Jetzt wird die Lee-Leine eingeholt und zum Schluss die Luv-Leine gefiert und gelöst. Ich verlasse langsam und kontrolliert meinen Liegeplatz. Erwartet mich dennoch am Steg der Marinero, so werden zwei Crewmitglieder abgestellt, die die Muringleine zum Bug bringen. Die Heckleinen werden dem Marinero übergeben, auch hier wieder die Luv-Leine zuerst. Wie bei allen Manövern wird der Ablauf mit der ganzen Crew im Vorhinein besprochen – nur so bleiben uns unliebsame Überraschungen erspart. 34 6/2018
Cooler Sportler Panorama Tipps, Trends & Neuheiten Leichtbau-Segler. Die erst vor fünf Jahren in Salvirola bei Mailand gegründete Werft ICE Yachts hat sich auf sportliche Custom- und Semi-Custom-Segelyachten spezialisiert. Das neueste Modell ICE 60 ist die größere Schwester der ICE 52, die 2016 als „Boat of the Year“ nominiert war. Ganz oben im Lastenheft stand Gewichtsersparnis, die moderne Carbon-Hybrid-Konstruktion soll sich daher durch exzellente Segel eigenschaften und extreme Belast barkeit bei Regatten auszeichnen. Nicht nur unter Segeln, auch mit Motor sind schnelle Fahrten garantiert – über zehn Knoten Cruising Speed sollen mühelos zu erreichen sein. è www.iceyachts.it Luxuriös, schnell und ultraleicht: die ICE 60. Kabellos funken Funkgeräte. Die neuen UKW-Funkanlagen Ray90 und Ray91 von Raymarine sind neben den kabelgebun denen auch optio nal mit drei kabellosen Handgeräten verfügbar. Beide Anlagen sind mit einem leistungsstarken 25 W-Sender und kommerzieller Elektronik für eine lange Lebensdauer ausgestattet. Kanalsuchdurchlauf, Dual- Watch, Tri-Watch und Wetterwarnung sind serienmäßig. Die Ray91 besitzt zudem auch einen integrierten automatischen Identifikationssystem-Empfänger (AIS). Ray90 € 954,–, Ray91 € 1.194,–, inkl. USt. è www.yachtelektronik.at Brasiliens Segelparadies Segeltipp. Brasilien ist für vieles, aber nicht unbedingt als Segelrevier berühmt. Dabei gibt es an der fast 7.500 Kilometer langen Küste sehr viele Spots, an denen man gerne den Anker fallen lässt. Zum Beispiel die Baía de Todos os Santos, die größte Bucht Brasiliens, die vor der rauen See des Atlantiks einigermaßen gut geschützt ist. Eine schöne Ausgangsbasis ist die Kolonial stadt Salvador da Bahia mit ihren zahlreichen Yachthäfen. Ziele gibt es genug: tropische Strände und malerisch historische Städte an der Küste sowie über 54 Inseln, darunter die größte Insel des Landes Itaparica. è www.visitbrasil.com 24.11. – 30.11. HAUSMESSE SÜDDEUTSCHLANDS GRÖSSTE AUSSTELLUNG FÜR NEUE UND GEBRAUCHTE MOTORBOOTE. STÄNDIG ÜBER 150 BOOTE VOR ORT! In der Baía de Todos os Santos, Brasilien. Wahlweg 6 | 97525 Schwebheim / Schweinfurt | +49 (0)9723 / 93710 www.bootepfister.de
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