Yacht Club Austria News November/Dezember 2017 Clubtörn 2017: Schottland und die Inneren Hebriden Segeln im Land, wo die Männer Röcke tragen, den Dudelsack dudeln lassen und am rauchigen Whiskyglas nippen … Text und Fotos Rotina Mihai Die Sicht versperrt, der Regen anhaltend, der Wind peitscht ins Gesicht, die Kleidung klitschnass. In Schottland gilt es, das Land mit seinen Ecken und Kanten zu erleben und wer sich draußen aufhält, der lebt mit dem Wetter. Da sind wir segelnde Österreicher also auf einem speziellen Clubtörn, bei dem man bei Stürmen und tückischen Wellen aufpassen muss, dass die Gewalt der Natur einem nicht das Whiskyglas aus der Hand nimmt. Na dann, slàinte mhath! Ausgangspunkt ist die Fährstadt Oban, dem Tor zu den Hebriden, bekannt für eine der ältesten Destillerien und einem ganz besonderen Wahrzeichen im Stil der Antike: ein römisches Kolosseum. John Stuart McCaig, ein Banker, liebte römische Architektur und ließ Mitte des 19. Jh. in seiner Heimatstadt eine Art Denkmal in Form eines kleinen Kolosseums erbauen. Damals eine Torheit für die Stadtbürger gilt der McCaigs Tower heute neben der Whiskybrennerei als Wahrzeichen Obans. Ein Hauch von Rom in den schottischen Highlands. Eine alte Weisheit: Segeln bildet! Schafe, Strudel, Schottischer Regen Wir verlassen am ersten Tag früh das schottische Festland und tauchen über den Firth of Lorn Richtung Süden in die Inneren Hebriden ein. Wenn der Morgen bereits etwas trüb war, so blinzelt nun kurzfristig die Sonne durch die Wolkenschicht und eine sanfte Brise weht. Mit Sicht auf die sagenhafte Landschaft, überwältigt vom Grün der saftigen Wiesen und mehr Schafen als Sternen blicken wir auf eine wilde, raue und menschenleere Kulisse, die uns verzaubert: Natur pur, Schönheit pur, Einsamkeit pur. Tiefenentspannend und erholsam! Auf dem Weg zum ersten Tagesziel – Crinan Habour – gibt es auch schon ein weiteres Highlight: Wir wagen uns zur berühmt-berüchtigten Straße von Corryvreckan zwischen Jura und Scarba vor. Berühmt-berüchtigt deshalb, da der Corryvreckan nach den Lofoten (Moskenstraumen und Saltstraumen) und Old Sow in Kanada zu den stärksten Wasserstrudeln weltweit zählt. Angekommen beim Crinan Canal machen wir nach der ersten Schleuse im Hafen fest. Am zweiten Tag schaut die Welt schon wieder ganz anders aus, denn es schüttet wie aus Schaffeln. Alles grau, alles trist und alles nebeligmystisch. Aber zum schottischen Seglerleben gehört dieses Wetter und im Speziellen der schottische Regen dazu. Die Fährstadt Oban ist nicht nur das Tor zu den Hebriden, sondern auch Heimat einer großen Whisky-Destillerie und eines kleinen Kolosseums. Von hier aus führte der YCA-Clubtörn 2017 in die Inneren Hebriden, zur berühmtberüchtigten Straße von Corryvreckan, nach Port Ellen und wieder retour. 70 6/2017
Und wie hieß es schon in der Ausschreibung: Schön schippern kann man anderswo – in Schottland segeln die Hartgesottenen! Da hilft kein Jammern, da hilft kein Fluchen: Augen zu und durch die Regenfront – der ultimative Hardcore-Ölzeug- Dauertest möge beginnen! In den sechs Stunden im Kanal müssen 14 Schleusen selbst bedient werden: Schleusentore schließen, Schotten dicht und die bergseitigen Schotten auf, Leinen dichtholen, Tore auf und ablegen, kurzum: Man hat zu tun. Nach der letzten Schleuse führt unsere Route weiter nach East Tarbert auf der Ostseite der Halb insel Mull of Kintyre (Das Lied kennen doch alle!). Wait 15 minutes and the weather will change … ist das Motto des dritten Tages, denn auf dem Weg von East Tarbert nach Campbeltown hängen zwar die dunklen Wolken sehr tief, aber mit einem schönen Kreuzkurs geht es beinahe regenfrei recht gut dahin. Angekommen in Campbeltown – oh Wunder – blendet uns beinahe dieses große, hell leuchtende Ding am Himmel und die ohnehin gute Stimmung steigt gleich noch viel mehr, denn immerhin ist es ja Mitte August, also Hochsommer! Am vierten Tag segeln wir auf unserer längsten Tagesroute mit über 50 Seemeilen von Campbeltown an Sanda Island vorbei rüber zur Insel Islay, auf die Whisky-Insel mit gleich acht Destillerien (Caol Ila, Bunahabbian, Ardbeg, Lagavulin, Laphroaig, Bowmore, Bruichladdich und Kilchoman). Hier gibt es Torf im Überfluss, der dem Single Malt Whisky seinen unverwechselbaren Duft und Geschmack verleiht. Bösartige Zungen behaupten ja tatsächlich, dass so manche Islay- Whiskysorten nach Asphalt schmecken würden. Mein persönlicher Whisky-Favorit ist übrigens der sanfte Jura Origin Single Malt Scotch Whisky – aged 10 years. Da wir aufgrund der Tiden-Strömung an der Südhuk von Mull of Kintyre diese Tagesroute sehr zeitig in der Früh bzw. vor Morgenanbruch begonnen haben, kommen wir auch gegen Mittag in Port Ellen an. Am Nachmittag steht der Besuch der Whisky-Destillery Laphroaig auf dem Programm. Die geführte Tour durch die Destillery Laphroaig ist (inkl. drei Kostproben) mit £ 10 fast geschenkt – vermutlich, damit wir noch Geld für das sündhaft teure Gesöff im Shop übrig haben. Aber schließlich müssen wir ja auch etwas zum Überleben der Distilleries beitragen. Und wer bisher aus Erzählungen nur das Ungeheuer Nessie kennt, dem sei eine Taxifahrt von Port Ellen nach Laphroaig und retour empfohlen. Carol alias Black Mamba lehrt einem ebenso 100%-ig das Fürchten. Am fünften Tag sind wir bereits auf dem Rückweg und werden auf den heutigen knapp 45 Seemeilen zwar wieder von einer dicken, dunklen Wolkendecke verfolgt, freuen uns aber besonders über einen herrlichen Raumwindkurs. Und wer zu spät aufsteht, bekommt es mit Strom von drei Knoten gegenan zu tun. Durch das Loch Craignish erreichen wir unser Tagesziel Craobh Haven, wo wir zwar wieder einmal bei strömendem Regen anlegen, aber wenigstens stilecht im The Lord Of The Isles vorzüglich auswärts speisen. Mar Sin Leat Am sechsten Tag geht es über den Cuan Sound – der Strom schiebt uns mit 4,2 Knoten durch die enge Schlucht – zurück zur Dunstaffnage Marina, wo wir (schon bestens vertraut) bei strömenden Regen ankommen. Mit dem Taxi fahren wir nach Oban, um Whisky-Destillery und Hafenstadt einen letzten Besuch abzustatten und Souvenirs einzukaufen. Das letzte gemeinsame Abend essen im The Wide Mouthed Frog, das letzte Bier des Segeltörns, der letzte Trinkspruch: „Ein Hoch auf Schottland!“ Mar sin leat (Ciao auf Gälisch). Segeln bildet eben! Yacht Club Austria Generalsekretariat Neue Adresse: Estermannstraße 6, 4020 Linz +43(0)732 781086, office@yca.at www.yca.at Crew Wien, NÖ, Burgenland Crew-Commander Christian Schifter +43(0)1 7109222 cschifter@pantaenius.com Generalsekretär Harald Mahringer +43(0)699 11317599 harald.mahringer@yca.at Crew Salzburg interim. Crew-Commander Hubert Kraft +43(0)664 9645011 hubert.kraft@yca.at Crew Oberösterreich Crew-Commander Thomas Hickersberger +43(0)676 3067224 thomas.hickersberger@yca.at Crew Tirol und Vorarlberg Crew-Commander Johannes Lindig +43(0)660 5208136 j.lindig@tsn.at Crew Kärnten Crew-Commander Fritz Abl +43(0)664 2436871 office@yca-crew-ktn.at www.yca-crew-ktn.at Crew Steiermark Crew-Commander Mike Hecker +43/(0)676/86643046 mike.hecker@yca.at Crew Jugend Jugendbeauftragter Matthias Eckerstorfer +43(0)650 5583470 matthias.eckerstorfer@gmail.com Ausbildung YCA-Ausbildungsleiter Gottfried „Titzl“ Rieser +43(0)664 3706027 gottfried.rieser@yca.at 3/2017 6/2017 71
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