Schein und Sein Im Auftrag des Ministeriums Am 10. März 2017 hat das österreichische Verkehrsministerium die bis dato tätigen 14 Prüfungs-organisationen für Befähigungsausweise für die Freizeitschifffahrt auf dem Meer beauftragt, gemeinsam die Prüfungsordnung von 2015 („JachtPrO“) zu evaluieren und alle Punkte aufzulisten, die abzu-ändern wären. Dieser Auftrag wurde Anfang September mit Abgabe der Ergebnisse abgeschlossen. Von Seiten des Ministeriums wurde zugegeben, dass die derzeit geltenden Anforderungen der Prüfungsordnung 2015 im internationalen Vergleich hoch sind. Es wurden Änderungen in Aussicht gestellt, wenn sich eine Mehrheit der Prüfungsorganisationen dafür aussprechen sollte. Damit das Ministerium nicht mit der Koor dination der einzelnen Prüfungsorganisationen belastet wird, wurde eine Koordinationsstelle eingerichtet. Über diese Koordinationsstelle wurden zwei Meetings der Prüfungsorganisationen organisiert, das erste am 3. Juni 2017 in Unterpremstätten, das zweite am 12. Juli 2017 in Guntramsdorf. Natürlich konnten bei beiden Treffen nicht alle Organisationen persönlich vertreten sein, aber es wurden parallel per E-Mail Informationen ausgetauscht und Vertretungen abgesprochen. Aus dem Meeting vom 12. Juli ist ein Papier entstanden, das von zwölf Prüfungsorganisationen unterschrieben wurde. In diesem Papier werden die Anforderungen für einen österreichischen International Certificate (IC) nach folgenden Richtlinien beschrieben: 1. Orientierung an den An forderungen der „Resolution 40“, dem Definitionspapier des International Certificate. 2. Umsetzung nach internationalen Gepflogenheiten (andere Länder, die IC ausstellen). Um nur zwei Beispiele zu nennen: – Keine durchgehende 50-Stundenfahrt mehr als Voraussetzung für FB3, das gibt es in keinem Land. DI Harald Melwisch Präsident des „King Yachting Club“, Prüfungsreferent des MSVÖ – Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich und langjähriger Experte auf dem Gebiet der Berufs- und Freizeitschifffahrt. kolumne@ocean7.at – Keine gesonderte Prüfung auf einem Motorboot, ein ent sprechend motorisiertes Schiff ist aus reichend, um den Aus bildungsbereich „Motorantrieb“ zu prüfen. Wer hat nicht unterschrieben? Wie schon oben erwähnt, haben 12 von 14 Prüfungsorganisationen diese Änderungswünsche unterschrieben. Welche beiden nicht? Das war keine Überraschung, sondern eine Bestätigung dessen, was schon lange als offenes Geheimnis gilt: Die Wassersport Schulvereinigung Österreichs (WSVO) und in ihrem Schlepptau der Österreichische Segelverband (ÖSV) halten es nach wie vor für nicht nötig, die Anforderungen der Prüfungsordnung 2015 an international vergleichbare Standards anzupassen. Eine plausible Erklärung dafür wurde von keinem der beiden Prüfungsorganisationen abgegeben. Naheliegend ist natürlich die Erklärung, dass derjenige, der damals die erhöhten Anforderungen erfunden bzw. mitgetragen hat, jetzt nicht abschaffen will. Ich gehe aber davon aus, dass die von 12 Prüfungsorganisationen im Auftrage des Ministeriums vorgebrachten und sachlich begründeten Punkte genügend Gewicht haben werden, um zwei Verordnungen zu verbessern. Foto: Felix Gebley Sobald eine Segelyacht unter Motor läuft, ist sie eine Motoryacht, lernt man. Und fragt sich, warum die Prüfung „Motor“ ausschließlich auf einer reinen Motoryacht möglich sein soll? 40 6/2017
Rettung auf See Hallo nach 26 Jahren Eine Studentenreise durch Europa hätte es werden sollen – und hätte Simone beinahe das Leben gekostet. Doch eine Salzburger Segelcrew fischte sie nach 18 Stunden im Meer aus dem Wasser, im Jahre 1991. Text Tahsin Özen Mit Tränen in den Augen fällt Simone Scialdo Krasan ihrem Lebensretter, dem Pongauer Skipper Adam Sieberer, in die Arme. „Ohne euch wäre ich heute nicht hier“, sagt die Texanerin in Altenmarkt mit tränenerstickter Stimme und blickt dankbar in die Gesichter der fast vollzähligen Crew von damals. Damals, das war im Juni 1991. Am 18. nahm die gerade 21-Jährige gemeinsam mit Studienkollegin Tina Ellis die Fähre von Brindisi nach Korfu – in Begleitung der beiden US-Studenten Larry und Tonya, die sie kurz zuvor kennengelernt hatten. Während alle anderen bereits schliefen, spazierten Simone und Larry nach Mitternacht noch auf Deck. Im Übermut setzte Larry seine Begleitung schließlich auf die Reling – das Unglück nahm seinen Lauf. „Plötzlich verlor ich das Gleichgewicht und stürzte rücklings in die Tiefe – Larry versuchte noch, mich festzuhalten, wurde aber mitgerissen“, erinnert sich Simone. Nach mehr als zwölf Metern im freien Fall versanken die beiden in den Fluten. Als sie wieder auftauchten, blieben ihre Hilfeschreie ungehört, die Fähre verschwand im Dunkel der Nacht. Tina bemerkte erst am nächsten Morgen das Verschwinden ihrer Freundin und suchte sie vergebens. Simone war zu diesem Zeitpunkt bereits vor Erschöpfung eingenickt. Als sie wieder zu sich kam, war Larry weg. Auseinandergetrieben? Simone hatte keine Kraft mehr, um sich weitere Gedanken um den Verbleib Larrys zu machen oder ihn gar zu suchen. Sie kämpfte bereits um das eigene Überleben. Rettung in der Dämmerung „Die Sonne ging gerade unter, und als Johann Jäger Essensreste ins Meer warf, sah er Simone im Wasser treiben“, berichtet Adam Sieberer, damals Skipper an Bord der Sir Thomas, einer Formosa 51. Es gelang der Crew, sie nach 18 Zu Beginn des Törns 1991 war die Welt für Adam Sieberer und seine Crew an Bord der Sir Thomas, einer Formosa 51, noch in Ordnung. Simone Scialdo Krasan mit Lebensretter Adam Sieberer. Stunden auf offener See zu bergen und zum nächsten Hafen zu fahren, von wo sie ins Krankenhaus gebracht wurde. Heute, 26 Jahre später, gedenken Simone, Adam und die verbliebene Crew Johann Jäger – dem Mann, der Simone damals im Wasser gesichtet hatte. Er lebt nicht mehr. Simone wurde glückliche Mutter von drei Kindern. Obere Reihe von links: Rupert Mooslechner, Josef Pfister, Norman Steger, Rupert Ammerer (Crew). Unten: Christoph Dunshirn, Tina Ellis, Simone Scialdo Krasan, Adam (Skipper) und Georg Sieberer. Fotos: Nikolaus Klinger, Foto Oben: Privat 6/2017 41
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