Skipper’s Diaries Auf der Flucht September in Curaçao. Wir sind unbeschwert, obwohl immer knapp bei Kasse. Sehr knapp. Da kommt Ritchie mit seinem erbärmlichen Hündchen auf dem Arm und bietet gutes Geld für nichts. Wir laufen den staubigen Pfad entlang, haben eine kleine Machete dabei und etwas Trinkwasser auch. Der taube Hund von Angélique watschelt von Busch zu Busch und liest die Hunde zeitung. Da er von Geburt an taub ist, hat er auch keinen richtigen Namen. Er, es ist eine Sie, heißt „Hund“. Auf Französisch. Für Angélique und Cédric ist dies die Muttersprache. Für uns ein erstrebtes, aber nicht erreichtes Geschick. Zurück bei den Booten teilen wir die Beute – ein paar Kokosnüsse. Ab und zu essen wir gemeinsam zu Abend. Angélique kocht leidenschaftlich gern. Mit vollen Bäuchen sitzen wir dann noch eine Weile zusammen und spielen Würfel. Cédric hat eine geheime Technik, immer Sechser zu würfeln und kann einfach nicht widerstehen. Er schummelt andauernd. Wenn das bloß Gewinn bringen könnte. Dafür finde ich immer einen Anlass, mir einen weiteren Rumpunsch zu mixen und werde gesprächiger. Nur Inga ist perfekt. Meine Augen umarmen sie innig. Mit Angélique und Cédric sind wir befreundet. Sie sind jung und bringen eine seltene Bereitschaft an den Tag, das Leben nicht zu ernst zu nehmen. Vor allen Dingen sich selbst nicht. Die Zeit mit ihnen ist leicht wie die Zitronenfalter über den Sommerwiesen. „Bringt mich nach Panama!“ Und nach kurzer Pause: „Ich bezahle euch gut!“, sagt Ritchie leise, als wir ihn auf der Uferstraße treffen. Seine Augen hinter der Brille sind winzig und eilen wie dunkle Fischchen in FOTO: SY MAOLIS VASSIL SVECHTAROV Bühnenbildner, Puppenspieler, Musiker, Autor und Weltumsegler. kolumne@ocean7.at Bücher, Musik, Projekte è www.sturetz.eu einem runden Aquarium, ständig auf der Suche nach dem Ausgang. Was wissen wir über ihn? Darf er wissen, dass wir wissen? „Ihr segelt doch nach Panama, oder?“ Das erbärmliche Hündchen auf seinem Arm, die schwere goldene Kette, die gefärbten Locken an den Schläfen, alles wartet gespannt auf eine Antwort. „Was meinst du mit ‚gut‘, Ritchie?“, weiche ich ungeschickt aus. „Gutes Geld für nichts, das meine ich. Wie klingen zehntausend, mh?“ „Unser Boot ist zu klein, Ritchie“, versucht Inga einen ehrlichen Rückzug. „Wir überlegen es uns und sagen dir Bescheid“, schließe ich mit einer durchsichtigen Lüge ab und wir verabschieden uns. Zwei Tage nachdem wir Angélique und Cédric über Ritchies Angebot an uns erzählt haben, sind zwischen den dreien alle Einzelheiten geklärt und ein gemeinsamer Abreisetermin gesetzt. In einer Woche. Am Dienstag soll es sein. Gleich nachdem er bei der Polizei seine Unterschrift geleistet hat. Dann wird bis Freitag keiner nach ihm fragen und danach kommt ein langes Wochenende, wegen der Regatta am Montag. In der Zeit werden sie schon auf Guadeloupe sein und bald aus dem Wasser, um das Schiff auf Vordermann zu bringen. Und ehe man sich versehen hat, sind sie schon in der Dominikanischen Republik. Danach ist es nur noch ein Kinderspiel, sagen sie. Wir staunen. Cédric und ich basteln bis zum letzten Augenblick an ihrem Lebekahn rum, damit sie überhaupt auslaufen können. Alles funktioniert und wird die Reise durchhalten. Sie fahren los, und der Ankerplatz ist öde und leer. WAS WIR WUSSTEN Ein weißer Mann, der besagte Richie, geht mit seinem Hündchen Gassi. Das Hündchen scheint nur ihm sympathisch zu sein, jedenfalls ist es bissig, nervös und schlecht erzogen. Es versucht seine Zähnchen an einem dunklen einheimischen Bein. Das Bein schnellt zurück, das Hündchen quiekt enttäuscht und trippelt mit eingezogenem Schwanz nach Hause. Der weiße Mann wartet auf die Dämmerung und geht die Gassi- Strecke nochmals zurück. Jetzt ist er allein. In seiner Tasche, um seine Faust geschmiegt, ein Schlagring. Der Eigner des gebissenen Beines wacht eine Woche später im Krankenhaus auf. Der weiße Hündchen-Mann wird dafür büßen müssen. In Ketten, wie die Vorfahren des gebissenen und geschlagenen Mannes, wird er nicht gelegt, aber im Bau wird er auch auf andere Weise das Bereuen erlernen müssen. Nur wird er leider nicht direkt dahin verfrachtet, weil er vermögend ist. Während noch Untersuchungen laufen, verkauft er alles, was er besessen hat: Wohnung, Boot, Auto, Seele. Jetzt reist er erste Klasse nach Panama, wo er weiterhin sein hässliches Fifi, unter schwarzen Beinen, spazieren führen kann. Unsere Freunde sind wegen seines Geldes auf der Flucht. 82 5/2023
Des Seglers Kunst PANORAMA Tipps, Trends & Neuheiten Das Meer tut gut – und: Gutes. Denn im Rahmen einer Benefiz-Auktion kann unter anderem dieses Gemälde von Sax Impey ersteigert werden. SAX IMPEY blickt von seinem Atelier in St. Ives auf die See. Inspiration findet er aber auf dem Meer – als RYA-Yachtmaster. MEER INSPIRATION. Seine Werke tragen Titel wie „Squall“ (Sturmböe), „Night Wave“ oder „38° N, 69° W“. Seine Ausstellungen nennt er „Atlantic“, „Pacific“ oder „Storm“. Die Namensgebung ist Programm: Seit 2005 hat der britische Künstler Sax Impey in seinem Atelier in St. Ives, Cornwall, fast ausschließlich Arbeiten geschaffen, die auf seine Erfahrungen auf See zurückgehen. Als qualifizierter RYA-Yachtmaster ist er viele Tausend Seemeilen gesegelt und hat Yachten rund um die Welt ausgeliefert. Diese ausgedehnten Törns haben sein Leben und Arbeiten tiefgreifend beeinflusst. 2018 führte ihn z. B. eine 5.000 Meilen und 60 Tage lange Reise von Panama über die Ga- lapagos-Inseln nach Rapa Nui (Osterinsel). Seine Eindrücke hielt der Künstler in Gemälden, Zeichnungen und einem Film fest. Am 5. Oktober wird eines seiner Werke, „Squall Study 2“ (siehe oben), im Rahmen einer Benefiz-Kunstauktion versteigert. Der Erlös geht an Desideria Care. Der Verein baut damit seine Coachingangebote für Angehörige von Demenzkranken im DACH-Raum aus, um sie in ihrem herausfordernden Pflegealltag zu unterstützen. Neben Sax Impey haben 200 weitere Künstlerinnen und Künstler aus 53 Ländern Gemälde, Fotografien und Skulpturen für die Auktion gespendet. Der Katalog mit allen zur Versteigerung stehenden Werken und Infos zum Mitsteigern – es können auch schriftliche oder telefonische Gebote abgegeben werden – finden sich auf: è https://desideriacare.de/benefizauktion Entdecken Sie Ihre Traumyacht in unserem Showroom in Bernau am Chiemsee! Hanse (Deutschland) Vertriebs GmbH & Co. KG Bernau am Chiemsee | Tel. +49 (8051) 9629767 · Greifswald | Tel. +49 (3834) 7755-700 | sales@hanseyachts.de 315 348 388 460 new 510 548 588 hanseyachts.com
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DEIN MOMENT. 23. 09. - 01. 10. 2023
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