Aufrufe
vor 1 Jahr

ocean7 5/2023

  • Text
  • Hanse 410
  • Wellcraft 435
  • Yamaha
  • Sms fasana
  • Clipperroundtheworld
  • Hausboot
  • Biograd boat show
  • Kennet avon channel
  • Underwatersculpture
  • Orca
  • Motorboot
  • Segeln
  • Interboot
  • Elektroboot
  • Dubarry
  • The wild atlantic way
  • Irland
  • Narrowboat
  • Wolfgang hausner
  • Bobby schenk
Hanse 410. Weltpremiere in Cannes, jetzt auch mit neuestem E-Antrieb bei 55 Meilen Reichweite. Wellcraft 435. Was in Miami Vice noch wildes Sportboot, präsentiert sich heute als familienfreundlicher Weekender – Weltpremiere in Cannes. Stromführend. Überblick über den Markt der Elektroboote sowie Neuheiten im Kurzporträt. Schön langsam. Narrowboats waren einst Universaltransportfahrzeug und sind heute schwimmende Ferienwohnungen auf den Kanälen Südenglands. Wild Atlantic Way. Mit den österreichischen Weltumseglern Ingrid und Robert Schnabl auf Kulttörn in Irland, England und Schottland.

Dampf und Segel

Dampf und Segel September bis Oktober 1889: Von Pola nach Gibraltar Aus den Reisebriefen von Onkel Alfred. In den Briefen an die Familie berichtet der Seekadett jeweils über die vergangenen Tage und Wochen. Die Originalschreibweise ist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte. Ende Juni 1899 ist der 19-jährige Alfred Winkler aus Tolmein im Küstenland (heute: Slowenien) an der Marineakademie in Fiume (heute: Rijeka) ausgemustert worden, er hat die Ausbildung mit gutem Erfolg abgeschlossen. Anfang September tritt er den Dienst im Rang eines Seekadetten an Bord der SMS Fasana an. Drei Wochen dauert die Einschulung an Bord, dann wird es ernst. IN SEE, AM 26. SEPTEMBER 1889 Wie Ihr vielleicht in den Zeitungen gelesen habt, verließen wir am 21. Pola. Um 9 Uhr 30 wurde die Vertäuung von der Boje gelöst und die Fasana wendete sich langsam der Hafeneinfahrt zu. Im letzten Moment entschloss sich der Kommandant doch noch Lebewohl zu sagen und kommandierte die halbe Bemannung in die Takelage, wo sie unter Mützenschwenken ein don- nerndes „Hurra“ rief. Erwidert wurde dieser Gruß von Angehörigen von Kadetten, Offizieren etc., welche am Molo standen. Bald hatten wir den Hafen verlassen. Die Mission (Auftrag) der Fasana auf der Weltumrundung ist denkbar angenehm, zumindest für den „Stab“, bestehend aus Offizieren und Kadetten: die k. u. k. Kriegsmarine repräsentieren (Flagge zeigen), Kontakte knüpfen, offizielle Besuche absolvieren, die Kadetten ausbilden. Im ersten Brief beschreibt Alfred den Tagesablauf auf See: drei Wachen im Vierstunden-Rhythmus, dazwischen frei. Die Mannschaft, oft als Matrosen bezeichnet, besteht aus 250 Mann, die Alfred wie folgt beschreibt: … ein Konglomerat von Dalmatinern, Kroaten, verhältnismäßig vielen Deutschen, Ungarn, Istrianern, Dummköpfen, faulen Schlingeln, frechen Leuten und sehr wenigen tüchtigen Leuten. Diese Bemannung kam dadurch zustande, dass man bei deren Zusammensetzung darauf bedacht war, nur sehr junge, also ungeschulte Leute und Matrosen mit möglichst guter Konduite (Betragen, Führung) zu wählen … Der Beschreibung des „Stabes“ widmet Alfred eine ganze Seite, wo er die verschiedenen Offiziere und deren Aufgaben und Charaktere beschreibt. Der Kommandant, vom Dienstgrad Fregattenkapitän, ist ... Rudolf Berghofer, ein Mann von 42 Jahren und hoher wissenschaftlicher Bildung. Ein tüchtiger Seemann, allerdings manches Mal nervös und mürrisch, was bei Manövern zum Ausdruck kommt … Das kommt uns doch bekannt vor? Es folgen die verschiedenen Offiziere und Maschinisten, sowie die Mediziner: … Von Ärzten haben wir zwei an Bord, die im Nichtstun miteinander wetteifern, 52 5/2023

Filzlauskontrolle. Am Steuerstand der Fasana. Achterdeck (Modell). Heck der 1871 in Dienst gestellten Korvette. wobei jedoch der ältere den Sieg davonträgt, da der jüngere, nebenbei bemerkt, ein sehr liebenswürdiger Mensch, wenigstens die wenigen Amtsgeschäfte verrichtet und sich mit Photographie befasst. BEI STURM UND HAGEL Am 28. September läuft die Fasana in Messina ein, weil der Kommandant dort einen Brief von seiner Frau erwartet und weil frische Lebensmittel eingekauft werden. Schon am nächsten Tag geht es weiter. Das herbstliche Wetter und vornehmlich westliche (Gegen-) Winde machen dem Schiff in den nächsten Wochen zu schaffen. In einem Brief vom 7. Oktober schildert Alfred ein Gewitter: … Es war damals die Situation auf der Kommandobrücke für mich eine höchst unangenehme. Der Donner krachte, der Wind pfiff mit fabelhafter Stärke und Regen samt Hagel schlugen in horizontaler Richtung beinahe schmerzhaft ins Gesicht. Ich musste nun beim Kompass stehen und das Verhalten des Schiffes dem Winde gegenüber auf das genaueste beobachten und hierüber jeden Moment dem Wachoffizier Auskunft geben … Der Marinehistoriker Georg Pawlik aus Korneuburg bei Wien, besitzt ein Modell der SMS Fasana. An diesem ist gut erkennbar, was eine „Kommandobrücke“ eigentlich ist: Sie überspannt das Hauptoder Arbeitsdeck, auf dem die Matrosen arbeiten und diverse Befehle ausführen, über die ganze Schiffsbreite und ist mit dem Achterdeck über eine weitere schmale Brücke verbunden. Der ganze Bereich ist dem „Stab“ und den Kadetten vorbehalten. Die Mannschaft kann vom Hauptdeck aus wegen des hohen Schanzkleides nicht aufs Meer hinausblicken, auch der Rudergänger hat keine Sicht aufs Wasser. Die Bezeichnung „Kommandobrücke“ hat sich übrigens bei größeren Schiffen trotz geschlossener Aufbauten bis heute gehalten. HUNGER UND DURST Vorwiegend westliche Winde machen der Fasana weiterhin zu schaffen. Um Kohle zu sparen, wurde auch unter widrigen Bedingungen gesegelt, in diesem Falle: aufgekreuzt. Die Fahrt nach Gibraltar dauert länger als üblich. Aus einem Brief vom 17. Oktober: … Vorläufig ist uns das Wasser ausgegangen und wird morgen mit dem Destillieren begonnen werden, was schon das Heizen eines Kessels zur Folge hat. Auch mit dem Essen steht es nicht besonders gut. Die Kälber sind schon den Weg alles Irdischen gewandelt und so haben wir nur noch ausgemergelte Hühner und Truthühner an Bord … AUSGUCK MIT WEITBLICK Am 19. Oktober trifft die Fasana endlich in Gibraltar ein, wo sie für die „Traversade“ (Überquerung des Ozeans) ausgerüstet wird. Alfred beschreibt die britische Kronkolonie in einem Brief vom 22. Oktober in den höchsten Tönen: … Die Aussicht, die man nun von den Schießscharten aus genießt, ist eine so unbeschreiblich schöne und mannigfaltige, dass kein Schlossberg so etwas bieten kann. Jede zweite Schießscharte bietet eine andere Aussicht und wir sahen so die ganze Gegend bis an die Küste Afrikas. Unter uns teils das blaue Meer mit den unzähligen Schiffen, dann die Stadt, die Festungsanlagen, die Straßen, das neutrale Gebiet (ein öder Streifen Landes, welcher Gibraltar von Spanien trennt), der wild zerklüftete Abhang des Berges, endlich weiter entfernt drei spanische Städte mit den Arenen für Stiergefechte und in der Ferne die Berge von Marokko und Tanger, das alles in reizender Farbbeleuchtung, ich werde dieses schöne Bild nie vergessen und bin überzeugt, dass es wenige derartige Aussichten auf der Welt gibt … Am 26. Oktober wird der Anker gelichtet, die Atlantiküberquerung nach Südamerika beginnt. In der nächsten Ausgabe: Segeln im Passat, eine unglaubliche Äquatortaufe, Wal- und Haifang, ein gestürzter Kaiser, eine Revolution und die ersten Deserteure. 5/2023 53

Ocean7 Magazin

Blog

© 2024 by Ocean 7 - Impressum und Privacy