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Spitzenprädator

Spitzenprädator Begegnung zweier Welten. Pelagische Orcas und terrestrische Zweibeiner, biologisch beide den Säugetieren zugehörig, treffen einander im gemeinsam genützten Lebensraum Meer. Beschädigt und gesunken. Die Schweizer Segelyacht Champagne wurde durch einen Orca- Angriff schwer beschädigt und sank beim Schlepp in den Hafen. WIE GEHEN DIE ORCAS VOR? Es wird berichtet, dass sie vor allem die Ruderanlage beschä digen. Das geschieht durch Rammstöße und Bisse. Manchmal sind Einzeltiere am Werk, manchmal mehrere Individuen. Widersprüchlich sind die Angaben zum Verhalten der Tiere. Es wird von sanftem und fokussiertem Umgang mit der Ruderanlage berichtet, aber auch von heftigem Rütteln und massiven Rammstößen. Auch der Schiffsrumpf wird manchmal mit voller Wucht gerammt, und im schlimmsten Fall erfolgen diese Attacken über viele Stunden. SPIEL, TRAINING ODER ATTACKE? Diese Frage ist ungeklärt, daher verwenden manche Walforscher lieber den neutralen Begriff der Interaktion. Orcas besitzen hohe Intelligenz, und intelligente Lebewesen sind spielfreudig. Eventuell ist die Fokussierung auf die Ruderanlage auch als Training für Jungtiere zur Thunfischjagd zu verstehen, wobei das Ruderblatt für die Schwanzflosse des Thunfisches steht. Heftige Rammstöße sind bei Orcas auch Teil des Jagdverhaltens auf andere Wale, die größer sind als sie selbst. TRAUMATISIERTER ORCA? Sollten es aber gezielte Attacken gegen die Boote als solche sein, dann stellt sich die Frage nach dem Warum. Manche regionale Fischer glauben, dass vielleicht ein junger Orca von einem Segelboot verletzt worden sei und das Muttertier seither Segelboote attackiert. Da Orcas in Verbänden leben und die jungen Gruppenmitglieder von den älteren Tieren lernen, könnte sich dieses Verhalten innerhalb einer Gruppe verfestigen. Andererseits könnten auch die Fischer ursächlich an der Verhaltensänderung der Orcas beteiligt sein. Die Schwertwale räumen nämlich mit Vorliebe die Langleinen der Fischer ab, sodass von den Thunfischen oft nur Reste an Bord gelangen. Die Antwort der Fischer wird wohl nicht freundlich sein, die Reaktion der Orcas auf die Antwort auch nicht. „ Orcas besitzen hohe Intelligenz, und intelligente Lebewesen sind spielfreudig.“ WARUM IN DIESER REGION? Orcas kommen weltweit vor und unterteilen sich in Subpopulationen. Vor Gibraltar ist es die Gruppe der Iberischen Orcas, deren Stärke auf etwa 50 Tiere geschätzt wird. Ihre Hauptbeute ist der Rote Thunfisch, Thunnus thynnus. Die Orcas ziehen den laichenden Thunfischen über die Straße von Gibraltar bis ins westliche Mittelmeer nach, später wieder nach Norden bis in die Biskaya. Sie sind also in einer Meeresregion unterwegs, die von extrem starkem Schiffsverkehr, Befischung und Umweltgiften aller Art betrof- Schöne Idylle. Auf künstlerische Weise ist hier das beiderseitige und friedvolle Interesse aneinander dargestellt. FOTOS: APA/AFP/JORGE GUERRERO (1), SHUTTERSTOCK.COM – ANDREA IZZOTTI (1), TARASOVA MARIYA (1), GUILLERMO EL OSO(1), KAMIRA (1), MAYSKYPHOTO (1) 46 5/2023

Kräftiges Gebiss. Innerhalb der Zahnwale hat nur der Pottwal noch eindrucksvollere Zähne. Auf dem Speiseplan der Orcas stehen Meeressäuger und Fische. fen ist. Als Spitzenprädatoren reichern sich in ihnen die Schadstoffe der Nahrungs kette an. Zusammen mit dem permanenten Stress durch Lärm und Bootsverkehr kann das zu Krankheits bildern führen und Verhaltensweisen ändern. WIE SOLL SICH DIE CREW VERHALTEN? Die Empfehlungen sind widersprüchlich. Sie reichen vom Abstellen des Echolotes und des Motors bis zur schnellen Flucht – die bei der Schnelligkeit der Orcas eher nicht gelingen wird. Ruhiges Verhalten an Bord war ebenso Gefangen und dressiert – der Schwertwal „Lolita“ im Miami Seaquarium demonstriert hier hautnah, zu welch kooperativen Leistungen diese Meeressäuger fähig sind. Quellen è https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/tourismus-schifffahrt/orca-angriffe-auf-segelboote/ Käsbohrer, T. (2022). Das Rätsel der Orcas. Millemari, 210 S., ISBN 978-3-967-06063-8 Shirihai, H. & B. Jarrett (2008). Meeressäuger. Kosmos, 384 S., ISBN 978-3-440-11277-9 In freier Wildbahn ist bis heute kein letaler Angriff von Orcas auf Menschen dokumentiert, obwohl das bei Begegnungen wie dieser für Orcas leicht möglich wäre. Geht gar nicht! Geht seitwärts Schon heute bedroht Plastik mehr als 800 Meerestierarten. Helfen Sie uns, das zu ändern. oceancare.org