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ocean7 5/2020

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Frauscher 1212 Ghost: Die neue Frauscher vom Traunsee, wir sind sie auf dem Gardasee Probe gefahren. D&D Kufner 50: Die neue und nur etwas kleinere Schwester der Kufner 54 wird für Aufsehen in der Charterbranche sorgen. Spaniens Ostküste: Die 16 schönsten Marinas zwischen Valencia und Alicante. Golf von Morbihan: Mit dem Kajütboot Loxo 32 auf Erkundungstour im bretonischen Revier der Hinkelsteine. Corona im Roten Meer: Die Odyssee einer Weltumseglerfamilie auf ihrer Segelyacht zwischen gesperrten Häfen und Piraten von Dschibuti nach Suez. Lärmverschmutzung der Meere: Die Geräuschkulisse in den Ozeanen ist vielfältiger, als man denkt. Und leider auch lauter. Motoryachten: Die spannendsten Neuerscheinungen der Saison 2020.

Lärmverschmutzung der

Lärmverschmutzung der Meere Während wir uns hauptsächlich optisch orientieren, ist für Wale wie diesen Buckelwal (Megaptera novaeangliae) die akustische Orientierung entscheidend. Die zunehmende Lärmverschmutzung der Ozeane kann für sie problematisch sein. Diese Orientalischen Süßlippen (Plectorhinchus vittatus) ruhen tagsüber im Schatten einer Tischkoralle. Mit Einbruch der Dämmerung werden sie aktiv und gehen auf Nahrungssuche. Mit ihren Schlundzähnen erzeugen sie grunzende Geräusche, die von der Schwimmblase verstärkt werden. Die geselligen Delfine (Delphinus capensis) kommunizieren mit einer Vielzahl von Lauten, es wird geschnattert und geklickt. FOTOS: REINHARD KIKINGER (1), NAUTILUS MINERALS (1), SHUTTERSTOCK (7) keit von der Dichte des Mediums abhängig ist. Im Meerwasser breiten sich Schallwellen etwa viermal so schnell aus wie in der Luft. Den dementsprechend kleineren Laufzeitunterschied zu unseren beiden Gehörorganen kann unser Sinnessystem nicht mehr auflösen, die Richtung des eintreffenden Schalls können wir unter Wasser nicht mehr erkennen. Am Beispiel des Motorbootes: Als Taucher hören wir durch die zunehmende Lautstärke, dass es näher kommt, können aber nicht feststellen, aus welcher Richtung es herankommt. SCHWEIGENDE UNTERWASSERWELT? Der französische Ozeanograf Jacques-Yves Cousteau (1910– 1997) befuhr mit dem Forschungsschiff Calypso die Weltmeere und drehte spektakuläre Unterwasser- Dokumentarfilme. Einer davon war „Die schweigende Welt“ (Originaltitel: Le Monde du silence), veröffentlicht im Jahr 1956. Im Vergleich zur lärmenden Welt an Land geht es unter Wasser tatsächlich viel leiser zu, aber ist es wirklich eine schweigende Welt? Versuchen wir einmal bei einem Tauchgang die Luft kurz anzuhalten, die optischen Reize auszublenden und uns nur auf unser Gehör zu konzentrieren. Vorausgesetzt, dass Nebengeräusche wie Motorenlärm nicht vorhanden sind, dann werden wir ein leises Knistern wahrnehmen. Das wird von Plankton erzeugt! Die Hauptkomponente des marinen Zooplanktons sind Kleinkrebse (Copepoda, Ruderfußkrebse). Die Myriaden der wenige Millimeter großen Krebse besitzen gelenkige Gliedmaßen und Mundwerkzeuge, deren stetige Bewegung das knisternde Geräusch erzeugt. Wenn wir in einem tropischen Ko­ Die Spielwiese für die einen ist Lebensraum für die anderen. Flache Küstengewässer sind die Kinderstube vieler Meerestiere. Was würden wir sagen, wenn in unseren Kindergärten dröhnende „Außerirdische“ just for fun herumrauschen würden? 42 5/2020

allenriff tauchen, dann sind neben diesem knisternden Hintergrundgeräusch auch ganz spezifische Lautäußerungen von Riffbewohnern zu hören. SINGENDE FISCHE Es zählt zu den weitverbreiteten Irrtümern, dass Fische stumm wären. Es stimmt, dass sie nicht aufschreien, wenn sie am Angelhaken hängen. Sie verfügen auch über keine Mimik, mit der sie Schmerzen Ausdruck verleihen könnten. Ihre Welt ist eben eine andere als unsere, mit Kommunikationskanälen, die uns fremd sind. Tauchen wir allerdings in ihre Welt ein und messen mit akustischen Loggern die Geräusche, die für unsere Ohren nicht wahrnehmbar sind, dann enthüllen sich unerwartete Ergebnisse. Am australischen Great Barrier Reef haben Wissenschaftler Fischgesänge aufgenommen. Die Laut ­ erzeugung erfolgt bei verschiedenen Fischarten durch unterschiedliche Mechanismen. Die Geräusche der einzelnen Fische überlagern sich im fischreichen Korallenriff zu einem Chor, der ähnlich wie Vogelgesang vor allem in den Morgenund Abendstunden einsetzt. Beteiligt sind daran unter anderem Riffbarsche, Fledermausfische, Rotfeuerfische, Süßlippen, Kaiserfische und viele weitere Arten. Wozu soll der Gesang dienen? Bei nachtaktiven Fischen helfen die Lautäußerungen wahrscheinlich dem Zusammenhalt der Gruppe. Tagaktive Fische markieren und verteidigen ihr Revier durch diese akustischen Grenzpflöcke. Eine weitere Funktion der Lautproduktion ist wohl die Anlockung von Partnern. WALGESÄNGE Im Gegensatz zu den Lautäußerungen von Fischen und von anderen Rifforganismen sind die akustischen Verhaltensweisen von Meeressäugern gut untersucht. Seit langem ist das reichhaltige Repertoire der Delfine und der großen Walarten bekannt. Die geselligen Delfine kommunizieren innerhalb ihrer Schulen durch Klicken, Pfeifen und Schnattern. Zur Orientierung werden niederfrequente Klicks ausgesandt, deren Echo empfangen und interpretiert wird. Mit Hilfe dieses Echolots können Delfine auch in absoluter Dunkelheit manövrieren. Die großen Bartenwale wie Blauund Finnwale kommunizieren über sehr tiefe Signale, die bis 20 Hertz herab reichen und eher wie ein Seebeben vibrieren als wie Töne klingen. Die Buckelwale sind für ihre langen und abwechslungsreichen Gesänge bekannt, die Liedern mit regelrechten Melodien gleichen. Wasser leitet Schall nicht nur schneller als Luft, sondern auch Wie Mineralien vom Meeresboden abgebaut werden könnten. Rücklauf Abbau-Hilfsschiff Steigrohr Kobalt-Kruste Meeresboden-Massivsulfide Polymetallische Knollen Restmaterial wird zurück ins Wasser gepumpt 800–2.500 m Tiefe Kobaltreiche Ferromangan- Schichten 1.000–4.000 m Tiefe Grundbearbeitungsmaschinen Massivsulfid- Vorkommen Knollendepot Lokalisierung durch Sedimentbeschneidung Sedimente 4.000–6.500 m Tiefe Meerbodenpumpe Unterwasser-Bergbau. Das ist wohl die ultimative Zerstörung noch kaum erforschter Ökosysteme. Es ist zu befürchten, dass wegen des Rohstoffhungers unserer Wohlstandsgesellschaft diese Technik zunehmend eingesetzt werden wird. Tiefsee-Monster. Diese tonnenschweren Maschinen sollen auf Tiefseeböden Mineralien schürfen. Die Schäden, die in diesem extremen Lebensraum angerichtet werden, verheilen auch in Jahrzehnten (Jahrhunderten?) nicht. Die Lärmentwicklung ist im Vergleich zur großflächigen Zerstörung des Tiefseebodens und der gewaltigen Sedimentation wahrscheinlich noch das geringere Übel. CHINA CONFERENCE 2019 „Es zählt zu den weitverbreiteten Irrtümern, dass Fische stumm wären.“ Der Ozean als Verkehrsweg. Flotten von Kreuzfahrt - schiffen, Containerschiffen und Supertankern befahren die Weltmeere und hinterlassen akustische Spuren. 5/2020 43

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