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ocean7 5/2020

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Frauscher 1212 Ghost: Die neue Frauscher vom Traunsee, wir sind sie auf dem Gardasee Probe gefahren. D&D Kufner 50: Die neue und nur etwas kleinere Schwester der Kufner 54 wird für Aufsehen in der Charterbranche sorgen. Spaniens Ostküste: Die 16 schönsten Marinas zwischen Valencia und Alicante. Golf von Morbihan: Mit dem Kajütboot Loxo 32 auf Erkundungstour im bretonischen Revier der Hinkelsteine. Corona im Roten Meer: Die Odyssee einer Weltumseglerfamilie auf ihrer Segelyacht zwischen gesperrten Häfen und Piraten von Dschibuti nach Suez. Lärmverschmutzung der Meere: Die Geräuschkulisse in den Ozeanen ist vielfältiger, als man denkt. Und leider auch lauter. Motoryachten: Die spannendsten Neuerscheinungen der Saison 2020.

Seemannschaft Corona im

Seemannschaft Corona im Roten Meer Wir waren mit unseren Kindern Theo (11) und Antonia (7) auf der letzten großen Etappe unserer Weltumseglung, als die weltweiten Grenzschließungen begannen. Ohne sicheren Hafen, in dem wir die Entwicklungen hätten abwarten können, blieb uns nichts anderes übrig, als eine Fahrt mit ungewissem Ausgang durch das Rote Meer zu wagen. Text JUTTA WALTER | Fotos OSVALDO ESCOBAR Noch im Jänner haben wir gedacht, dass es gut sei, Thailand zu verlassen. „Wir segeln dem Corona- Virus einfach davon“, sagten die Kinder. Eine weltweite Ausbreitung des Virus kam uns zu diesem Zeitpunkt nicht einmal in den Sinn. Das Einklarieren in Sri Lanka war dann zwar etwas kompliziert – die Behörden ließen uns stundenlang vor dem Hafen von Galle warten, weil wir aus dem schon recht durchseuchten Thailand kamen. Aber letztendlich mussten wir doch lediglich ein Gesundheitsformular ausfüllen und eine Ärztin maß bei allen Temperatur. Das war’s. Nie hätten wir damit gerechnet, dass uns das Corona-Virus im wahrsten Sinne des Wortes Rich­ 32 5/2020

tung Westen „verfolgen“ und die kommenden Monate so sehr bedrängen würde. Ab Indien standen ganz andere Dinge und Sorgen im Vordergrund: Auch im Jahr 2020 ist es ein Nervenkitzel, durch den Golf von Aden zu segeln. Lange hatten wir überlegt, ob wir es wagen könnten, denn wir gehen beim Segeln keine unnötigen Risiken ein. Erst nach einer sehr genauen Analyse der aktuellen Piraten-Situation und dem Einholen vieler Experten-Meinungen entschieden wir uns für den Weg durch das Rote Meer. Bei der Ankunft in Dschibuti hatten wir deshalb gedacht, die längste und wegen der immer noch wütenden Piraten die gefährlichste Etappe unserer gesamten Weltumseglung hinter uns zu haben, immerhin 2.000 Seemeilen. Doch alles kam anders. WIE EIN SCHLAG INS GESICHT Zwar waren wir, wie wir später erfahren hatten, die letzte Yacht, die in Dschibuti noch offiziell einklarieren durfte, aber dennoch trafen uns die Corona-Vorsichtsmaßnahmen wie ein Schlag ins Gesicht. Ohne Vorwarnung hieß es ein paar Tage darauf, dass von den Yachten – zu dem Zeitpunkt lagen insgesamt zehn im Hafen vor Anker – ab sofort niemand mehr an Land dürfe. Ein bisschen absurd kam uns das vor, denn wer ist Corona-freier als Segler, die wochenlang allein auf dem Meer unterwegs waren? In Dschibuti abzuwarten war auch keine Option, denn mit dem wechselnden Wetter wäre der Hafen in einigen Wochen kein sicherer Ankerplatz mehr. Aber wie sollten wir ohne unsere Vorräte aufzufüllen die 1.000 Meilen bis zum Suezkanal bewältigen? Wissend, dass es im Roten Meer selbst zur besten Segelzeit vorwiegend aus Nord bläst, planten wir mehrere Wochen für die Strecke ein. Sechs der Yachten, die schon länger vor Ort waren und entsprechend eingekauft hatten, brachen mit dem passenden Wetterfenster am kommenden Morgen auf. Wir konnten ohne Vorräte, ohne unsere Wassertanks zu füllen, nicht los. Die Situation war zu neu, als dass sich im Hafen irgendjemand für uns zuständig gefühlt hätte. Globetrotter Osvaldo Escobar und Jutta Walter starteten 2010 mit ihrer SY Polarwind in Griechenland. Mehrere Jahre segelte Skipper Osvaldo die Polarwind mit Chartergästen im Revier Kap Hoorn. In den letzten drei Jahren war die Yacht wieder das Zuhause für die ganze Familie. Nach einem Törn in die Antarktis segelten die vier durch die chilenischen Kanäle, überquerten den Pazifik, einen Teil des Indischen Ozeans und das Rote Meer. Zur Zeit befinden sich Yacht und Crew in Finike in der Türkei. Die SY Polarwind steht nach zehn Jahren Abenteuer nun zum Verkauf. Für Skipper Osvaldo stehen aber natürlich neue nautische Projekte an. Ohne Meer und Segeln geht es nach all den Jahren an Bord eben doch nicht. è www.polarwind-expeditions.com Schließlich ging ein hilfsbereiter Flüchtling aus Eritrea, der als Bootsmann auf einem großen Tauchschiff arbeitete, für uns auf den Markt und besorgte Obst und Gemüse. Aber nachdem wir unsere verbliebenen Vorräte durchgesehen hatten, war klar: Bis zum Suez-Kanal reichte das nicht. Wir mussten dringend in den Supermarkt! Ankerplatz hinter einem Riff im Sudan. 5/2020 33

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