xxxxx xxxx Die Yamarin Cross 75 BR ist keine Blechnuss, sondern ein reinrassiges Speedboot skandinavischer Prägung. Die Werft schlägt den optischen Eigenheiten beim Alu ein Schnippchen und stattet das Boot mit einer wohnlichen hochglänzenden grauen Deckschale aus GFK aus. Foto: Heikki Alatalo 48 5/2017
Alles auf Alu Aluminium als Baustoff für Motorboote erlebt eine Renaissance. Aus gutem Grund. Text Uwe G. Meiling Das Kürzel EN AW 5083/ AlMg4,5Mn H111 kennzeichnet die naturharte Legierung, aus der das robuste, unverwüstliche und wiederverwendbare Bootsbaumaterial Marine-Aluminium besteht. Das in Stärken von 4 bis 250 mm gefertigte Walzmaterial ist korrosionsbeständig, kann einfach geformt werden und lässt sich ohne Festigkeitsverlust schweißen. So entstehen innerhalb von wenigen Stunden ganz neue Rumpfformen, viel weniger aufwändig als bei GFK als Baumaterial. Aluminium ist das am häufigsten vorkommende Metall in der Erdkruste, und im Bootsbau begegnet uns dieser Bodenschatz mittlerweile auch dort, wo wir ihn gar nicht vermuten: beispielsweise unter Rumpfbeschichtungen, die aussehen wie Kohlefaser (wie bei XO Boats) oder unter glänzenden Lacken, die den Eindruck erwecken, es handele sich hier um poliertes Gelcoat. Modern ausgeführte Schweißnähte erscheinen wie mit dem Fineliner gezogen. Sie haben ästhetisch nichts mehr von rohem Metallbau. Und die Cockpitschalen bestehen heute nicht mehr aus Riffelblech, sondern aus mit Teakholz belegtem GFK. In Skandinavien erlebt Marine- Aluminium zurzeit eine wahre Renaissance. Exporte und die Produktion von Aluminiumbooten legen zu. In Finnland erfreuen sich Boote aus Alu sogar einer konstant hohen Käuferschaft, im Ausland entwickelt sich diese gerade: In Großbritannien, Schweden, Norwegen, Russland und Deutschland setzen finnische Werften heute mehr Boote ab als auf dem eigenen Binnenmarkt. Besonders gerne kaufen traditionell die skandinavischen Nachbarn und die neuen Nachbarn aus dem Baltikum, aber auch bis nach Chile wird verkauft. Allein im Vorjahr stieg der Export – in insgesamt 36 Länder – um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das trotz des einzigen wirklichen Nachteils von Aluminium: Es ist nämlich relativ teuer. Die höheren Anschaffungskosten machen sich im Dauereinsatz schnell bezahlt. Das Leichtmetall gestattet nicht nur sparsamere Motoren und sorgt damit für geringere Spritkosten. Das geringere Gesamtgewicht erlaubt auch kleinere Trailer und kompaktere Zugfahrzeuge. So wird Alu zu Gold, denn die Finnen denken langfristig, was die Käufer in aller Welt freut. In Finnland ist ein Boot eher ein alltägliches Nutzfahrzeug und weniger eines für den Freizeitspaß – oft trifft beides zu. Das liegt im Wesentlichen daran, dass große Teile des Landes an steinigen Küsten von der See umschlossen sind. Und im Landesinneren, auf tausenden felsigen Inseln in den rund 80.000 Seen, unterhalten viele Finnen traditionell ihren Zweitwohnsitz. Für die arbeitsfreien Tage, im Urlaub und zu hohen Feiertagen verlassen sie sich daher gerne auf durable Produkte heimischer Werften. Die Boote werden – sofern die Gewässer eisfrei sind – zum Transport und für Tourenfahrten genutzt. Natürlich wird auch viel gefischt und im kurzen Sommer stehen der Freizeitund Spaßsport zu Wasser im Vordergrund. Ein Aluminiumboot ist sicher nicht jedermanns Sache, doch wer scharfe Blechränder oder den Charme einer Blechdose erwartet, liegt falsch. Das Design von Alu booten ist oft kantig, das Material kühl – und insgesamt erinnert es noch immer ein wenig an Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Wirkliche Nachteile gibt es eigentlich nicht, es sei denn, man oder frau stört sich an der Optik. Das Äußere eines typischen Aluboots hat sich in den letzten Jahren aber gewaltig gewandelt, wie die neuesten Entwicklungen beeindruckend zeigen. Die Buster-Boys trumpfen auf Die Bootsbauer der Buster-Werft waren die Pioniere des Alubaus und sind heute eine Tochter von Yamaha. Buster führte eine für den Aluminium bootsbau revolutionäre Produktionstechnologie ein, die eine Verrundung des metallischen Bootskörpers erlaubt. Seitdem weisen sämtliche Boots typen ein etwas gefälligeres Design ohne allzu scharfe Ecken und Kanten auf. Die Konstruktion der Boote und die Bearbeitung des Aluminiums sind recht anspruchsvoll, deshalb werden einzelne Bauelemente im CAM-Verfahren (Computer Aided Manufacturing) von Industrierobotern haargenau zugeschnitten. Lediglich die passgenaue und später sichtbar bleibende Verschweißung erfolgt von erfahrener Handwerkerhand. Das Ergebnis – ein in Querund Längsrichtung versteiftes Unterwasserschiff – ist derart robust, dass es mechanische Belastungen, 5/2017 49
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