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ocean7 4/2024

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Will Meer! Die neue Bavaria C46 – hochkomfortabel, vor allem aber ein Hochsee-Segler. E-De-Antonio E23. Warum das erste E-Modell der Werft auch beim America’s Cup mitspielen darf. Bretagne. Das reizvolle Gezeitenrevier, in dem das Who’s-Who der Regattaszene allgegenwärtig ist. Herr der 1000 Meilen. Das Lebenswerk des Charter-/Regatta-/Ausbildungs-Pioniers Kurt Ecker. Weltweite Fahrt. In zwei Wochen auf See zum FB4-Patent. Hochsee-Angeln. So fängt man an Bord den Fisch – mit Rezepten. Sägerochen. Geheimnisvoll, gefährdet und manchmal in seichteren Gewässern zu sehen. Magellan. Die Geschichte der ersten Weltumrung. YCA-Regatten. Die Highlights der Alpe Adria Sailing Week und des Gebirgssegler Cup 2024.

Skipper’s Diaries

Skipper’s Diaries Weiße Taube, Martinique Das Türkis des Atlantiks schafft es nicht bis hierher. Aus dem Fenster im Korridor sehe ich den Yachthafen, die Segelschule und ein Stück der alten Uferstraße. Der Wind fegt böig über die Bucht und die winzigen Optimisten bewegen sich wie Blattschneideameisen bei ihren schnellen Wenden unter den blendend weißen Segelchen. Das Wasser glänzt silbrig, aber ich weiß, dass nur braungrüne Tunke zurückbleiben wird, wenn die Sonne mit ihren Tricks aufhört. Es ist die ruhigste Stunde im Krankenhaus. Am späten Nachmittag herrscht die Stille sogar über die Sanitäterinnen. Kraftlos in den Beinen und mit Schläuchen im linken Arm, kann ich mich immerhin selbst herumschleppen und genieße es, hier zu sitzen und Ingas Besuch entgegen zu fiebern. Mein tägliches Geschenk. Eine Stimme hebt sich leicht über die weiße Stille und formt sicher und dennoch sanft eine bekannte Melodie. Es ist eine männliche Stimme, eine sehr hohe und zugleich weiche und füllige. Unbeirrt klettert sie die Strophe entlang und nimmt die letzte Ecke der gesamten Etage in Besitz. Als der Refrain mit seinem unverwechselbaren „Cou-cou-rou-cou-cou“ da ist und ich mich endlich erinnere, ILLUSTRATION: INGA BEITZ FOTO: SY MAOLIS VASSIL SVECHTAROV ist Bühnenbildner, Puppenspieler, Musiker, Autor, Weltumsegler. kolumne@ocean7.at Bücher, Musik, Projekte è www.sturetz.eu welches Lied das ist, ist mein Hals längst zugeschnürt. Das Wunder wiederholt sich täglich und immer spätnachmittags, wenn die Stille am lautesten ist. Woher nimmt bloß diese junge Stimme das ganze Gefühl? Woher nimmt dieser junge Mensch die Erinnerung an verlorene Liebe und die Kälte des Messers der Einsamkeit? Oder ist es nur die Saite, die gerade in mir schwingt, in der sehnsüchtigen Erwartung von Ingas Besuch? Tag um Tag verdäch tige ich die bediensteten Männer und sogar manch maskuline Sanitäterin, der geheimnisvolle Besitzer der magischen Stimme zu sein, komme ihr aber nicht auf die Schliche. AUS DER TIEFE Heute wird man uns nach Fortde-France zur MRT-Untersuchung bringen. Der Wagen wartet schon vor dem Hintereingang, samt seinem nervösen, hackigen Fahrer. Ungeduldig weist er mich und den anderen Patienten auf die Plätze und zögert nicht, seinen Missmut in Gesten und Lauten auf die Bühne zu lassen. Der andere Patient ist ja auch extrem träge, etwa gefühlte hundert Jahre alt, mit faltiger, trockener, dunkel-brauner Haut und mit von der Arthritis bis zur Unkenntlichkeit verformten Händen. Seine Augen sitzen tief in ihren Höhlen und verleihen dem schrumpeligen Gesicht das Aussehen einer Mumie. Vielleicht fragt sich unser Fahrer, wozu die Mühe bei diesem Relikt, bei diesem Fossil von Mensch? Wenn er solche Worte überhaupt gebrauchen würde. Jedenfalls fahren wir irgendwann los und gliedern die unsrige in die Nervosität des Straßenverkehrs ein. Etwa zwei Stunden später sitzen die Mumie und ich im Vorraum der MRT-Untersuchung und warten brav das Ende der Mittagspause ab. Der Fahrer stillt wahrscheinlich seinen Hunger irgendwo, wir sind allein und der allgegenwärtigen Stille ganz ergeben. Da kommt sie, aus der Tiefe der Falten neben mir, die junge Stimme. Die krüppeligen Hände liegen ruhig im Schoß, die Augen sind geschlossen. Was sehen sie? Sehen sie, wie das Lied, einer weißen Taube gleich, unbeirrt emporsteigt und die letzte Ecke der Erinnerung füllt? Den weißen Strand, den weißen Stoff ihres Kleides, das Weiß der Kokosnuss und ihrer Zähne? Ihr sanftes Lächeln? „Cou-courou-cou-cou ..., Paloma“. Wenn der Fahrer es nur hätte hören können. 82 4/2024

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