Regatta-Legenden übrigen Seglern nicht die Freude an dem großartigen Erlebnis einer Hochseeregatta zu nehmen. Die Lösung war ebenso genial wie einfach: Kurt Ecker verbot bei seinen Regatten die Verwendung der Spinnacker. Denn normalerweise braucht man für die Bedienung eines Spinnackers, wenn es also um den Speed des Bootes geht, eine gut geschulte Mannschaft und vielfach ein aus giebiges Training vor dem Rennen. Um diesen Vorteil beraubt, verloren die Profis rasch das Interesse. Regattieren im Herbst, da passen auch Wind und Wetter gut dazu. 1.000 MEILEN MÜSSEN SEIN Eckers zweiter genialer Schachzug war: Die Regatta musste mindestens 1.000 Seemeilen weit gehen, also zu ihrem Ziel weit hinterm Horizont führen. Zur Erinnerung: Segler auf Urlaubstörn segeln in den zwei, drei Wochen Urlaub im Jahr selten mehr als 200 bis 300 Seemeilen. Zudem sollte die Regatta aber im Mittelmeer stattfinden, einem Revier, das von den umliegenden Ländern schnell erreichbar ist. Mit dem Zirkel – auf 1.000 Seemeilen eingestellt – war ein entsprechendes Ziel von Kroatien aus leicht zu finden: Ägypten. Genauer: die Hafenstadt Alexandria. Außerdem sollte so eine Regatta vom Wetter her anspruchsvoll sein, und damit wäre das sommerlich windarme Mittelmeer sicher nicht die richtige Wahl. Aber eine Wettfahrt im späten Oktober würde zu einer sehr anspruchsvollen Regatta werden. Mit 108 Metern das größte Ecker-Cup-Begleitschiff überhaupt: die Khersones. CLEVERES REGELWERK Bevor der erste Ecker-Cup 1990 gesegelt wurde, galt es noch zahlreiche Fragen zu lösen. Zum Beispiel: Wo finden sich gut 50 Liegeplätze fürs Regattafeld im Spätherbst? Die Ägypter versprachen, das Problem zu lösen, und sie hielten ihr Versprechen. Sollten nur Ecker-Yachten teilnehmen? Nein, jeder konnte mit einer beliebigen Yacht antreten. Die einzige Voraussetzung für die Teilnahme war: kein Spinnaker! Sollte man den Einsatz von Hilfsmotoren erlauben? Ja, aber die „Zeitstrafen“ wurden so hoch angesetzt, dass sich nur rentieren würde, möglichst viel zu segeln. Würde man einen Zwischenstopp benötigen? Ja, nach ca. 500 Seemeilen in Griechenland, um unterwegs den Yachten einen Rund-um-Service bieten zu können. Willi Lettner (im Rollstuhl) gewinnt das Race 1992. Zwischen Anlegern und Heurigengarnituren. Laufende Berichterstattung. Begleitschiff SY Amorina. 50 4/2024
Volle Wäsche, nur der Spinnacker war verboten. PRESSE UND SPONSOREN? 72 Kadetten bringen die Khersones in Fahrt. JA, BITTE! Noch drei bemerkenswerte Details, die nicht unwesentlich zum Erfolg des Ecker Cups beitrugen: Die Öffentlichkeit sollte erstens ebenso an der Regatta teilnehmen und die Cracks auf hoher See bewundern können. Was Kurt Ecker daraufhin veranlasste, ein ganzes Fernsehteam vom ORF (es waren neben den Kameraleuten allein drei Tontechniker hierfür abgestellt) auf den Begleitschiffen mitzunehmen. So konnten später Familien und Freunde zuhause die Rennen um Steter Rummel um Kurt Ecker. In die Box zur Segelreparatur. die Pokale im Fernsehen bewundern und begleiten, und zwar auf einem ganz prominenten Sendeplatz, nämlich nachmittags an Silvester auf ORF und später dann auch auf 3sat. In der Außenwirkung sollte es zweitens ähnlich zugehen wie bei den berühmten, ganz großen Rennen der Profis. Werbung und damit Sponsoren wurden je nach Einfallsreichtum der Teilnehmer praktisch unbeschränkt zugelassen. Zwar waren auf den Yachten nicht die Embleme von Mercedes, Oracle oder RWE zu sehen, aber an der Reling flatterten Banderolen von der Sparkasse XY-Dorf oder vom Power- Brot für Segler vom Dorfbäcker. Die Teilnehmer haben kein Vermögen verdient, die Werbeeinnahmen beschränkten sich vielleicht auf eine Ladung Konser vendosen, ein paar Kisten Bier oder eine Spende für T-Shirts mit dem Schiffsnamen drauf. Aber immerhin! MIT BEGLEITUNG Eine dritte geniale Idee Kurt Eckers war, dass er nicht nur ein paar Dutzend Hochseeyachten ins Rennen schickte, sondern auch Familien und Freunden ermöglichte, gegen ein maßvolles Entgelt ihre Teilnehmer beim Reiten über das Meer verfolgen und beobachten zu können. Die dafür notwendigen Begleitschiffe, die neben den Zuschauern auch Service-Mannschaft, Schiedsgericht, Rennleitung, Kamerateams, Presse, später auch Sitzgelegenhei- Mit Blasmusik. Ein Stück Heimat: Leberkäse und Bier. Ein Cup, eine Community. Regattaleiter und YCA-Mitglied Wolfgang „Lazy“ Legenstein. 4/2024 51
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