Die erste Weltumsegelung keiner von Europa aus nach Westen gesegelt, um die andere Seite der Erde zu erreichen. Magellan war fest entschlossen, das als Erster zu tun. Inzwischen ein erfahrener Seemann, wandte er sich an König Manuel von Portugal, um ihn eine Expeditionsreise nach Westen zu den Gewürzinseln schmackhaft zu machen. Der König lehnte das sowie auch die Erhöhung seines Gehalts ab, gab ihm aber die Erlaubnis, einem anderen Herrn zu dienen. 1517 zog Magellan nach Spanien, um dort sein Glück zu versuchen. MAGELLAN IN SPANIEN Als Magellan in Sevilla ankam, hatte er keine Verbindungen und sprach nur wenig Spanisch. Bald lernte er einen Landsmann namens Diogo Barbosa kennen und heiratete innerhalb eines Jahres dessen Tochter Beatriz. Die gut vernetzte Familie Barbosa machte Magellan mit Offizieren bekannt, die für Spaniens maritime Erkundungen verantwortlich waren, und schon bald erhielt Magellan einen Termin für eine Audienz mit dem spanischen König. Carlos I. (bei uns besser bekannt als Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches), ein 18-jähriger, aus Flandern stammender Jüngling aus dem Hause Habsburg, war bereit, Magellan zu unterstützen, der ihm seinerseits versprach, dass seine Seereise nach Westen zu den Die Muskatnuss wuchs damals nur auf den Banda-Inseln im Archipel der Molukken. Gewürzinseln Spanien große Reichtümer bescheren würde. Wie konnte sich Magellan so sicher sein, in Asien auf Reichtümer zu stoßen? Zum einen, weil er selbst schon in Malakka, der damaligen Drehscheibe des Handels in Südostasien, gewesen war. Und zum anderen, weil ihm sein Freund Francisco Serrão in Briefen die Schönheit und den Reichtum der Gewürzinseln beschrieben hatte. Serrão hatte eines von drei Schiffen befehligte, die 1511 von Malakka ausgesandt worden waren, um die Insel Banda in den Molukken zu finden. Banda war die weltweit einzige Quelle für Muskatnüsse. Auf dem Weg dorthin heiratete er in Java eine lokale Frau und nahm sie mit auf die weitere Seereise. Später blieb Francisco Serrão auf der Insel Ternate auf den Molukken, wo er ein Vertrauter des Sultans Bayan Sirrullah wurde. Er kehrte nicht mehr nach Malakka zurück und war so etwas wie der erste europäische Aussteiger. AUFBRUCH Mit Unterstützung der spanischen Krone stach Magellan am 20. September 1519 in See, um in Richtung Westen einen Weg nach Asien zu finden. Warum war eigentlich Magellan so besessen, eine neue Route zu den Gewürzinseln finden, wenn doch der Seeweg von Europa über Südafrika nach Asien bereits erschlossen war? Der Grund dafür ist in dem Vertrag von Tordesillas von 1494 zu finden, der von Papst Alexander VI. initiiert worden war, um den Streit zwischen den beiden iberischen Königreichen zu beenden. Damit wurde praktisch die Neue Welt zwischen den führenden Seefahrtsnationen, Spanien und Portugal, aufgeteilt. Es wurde eine Nord- FRANCISCO SERRÃO, Freund Magellans und der vermutlich erste europäische Aussteiger. FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM – FABIO LAMANNA, JEANNETTE LAMBERT Samar 16. März 1521 Pazifischer Ozean San Pablo Island (Vostok oder Flint) 4. Februar 1521 Sharks’ Islands (Puka-Puka) 21. Jänner 1521 > Atlantischer Ozean 19. November 1519 Kapverden 9. Juli 1522 > > > Sanlúcar de Barrameda 20. September 1519 6. September 1522 Kanarische Inseln 26. September 1519 Santa Lucia Bay (Rio de Janeiro) 13. Dezember 1520 > Río de Solis 12. Jänner 1520 Kap der Guten Hoffnung 19. Mai 1522 Indischer Ozean > Palawan Brunei Mactan 27. April 1521 Cebu 7. April 1521 † Tidore 8. November 1521 Ambon 29. Dezember 1521 Timor 25. Jänner 1522 > Ladrones Islands (Marianen) 6. März 1521 > Bohol Limasawa 28. März 1521 † > Homonhon 17. März 1521 Von Magellan geführte Route Von Elcano geführte Route Zwischenstopps Passierte Wegpunkte Magellans Tod Cabo Deseado 28. November 1520 Magellanstraße Puerto San Julián 31. März 1520 Jungfrauenkap (Cabo Virgenes) 21. Oktober 1520
Juan de Cartageña wird auf Befehl Magellans festgesetzt (Kupferstich von 1909). Süd-Demarkationslinie im Atlantik gezogen, etwa 100 Meilen westlich der Kapverdischen Inseln. Das entspricht nach dem heute üblichen geografischen Koordinatensystem einem Meridian von 46° 37‘ westlicher Länge. Alle Gebiete östlich davon wurden Portugal zugeteilt, alles westlich davon Spanien. Für Spanien galt es also, eine neue Handelsroute zu den Molukken zu finden, da der Weg über Südafrika bereits fest in den Händen der Portugiesen war. Magellans Flotte, die Armada de Molucca, bestand aus vier Galeonen und einer Karavelle. Die Galeonen waren besser für schweres Wetter geeignet, wogegen die kleinere Karavelle unter Lateinersegel äußerst wendig und daher wie geschaffen für Erkundungsfahrten war. Die Besatzung dieser Schiffe bestand aus einem bunten Gemisch von 265 Mann, die hauptsächlich aus Spanien und Portugal stammten, aber auch aus anderen europäischen Nationen und Nordafrika. Der Italiener Antonio Pigafetta darf nicht unerwähnt bleiben. Er führte ein Tagebuch für Magellan, und ihm sind die meisten Informationen aus erster Hand zu verdanken – auch wenn er oft dazu neigte, zu übertreiben und manche wichtigen Begebenheiten gar nicht zu erwähnen. RIVALITÄTEN Von den fünf Kapitänen waren nur Ferdinand Magellan und João Serrão Portugiesen, der Rest waren Spanier, was bald zu großen Problemen führte. Magellan konnte zwar den jungen König von seinem Vorhaben überzeugen, nicht aber den katalanischen Hof, dem es ein Dorn im Auge war, dass dieser so schweigsame, kleinwüchsige, hinkende Portugiese eine spanische Flotte anführen sollte. Um Magellan unter Kontrolle zu halten, wurde Juan de Cartageña – weniger Kapitän als ein Buchhalter ohne jegliche Seeerfahrung – zum Kapitän der größten Galeone sowie zum Generalinspekteur der Flotte ernannt. Cartageña war ein Vertrauter und sogenannter „Neffe“, aber höchstwahrscheinlich der uneheliche Sohn von Erzbischof Juan Rodríguez de Fonseca, der ihm auch diesen Posten zugeschanzt hatte. Diese Beziehung war den Offizieren der Armada bekannt und Magellan musste das auch bis zu einem gewissen Maß respektieren. Der erste Konflikt ergab sich bereits vor der Atlantiküberquerung. Einmal auf See, widersetzte sich Cartageña offen Magellans Auto rität, worauf dieser ihn verhaften und für den Rest der Reise nach Südamerika einsperren ließ. IN SÜDAMERIKA Die Flotte überquerte den Atlantik und erreichte am 13. Dezember Santa Lucia in Brasilien, die malerische Bucht, in der sich das heutige Rio de Janeiro befindet. Es war eine willkommene Gelegenheit, frische Nahrungsmittel zu bunkern, und gab auch der Mannschaft, die fast drei Monate auf See verbracht hatte, Gelegenheiten, Kontakte mit der weiblichen Bevöl - kerung zu schließen, die fast nackt herumlief. „ Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.“ Ferdinand Magellan (1480–1521), eigentlich Fernão de Magalhães, portugiesischer Seefahrer und Namensgeber der Magellanstraße FOTO: DONALD THOREBY/SHUTTERSTOCK.COM Mit frischen Kräften segelte die Flotte weiter nach Süden, in der Hoffnung, El Paso zu erreichen, die sagenumwobene Meerenge, die in den Pazifik führen sollte. Am 11. Jänner wurde eine von drei Hügeln markierte Landzunge gesichtet, hinter der sich ein breites Gewässer in südwestlicher Richtung erstreckte. Magellan glaubte, El Paso gefunden zu haben, allerdings stellte sich nach mehrwöchigen Erkundungsfahrten heraus, dass es sich nur um ein riesiges Flussdelta handelte – die Mündung des Río de la Plata. Am 3. Februar fuhr die Flotte entlang der Küste weiter nach Süden. Magellan hoffte noch immer, dass sie bald entweder El Paso oder den südlichen Endpunkt des Kontinents finden würden, den bis dahin noch niemand umsegelt hatte. Stürme und sinkende Temperaturen erschwerten dieses Vorhaben und zwangen die Flotte acht Wochen später, in der Bucht von San Julian in Patagonien zu überwintern. DIE MEUTEREI Zu diesem Zeitpunkt war Cartageña immer noch in Gefangenschaft, wurde aber einen Tag nach der Ankunft von spanischen Offizieren befreit. Sofort stachelte Magellans Flotte Die Armada de Molucca bestand aus fünf Schiffen: Galeone und Flaggschiff Trinidad, 110 t, Admiral und Oberbefehlshaber Ferdinand Magellan Galeone San Antonio, 120 t, Kapitän Juan de Cartageña Galeone Concepcion, 90 t, Kapitän Gaspar de Quesada Galeone Victoria, 85 t, Kapitän Luiz Mendoza Karavelle Santiago, 75 t, Kapitän João Serrão Ein in Punta Arenas, Chile, liegender Nachbau der Victoria. Die von João Serrão geführte Santiago. Quelle: Livro das Armadas. 4/2024 41
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