Aufrufe
vor 1 Jahr

ocean7 4/2022

  • Text
  • Ericeira
  • Nazare
  • Maritimo
  • Wingsurfen
  • Kite
  • Sup
  • Johannes abraham
  • Wolfgang hausner
  • Bobby schenk
  • Alpe adria sailing week
  • Gebirgssegler cup
  • Hydrofoil
  • Freylit
  • Motorboot
  • Segeln
  • Surfen
  • Kykladen
  • Tahiti
  • Portugal
Wellenparadies. Von Porto im Norden bis Faro im Süden: Portugals beste Spots für Surfer. Südliche Kykladen. Sportlich segeln und kultiviert genießen im Herzen der Ägäis. Trendsport Board. SUPs, Kites, Wind- & Wingsurfer sowie E-Boards auf heimischen Wassern. Wellenreiten. Top-Surfer Johannes Abraham über die heimische und internationale Surfszene. Redaktionstest. Fachgeschäft statt Onlineshop: Ölzeug kaufen bei Maritimo auf dem Lande. Schwanger in der Südsee. So wurde Wolfgang Hausner Vater. 50 Jahre YCA. Interview mit Gottfried Rieser, dem neuen Commodore des Yacht Club Austria. 100 Jahre Werft Punat. Von der kleinen Schiffswerft bis zur Vorzeige-Marina der Adria. Oceanis 40.1. Die siebte Generation des französischen Bestsellers im Test. Jeanneau DB/43. Die neue Linie: Luxus-Daycruiser mit überzeugenden Weekender-Qualitäten. Schnell, leise, tückisch. Wie gefährlich sind Hydrofoils für Meerestiere?

Bootsbau Bootswerft

Bootsbau Bootswerft richtete also einen Überwinterungsplatz für diese Boote ein. Rasch waren diese in Punat angebotenen Überwinterungsmöglichkeiten für Freizeitboote sehr gefragt und so gilt das Jahr 1964 als Startjahr für den Bootstourismus und als Gründungsjahr der Marina Punat – der ersten Marina an der ostadriatischen Küste. Der Bau zweier Luxusyachten, die 1967 vom Stapel liefen, mündete für die Werft beinahe in einem Desaster. Denn entgegen den Bauplänen, die eine Länge von 26,9 m vorsahen, betrug die tatsächliche Länge nach dem Bau 28,1 m, und auch die Ausstattung war am Ende erheblich aufwendiger als vorgesehen: mehr Motoren, Klimaanlage, Mahagoni statt Eiche usw. Die Kostensteigerung hätte die Werft beinahe in den Bankrott geführt, aber die Arbeiter verzichteten auf einen Teil ihres Lohnes, leisteten zusätzliche Arbeiten und schafften es auf diese Weise, die Krisenzeit zu überbrücken und den Fortbestand ihres Unternehmens zu sichern. Für die hochwertige bauliche Qualität dieser Yachten spricht die Tatsache, dass beide bis heute uneingeschränkt fahrtüchtig sind und unter den Namen Montego und Gentleman Jack auf See fahren. Zu den erwähnenswerten in Punat gebauten Schiffen gehört s icherlich auch die 34,4 m lange Luxusyacht Jadranka, deren Rumpf in der Punater Werft entstand. Ihr Eigner war der damals wohl weltweit bekannteste Lebemann, der jugoslawische Präsident Josip Broz Tito. Die endgültige Fertigstellung und die Ausstattungsarbeiten der Yacht wurden von der Werft Kraljevica ausgeführt. Zu den bedeutendsten Unternehmungen gehört aber sicher die Vertiefung des Eingangskanals der Bucht Puntarska Draga. Nachdem der erste, 1913 unternommene Versuch gescheitert war, machte man sich erst 2010 erneut an diese Aufgabe. Mithilfe des Baggerschiffs Medusa, das in der Werft für diesen Einsatz funktionsgerecht adaptiert worden war, gelang eine probeweise Vertiefung bei Buka, bereits dieser kleine Eingriff sorgte für einen erhöhten Zufluss von Meereswasser, verbesserte also den Wasseraustausch zwischen Bucht und Meer. „ Jede Familie hier ist in irgendeiner Weise mit der Werft oder der Marina verbunden.“ Damir Žic, Kapitän der Marina Punat. Arbeitsschiff zur Instandhaltung und Erweiterung der Stege. SPORTLICH, JUNG, MODERN 1985 fand in Punat erstmals eine Regatta statt, der Segelverein war bereits 1951 gegründet worden. Die Werft fungierte von Anfang an als Förderer, viele Kinder der Werftfachkräfte sind aktive Vereinsmitglieder. Als vor rund zehn Jahren ein Großteil der Beschäftigten gleichzeitig in Pension ging, übernahm eine neue Generation das Ruder. Dieser Wechsel auf Management- Ebene ging mit einer Umorganisation der betrieblichen Einheiten zu einer zeitgemäßen Unternehmensgruppe einher. Derzeit liegt der Altersdurchschnitt der Beschäftigten bei ca. 45 Jahren. Sie verfügen über das erforderliche Know-how zur Instandsetzung moderner Boote, beherrschen aber auch traditionelle Fertigkeiten wie z. B. das Flechten von Leinen. Der bestehende Travel- Lift (100 t) bekommt demnächst einen großen Bruder (500 t). Familienfoto: Das Kernteam der Marina Punat Gruppe. Schiffswerft Punat Heute machen Instandsetzungen sowie Umbauten und Nachrüstungsarbeiten an Schiffen bis 50 m Länge und 600 t Verdrängung den Großteil der Werftarbeiten aus. Fähren und Schiffe der staatlichen Personenschifffahrts-Gesellschaft Jadrolinija und der Reederei Rapska Plovidba, Patrouillenboote des Innenministeriums und Touristenschiffe lokaler Unternehmen sind in der Werft ebenso zu sehen wie Freizeitboote aus der Marina Punat. è www.marina-punat.hr 56 4/2022

Wissen und Meer Segel setzen, aber wie? Ist eh logisch, oder? Warum braucht es da eine Kolumne? Warum lang und breit über Selbstverständlichkeiten reden? Und wieder steht eine kleine Begebenheit aus meiner Erfahrungskiste am Beginn dieses Beitrages: Wir machen uns in der Marina bereit für das Kommando „Leinen los“. Wir freuen uns auf einen schönen Segeltag, das Ziel ist fixiert, das Schiff und die Crew sind klar. Der Wind steht frisch mit guten 25 Knoten in den Hafen herein, aber was soll’s, wir sind ja gut drauf und unser Skipper hat uns voll motiviert. Das Ablege-Manöver ist gut gelungen und wir fahren unter Maschine beim Torfeuer vorbei in die offene See. Und ab da geht’s richtig los: Aus den 25 Knoten im Hafen sind jetzt auf einmal 28 bis 30 Knoten geworden, die See baut sich auf, unser Boot macht Bocksprünge, die Drehzahl des Motors muss drastisch erhöht werden, damit wir die Fahrt im Schiff halten können. Es wird laut an Bord, der Skipper schreit gegen den Wind „Klar zum Großsegel setzen!“. Unser Steuermann dreht das Boot in den Wind, ein Crew-Mitglied turnt vor zum Mast, um das Fall zu bedienen. Das Wasser kommt schubweise über Deck, wir im Cockpit bekommen eine Dusche nach der anderen ab. Das Boot ist schwer im Wind zu halten, die Wellenberge drehen das Boot immer wieder aus dem Wind. Die Großschot muss jetzt gefiert werden, damit wir das Segel hoch bekommen. Jetzt schägt der Großbaum wie wild hin und her, und ab nun wird es richtig gefährlich. Das Boot schlägt immer wieder quer, aber Stück für Stück bringen wir das Großsegel in das dritte Reff. Endlich geschafft, der Rudergänger fällt ab, es kommt etwas Ruhe ins Boot, die Maschine wird abgestellt, weil wir trotz des kleinen Großsegels doch große Krängung haben. Jetzt lässt der Skipper die Genua FOTO: PHUKETIAN.S/SHUTTERSTOCK.COM mit dem dritten Reff setzen und wir haben es geschafft. Jetzt wissen wir, warum Segeln auch als Sportart definiert wird … ES GEHT AUCH ANDERS Im Cockpit diskutieren wir das Manöver und überlegen, ob es nicht andere Möglichkeiten gegeben hätte, und tatsächlich: Wir kommen auf eine andere Variante, die ich seither praktiziere und die wesentlich komfortabler funktioniert: 1. Ich beginne nicht mit dem Großsegel, sondern mit der Genua oder der Fock. Diese Segel kann ich bei jeder Windrichtung setzen, ich muss nicht in den Wind fahren. Also richte ich mich danach, wie das Boot am ruhigsten fährt, die Wellen müssen nicht direkt angefahren werden. 2. Die Genua ist auch vom Cockpit aus zu bedienen, die Reffleine ist achtern zu belegen, auch das schafft Sicherheit. 3. Sobald die Genua gesetzt ist, kommt Stabilität ins Boot, wir nehmen gute Fahrt auf, auch wenn das Boot nun etwas leegierig wird. Diese Ruhe nutzen wir nun, um das Grosssegel zu setzen. 4. Dazu müssen wir hart an den Wind gehen, also so hoch wie möglich, dass gerade noch gesegelt werden kann. 5. Nun fieren wir die Großschot, der Baum geht nach Lee und wir bringen das Großsegel mit dem Fall hoch. Haben wir die gewünschte Segelfläche, dann nehmen wir die Grossschot dicht und alles ist gut, wir können auf Kurs gehen. VOR- UND NACHTEILE? Der große Vorteil dieser Variante besteht darin, dass ich unmittelbar nach Setzen der Genua Fahrt im Schiff habe und dadurch die Kontrolle ohne viel Aufhebens hergestellt habe. Der Nachteil bei dem Manöver kann auftauchen, wenn der Rudergänger zu hoch an den Wind geht, denn dann fängt die Genua zu schlagen an, und das ist nicht lustig. Also heißt es aufpassen, dass man keine Ohrfeige mit dem Schothorn bekommt. Wie immer gilt: Es gibt kein Richtig oder Falsch, aber es ist wert, es einmal auszuprobieren. GOTTFRIED TITZL RIESER ist Commodore des Yacht Club Austria. Er ist passionierter Fahrtensegler und hat insgesamt so um die 20.000 Seemeilen in seinen Logbüchern dokumentiert. Sein Motto: „Die See ist der beste Lehrmeister!“ kolumne@ocean7.at Zuerst die Genua und dann das Großsegel? Bei rauer See ok.! 4/2022 57

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy