FOTO: FORUM TRAIN & SAIL gen im Innenraum stammen aus einem Londoner Bankgebäude, das kurz vor dem Abriss stand. Die beiden Masten wurden zuvor als Gestänge zum Auskleiden von Bohrlöchern bei der Erdölförderung verwendet. Sogar das Steuerrad kam secondhand als Geschenk an Bord: Die Ruderanlage ist von 1906 und somit sogar fünf Jahre älter als das Schiff selbst. Zu den Materialien an Deck kann man sagen: „ökologisch eher nein, nachhaltig ja“, so Moritz Hannoschoeck. „Beispielsweise besteht das Tauwerk nicht wie früher aus Naturhanf, sondern aus Polypropylen. Das klingt erstmal nicht sehr umweltfreundlich, aber es besitzt eine deutlich längere Lebensdauer, muss demzufolge seltener ausgetauscht werden und produziert weniger Müll. Zudem ist es deutlich reißfester als Naturtauwerk und somit unter dem Sicherheitsaspekt absolut notwendig.“ Auch das Segeltuch hat einen hohen Kunstfaseranteil, mit der gleichen Begründung: längere Lebensdauer, längerer Herstellungszyklus, weniger Müll. Und die Erhaltung des Schiffs? Die Werftarbeiten werden in Deutschland oder in Holland und demnach unter höchsten Umweltstandards durchgeführt. Trotzdem ist es unvermeidbar, dass bei der Konservierung eines Stahlschiffs mit viel Holz auch große Mengen an Lack, Farben, Härtern, Ölen etc. zum Einsatz kommen. ÖKOLOGISCH IM DETAIL Authentisch und umweltfreundlich, Segeln wie vor 100 Jahren ist also selbst auf der vorbildlichen Eye of the Wind nicht hundertprozentig möglich. Aber man arbeitet im Detail laufend daran, ohne Abstriche beim Komfort für die Gäste hinnehmen zu müssen. So wurde letzten Winter eine Schwarzwasser-Behandlungsanlage installiert, die wie ein kleines Klärwerk funktioniert. Das Abwasser wird gefiltert, bis da raus fast wieder Seewasser wird, das abgepumpt werden darf. Es verbleibt eine kleine Menge an Klärschlamm im System, der im nächsten Hafen entsorgt wird. Und in der Kombüse ist man schon längst umweltbewusst unterwegs. Echtes Geschirr und Besteck, Mehrweg-Getränkeflaschen – Küchenabfälle und sonstiger Müll werden nur im Hafen entsorgt, wo vor allem auch frische Lebensmittel und regionale Erzeugnisse eingekauft werden. Das freut übrigens alle Chartergäste, denn die Bordküche erhält in Umfragen zur Kundenzufriedenheit stets Bestnoten. Segeln wie damals: Eye of the Wind Baujahr 1911 Werft Länge ü. a. Breite Tiefgang Takelagetyp C. H. Lühring Werft, Brake, Deutschland 40,23 m 7,01 m 2,70 m Brigg Segelfläche 750 m 2 Maschine Geschwindigkeit Schiffsrumpf Deck Passagier-Kabinen Crew-Kabinen Caterpillar-Diesel, 600 PS ca. 8 Knoten Stahl Teak 6 (12 Kojen) 4 (10 Kojen) Charter: Neben Kojen- und Kabinencharter ist auch die Buchung der gesamten Brigg tage- oder wochenweise möglich. Alle Angebote inkl.Törnplan 2021–2022 unter è www.eyeofthewind.net Nachhaltig: Das Steuerrad der Eye of the Wind kam secondhand an Bord, das Tauwerk ist zwar nicht aus Hanf, aber langlebig. Die Kombüse setzt auf frische Lebensmittel und echtes Geschirr. SKIPPER MORITZ HANNOSCHOECK ist Kaptän auf der Eye of the Wind und sucht gelegentlich Verstärkung für seine Crew. è info@ eyeofthewind.net 50 4/2021
GREEN MILE Tipps, Trends & Neuheiten Megagrün? LUXUSSEGLER. Das Designstudio Nuvolari Lenard präsentierte Anfang Juni auf der Bootsmesse in Venedig mit dem Vento-Projekt das Konzept einer umweltfreundlichen 100-Meter-Megayacht. Extremer Leichtbau (Rumpf aus Aluminium, Aufbauten und Mast aus Verbundmaterialien) und ein Rigg mit neu designtem Flügelsegel (Segelfläche: 2.100 m 2 ) sind zwei der sehr teuren Basics für das Projekt. Als zusätzlicher Antrieb ist eine hybride Diesel-Elektrik-Maschine angedacht. Die Ausstattung (sechs VIP-Kabinen für Gäste, eine groß zügige Master-Suite mit privater Terrasse, SPA, Beach Club, etc.) geht so sehr Richtung Luxus, dass man gespannt sein darf, wie sich – falls das Konzept jemals realisiert werden sollte – ein wirklich nachhaltiger Betrieb ausgehen kann. è www.nuvolari-lenard.com Eine realistische Rückkehr zum nachhaltigen Segeln. Sagt Nuvolari Lenard. Nicht die Segel gestrichen REGATTA-ERSATZ. Die schlechte Nachricht: Die 65. Auflage der Tall Ships Races, der bedeutendsten Regatta für historische Großsegler und Traditionsschiffe, musste Tall Ships Show in Stettin. aufgrund der anhaltend unsicheren Pandemielage abgesagt werden. Die gute Nachricht: Die polnische Ostseemetropole Stettin, in der das große Finale der Regatta hätte stattfinden sollen, plant als Ersatzevent vom 30. Juli bis 1. August auf den Inseln Łasztownia und Wyspa Grodzka die „Żagle.2021“ (Segel.2021). Die Veranstalter rechnen mit einer Vielzahl der für die Tall Ships Races gemeldeten Großsegler. Geplant sind ein kleines Ersatz rennen auf der Ostsee sowie eine Segelparade mit anschließender Bootsbesichtigung in Stettin. Be gleitet soll das Spektakel auf dem Wasser mit einem Fest am Land werden, bei dem eine Kirmes, Food- Truck-Zone, Craft-Beer-Zone und Showbühnen für Unterhaltung und Stärkung sorgen werden. è www.zagle2021.szczecin.eu Silent im Port Adriano OFFICE. Seine weltweite Marktführung in der Fertigung von rein elektrisch betriebenen Motorkatamaranen baut Silent Yachts mit einer neuen Niederlassung weiter aus. Im Port Adriano auf Mallorca hat das vom Kärntner Michael Köhler gegründete Unternehmen einen weiteren Hafen für aktuell eine Silent 55 und eine Silent 64 gefunden. Im Spätsommer sollen eine Silent 60 und eine Silent 80 folgen. Diese stehen für Besichtigungen und Probefahrten bereit. Im modernen Office mit Schauraum kann man sich dann vom Profiteam individuell beraten lassen – bei der Wahl des Interieurs, der Farben und Materialien bis hin zum Sonderzubehör. è www.silent-yachts.com Silent Yachts neues Office auf Mallorca. 4/2021 51
Laden...
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter