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ocean7 4/2021

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Eye of the Wind. Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut möglich, wie ein 100-jähriger Schoner zeigt. Ewiger Frühling. Familie Mandl verbrachte ein Jahr in „Selbst­quarantäne“ an Bord ihrer Segelyacht Inaya auf den Kanaren. Flottillensegeln. Von geführten Törns für Einsteiger bis zu ausgedehnten „Explorer­“-Rundreisen. Quallen. Harmlos oder gefährlich? Eine Übersicht der faszinierenden Nesseltiere. Excess 12. Testschlag mit dem Missing Link zwischen Ein-­ und Mehrrümpfern. Bavaria C38. Die erfrischendste Neuerscheinung im heiß begehrten 11­-Meter-­Segment. Cranchi E26 Rider. Den noblen Daycruiser gibt es jetzt auch mit Roadster­-Feeling.

Leben an Bord Keine

Leben an Bord Keine Angst vor alten Booten Holger Peterson ist vom Festland auf seine Stahlyacht umgezogen. In seinem Buch „Mein Boot ist mein Zuhause“ gibt er praktische Tipps rund um den Lebensraum „Boot“ – hier eine Leseprobe. Wann ist eigentlich der ideale Zeitpunkt für den Kauf eines Bootes? Eindeutig im Herbst. Angebote können zu diesem Zeitpunkt besonders attraktiv sein. Viele Eigner entscheiden sich während der Segelsaison zum Bootswechsel. Kauft man das Boot im September, wird es vielleicht noch im Wasser liegen. So erhält man bei einem Probeschlag die besten Eindrücke: Ist das Boot dicht? Schließen die Seeventile? Funktionieren die Winschen oder die Rollfockanlage auch unter Last? Läuft der Motor zuverlässig? Lassen sich Türen noch öffnen, wenn mit 30 Grad Lage gesegelt wird oder verzieht sich der Rumpf? Ich gebe zu, dass ich auch schon Boote ohne Probefahrt gekauft habe. Aber ratsam ist das nicht. Beim Krantermin sollte man auf jeden Fall dabei sein. Frühzeitig offenbaren sich „Wahrheiten“ über den Zustand des Unterwasserschiffs. Besteht nur der geringste Verdacht, dass sich ein Schaden unter der Anti ­ foulingschicht verbirgt, kommt unser Spezialwerkzeug zum Einsatz: eine Ziehklinge, im Katalog meist „Farbschaber“ genannt. Hat man es mit einem ehrlichen Eigner zu tun, wird er nichts dagegen haben, das Antifouling über der verdächtigen Stelle abzuziehen. Es dauert ja kaum eine Minute und das Unterwasserschiff benötigt für das nächste Frühjahr ohnehin einen neuen Anstrich. Am besten ist es, der Eigner nimmt den Farbschaber und macht das selbst. So bleibt man haftungstechnisch auf der sicheren Seite, falls der Farbschaber „unerklärlicherweise“ bis ins Innere des Bootes vorstoßen sollte … Der Kauf im Herbst hat einen weiteren Vorteil: Bis zur nächsten Saison hat man noch ein halbes Jahr, um das Boot richtig kennenzulernen. Die See ist wie eine wunderbare Geliebte, verzeiht aber keine Fehler. So benötige ich ein halbes Jahr, um bei Bastelarbeiten auch die letzte Ecke im Boot zu entdecken. Erst dann bilde ich mit dem Schiff eine „seetaugliche Einheit“. Und die ist unabdingbar für gutes Segeln. Ein sehr kostengünstiges Boot wird vermutlich einige Mängel HOLGER PETERSON ist Wassersport- Journalist und lebt ganzjährig auf seiner Stahlyacht Fuchur. 44 4/2021

Der beste Zeitpunkt für den Kauf eines gebrauchten Bootes ist im Herbst. haben. Vielleicht wurde es seit Jahren nicht mehr gesegelt. Innen riecht es muffig. Hinter den Verkleidungen hat sich das eine oder andere Schimmelnest ausgebreitet. Der Lack ist stumpf. Der Motor „schwitzt“. Unter der Wasserpumpe gibt es verdächtige Rosttropfen. Die Kraftstoffleitung riecht nach Diesel. Eine Stelle am Unterwasserschiff ist nach Wochen immer noch feucht. All diese Mängel erklären den günstigen Preis, müssen aber behoben werden. Die Arbeiten können umfangreich sein, selbst wenn man beim Kauf alles gründlich geprüft hat. Das passiert auch bei Booten, die nicht billig waren. So war es bei unserer ersten Hai 710. Ein Auszug aus der Liste der Arbeiten, die ich im Winter 1994/1995 durchführte, illustriert den Aufwand, den ein gebrauchtes Boot machen kann (siehe Kasten rechts). Ich würde es jedoch bedauern, wenn Sie nach dem Lesen kein eigenes Schiff mehr haben wollten, denn diese Arbeiten sind nicht sonderlich kompliziert und auch nicht teuer. Im Gegenteil: Erfolgreiche Reparaturen verbinden uns mit dem Boot umso mehr. Sie lassen uns die letzten Ecken erkunden und sie machen uns fit für eventuelle Reparaturen auf See, denn nun weiß man, wo jedes Schräubchen sitzt. Ein Segler wächst an seinen Aufgaben. Und das Schiff wird dem Eigner wahrlich „zu eigen“. Aus Kostengründen stelle ich meine Boote im Winter nie in einer Halle ab. Wenn ich verfolge, wie häufig in Hallen Brände mit enormen Schadenssummen ausbrechen, schlafe ich ruhiger, wenn mein Boot im Freien steht. Besonders bei Stahlschiffen oder Staubverbreitung wäre eine Hallennutzung auch nicht ratsam. Denn nach Schleifarbeiten müsste ich damit rechnen, von den Nachbarskippern gelyncht zu werden. Das würde nicht am selben Tag, aber nach ungefähr zwei Wochen passieren, wenn die dabei abgeschliffenen Rostpartikel auf ihren Booten erblühen. Freunden ist zum Ende des Schleifens der Staubsauger explodiert – blauer Antifouling-Staub verunzierte mehrere Boote und sie selbst sahen aus wie Schlümpfe. Bei Arbeiten auf dem Freigelände richte ich mich nach der Witterung. Das ist eigentlich logisch. Trotzdem wundere ich mich, wie viele Eigner im Frühjahr klagen, dass sie wegen „schlechten Wetters“ ihre Lackier ­ arbeiten nicht schaffen. Erst Anfang April oder Mai den Gemeinschaftskran bestellen? Nach meinem Verständnis ist die kostbare Saison dann schon bald vorbei. Segel werden im März gesetzt. Spätestens. To-Do-Liste: Überholung einer Hai 710 • Polster mit atmungsaktiven Matten gegen Schwitzwasser unterlegt (Gisatex). • Automatische Lenzpumpe mit Schwimmerschalter eingebaut. • Dieselgewebeschläuche stinken. Neue Leitungen eingebaut. • Kunststoffdieseltank im Vorschiff stinkt. Tank ausgebaut und mehrfach mit Alufolie umwickelt. Stinkt nicht mehr. • Wassertank aus Kunststoff lag neben dem Dieseltank. Trinkwasser stinkt nach Diesel. Neuen Trinkwassertank aus Niro anfertigen lassen. • Das Abdeckbrett über dem Dieselkunststofftank stinkt. Neues Sperrholzbrett eingepasst. • Winterklar: Frostschutzmittel in den Seewasserfilter gefüllt und Motor durchlaufen lassen. • Motoröl gewechselt, Ventilspiel (0,2 mm) einmal im Jahr geprüft, Lichtmaschine durchgemessen. • Echolotgeber leckt. Mit Sikaflex gedichtet und Öl aufgefüllt. • Kontakte der Positionslampen gereinigt. Zwei Stecker auf Deck neben dem Mast von Kupferwurm befallen. Stecker erneuert. • Windex und UKW-Funkantenne auf Maststopp installiert. • UKW-Funkgerät gekauft und eingebaut. Heißt jetzt „Delta Juliet 4298“. „Juliet“ klingt nicht unbedingt nach beinhartem Skipper. Aber immerhin habe ich zwar eine richtige Seefunkstelle, kann sie aber nicht ausprobieren, da ich mich am Rand der Lüneburger Heide befinde. Leider weit und breit kein Funkkontakt. Ich gebe alles. 25 Watt Sendeleistung – keiner antwortet … • Licht in Motorraum gelegt. • Diverse Holzteile abgezogen und im warmen Haus mit Klarlack neu lackiert. • Ruderskeg weist eine feuchte Stelle auf. Geöffnet. Aus dem Holzkern tropft Wasser. Mit Bohrer den Skeg durchlöchert und bis zum Frühjahr trocknen lassen. Dann mit Epoxidharz neu laminiert. • Ruderkopfbeschlag mit passenderen Schrauben fixiert. Kein Spiel mehr. • Schadhafte Segelnähte mithilfe der Familie ausgebessert. • Spiritusdruckkocher erhält neue Dichtungen und Düsen. • Heizungsanlage nicht mehr zu reparieren. Entsorgt. • Auto hängt bei angehängtem Trailer achtern durch. Stützlast mit „Feingewicht-Personenwaage“ gemessen. Waage völlig zerstört. LUKTHOR beim Bootsbauer mit Gurten durch Gabelstapler angehoben. Dabei auch das Schwert gereinigt und lackiert. Boot auf dem Trailer nach hinten versetzt. Neue Personenwaage zeigt 70 Kilo Stützlast und hält durch. 4/2021 45

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