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ocean7 4/2021

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Eye of the Wind. Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut möglich, wie ein 100-jähriger Schoner zeigt. Ewiger Frühling. Familie Mandl verbrachte ein Jahr in „Selbst­quarantäne“ an Bord ihrer Segelyacht Inaya auf den Kanaren. Flottillensegeln. Von geführten Törns für Einsteiger bis zu ausgedehnten „Explorer­“-Rundreisen. Quallen. Harmlos oder gefährlich? Eine Übersicht der faszinierenden Nesseltiere. Excess 12. Testschlag mit dem Missing Link zwischen Ein-­ und Mehrrümpfern. Bavaria C38. Die erfrischendste Neuerscheinung im heiß begehrten 11­-Meter-­Segment. Cranchi E26 Rider. Den noblen Daycruiser gibt es jetzt auch mit Roadster­-Feeling.

Papua-Neuguinea So klein

Papua-Neuguinea So klein und schon auf See. Die Großen trauen sich weit hinaus. „ Ein Aufentern hätte ich um jeden Preis verhindert, notfalls mit Hilfe der griffbereiten Keule, mit der ich sonst nur große Fische besänftige.“ gang, der selbst Schwimmern ein leichtes und lautloses An-Bord- Kommen ermöglicht. Auch an den Außenseiten der Rümpfe kann man nicht hoch, da das runde Kajütdach keinen Halt bietet. Das Vorschiff ist bereits zu hoch über der Wasserlinie und das achterliche, unter Spannung stehende Trampolin zwischen den Rümpfen, eignet sich nur für kleine Fahrzeuge. Also bleibt für ein größeres Gefährt nur die letzte, achterliche Decksfläche jedes Rumpfes. Dort ist normalerweise auf der Backbordseite eine solide Bordleiter eingehängt, aber die war bereits verstaut. Ein sportlicher Mensch kann sich ohne weiteres von einem Boot aufs Deck schwingen, aber unser dicker Besucher schaffte das nicht beim ersten Versuch, beim zweiten stand ich bereits abwehrend im Weg. „Haben Sie Erlaubnis hier zu sein?“ schnauzte er mich durch seine Alkoholfahne an. Sich in Papua- Neuguinea mit Besoffenen rumschlagen zu müssen, ist schon in Städten gefährlich, in dieser spärlich besiedelten Gegend ohne Polizei umso mehr. Aber soweit war es noch nicht. Die beiden Männer hielten sich zwar an der Bordkante fest, konnten jedoch nicht hoch. Das hätte ich auch um jeden Preis verhindert, notfalls mit Hilfe der griffbereiten Keule, mit der ich sonst nur große Fische besänftige. Seine Frage bejahte ich, ließ ihn aber auch wissen, dass eine Erlaubnis nicht notwendig sei und es außerdem keine Zeit für einen Besuch war, was nur ein blödes „Warum nicht?“ zur Folge hatte. So ging es für einige Minuten hin und her, bis ich ihnen dringend nahelegte, abzuhauen. Daraufhin forderte der Rädelsführer Angelhaken und Benzin, was natürlich nicht in Frage kam. Ein Nachgeben würde sofort als Schwäche ausgelegt werden, was die Situation verschärft hätte. Fluchend legten sie kurz darauf ab und brausten unter Vollgas die Küste entlang, wahrscheinlich zu dem Dorf, wo man uns zuvor schon auf das Riff lotsen wollte. Eines war klar: Nur weil die Männer nicht gleich an Bord gelangen konnten, kam es zu keiner kritischen Situation. Andererseits ist es aber auch nicht so, dass man sich vor der gesamten Bevölkerung fürchten muss, wir hatten in anderen Gebieten sehr gute, freundschaftliche Erfahrungen mit den Einheimischen gemacht. LEICHTER ABSCHIED Während ich am nächsten Vormittag den Bereich des „Weidezaunes“ auf das besagte Achterdeck erweiterte, hatten wir ein Gespräch mit einem immens dicken, aber offensichtlich freundlich gesinnten Mann. Er riet uns, den Platz baldigst zu verlassen, denn jedes Fahrzeug, das die Küste entlangfährt, steuert die Inseln an. Die Bevölkerung der Halbinsel wusste bereits, dass wir hier ankerten, wir konnten also sehr bald mit einem nächtlichen Besuch und Troubles rechnen. Ich verschwieg die 7.000 Volt, den ver ­ riegelten Kajütniedergang und das griffbereite Schnellfeuer ­ gewehr. Dennoch war sein Hinweis sehr nett. Auch vor Talasea, einer kleinen Stadt 15 Seemeilen weiter südlich, warnte er uns ausdrücklich. Dort gäbe es ein großes „rascal problem“ und nicht einmal er würde sich für seine Einkäufe hinwagen. Damit hatten wir endgültig genug von der romantischen Willaumez- Halbinsel und verließen sie noch in derselben Nacht. Wohin war noch nicht klar, aber momentan war absegeln wichtiger als irgendwo ankommen. 42 4/2021

Wissen und Meer Knoten sind nicht nur zum Durchschlagen da Frei nach Gordion und Alexander – immerhin hat sich der phrygische König Gordion im 9. Jahrhundert v. Chr. mit diesem Thema auseinandergesetzt und Alexander der Große hat 333 v. Chr. den Knoten mit Brachialgewalt gelöst – so kann man es natürlich auch machen. In den tausendjährigen Erfahrungen der Seefahrt hat sich aber die Anwendung von Knoten etwas verfeinert. Immer wieder erlebe ich diese oder ähnliche Situationen: Man liegt gemütlich in der Marina in der Box, schlürft seinen Sundowner, plötzlich kommt Bewegung in die Beschaulichkeit: Eine Yacht will den Platz neben dir anlaufen, der Wind drückt den Bug nach Lee auf deine Yacht – verflixt, der Fender ist weiß-Gott-wo, sh… – ich bringe den Knoten nicht auf, zum Teufel – wer hat denn da einen Schuster- Knopf gebunden anstelle eines Fenderknotens? Zur guten Seemannschaft gehört auch der richtige Umgang mit Knoten. Jeder Knoten hat seinen Sinn und seine Berechtigung. Die Bezeichnungen selbst sind nicht so wichtig. Die Bergsteiger sagen Bulinknoten zum Palstek, Mastwurf zum Webeleinstek und Prusik zum Stopperstek. In der Literatur werden tausende Knoten beschrieben, in der Knotenbibel von Ashley findet man um die 3.900 Varianten. FÜR UNS SEELEUTE REICHEN SECHS KNOTEN ALLEMAL Da ist einmal der Achtknoten. Er wird am Ende einer Leine angebracht und verhindert dadurch das Ausrauschen durch die Klemme oder das Verschwinden der Schot unter die Abdeckung einer modern gestylten Yacht. Der Webeleinstek, das ist der Knoten fürs Festmachen an Pfählen, Dalben oder Pollern. Und in Abwandlung mit Slipstek der ideale Fenderknoten. Und zum Festbändseln aller möglichen Leinen. GOTTFRIED TITZL RIESER ist Ausbildungs referent des Yacht Club Austria, dem größten Yachtclub Österreichs. Er ist passionierter Fahrtensegler und hat insgesamt so um die 20.000 See - meilen in seinen Log - büchern dokumentiert. Sein Motto: „Die See ist der beste Lehrmeister!“ kolumne@ocean7.at Einer der einfachsten Knoten ist der Klampenschlag – oder doch nicht? Einer der einfachsten Knoten ist der Klampenschlag, allerdings wird er in den seltensten Fällen auch richtig gelegt: Die Engländer haben dafür eine Eselsbrücke, nämlich O – X – O! Die Leine kommt im spitzen Winkel zur Klampe, einmal um den Fuß der Klampe (= O), dann folgt das Überkreuzen (= X) und mit einem kleinen O wird der Klampenschlag geschlossen. Klingt einfach, gelingt aber nicht immer auf Anhieb. Für den eineinhalb-Rundtörns mit-zwei-halben-Schlägen habe ich keinen klingenden Namen parat, er heißt eben so. Diesen Knoten braucht man, wenn es beim Anle gen schnell gehen soll und das Schiff gegen den Wind oder gegen die Strömung gehalten werden muss. Jetzt kommt noch der Schotstek. In den Lehrbüchern findet man immer noch den „einfachen Schotstek“. Die p. t. Leserschaft möge bitte diesen aus dem Gedächtnis streichen, er taugt nichts. Ich empfehle den doppelten Schotstek zum Verknüpfen zweier Enden, besonders wenn die zwei Leinen unterschiedlich stark sind. Zum Schluss darf ich den Königsknoten, nämlich den Palstek erwähnen. Ich nehme an, jeder kennt den Spruch „Das Krokodil kommt aus dem Teich, kriecht um den Baum herum und springt wieder in den Teich zurück“, diese Anleitung zum Knüpfen findet in fast jeder Segelschule Anwendung. Der Pal stek wird am meisten gebraucht, für mich ist er der wichtigste Knoten, nicht nur an Bord. Er hält unter jeder Belastung, ist leicht zu lösen und slippt nicht. Ich verwende ihn fast immer dort, wo ich Schlingen brauche, wenn ich zwei Leinen verbinden möchte – wie gesagt, für mich der zuverlässigste und vielseitigste Knoten. Abschließend und für den Eintrag ins Stammbuch sei gesagt, Übung macht den Meister und Knoten müssen sitzen. Es muss halt manchmal schnell gehen, und dann sollte man nicht mehr überlegen müssen: „Wie war das doch gleich mit Krokodil, Baum und Teich?“ FOTO: SHUTTERSTOCK 4/2021 43

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