Diagnose im Korallenriff Einfach, aber gut. Diese Farbkarte ermöglicht durch den Vergleich mit der Farbe der Korallen eine Abschätzung des Gesundheitszustandes der untersuchten Korallenstöcke. Information zum korrekten Gebrauch der Karte gibt es auf der Coral Watch Website (siehe Literatur-Angabe). 38 4/2019 Arbeit vor Ort. Entlang eines Transekts werden die hellsten und die dunkelsten Stellen von Korallenstöcken mit der Farbkarte verglichen (Dahab, Rotes Meer, 2019). Dokumentation. Auf Unterwasser-Schreibtafeln werden die erhobenen Farbcodes in vorgedruckte Tabellen eingetragen (Dahab, Rotes Meer, 2019). Reef Check. Zwei Taucherinnen untersuchen beiderseits eines Transekts in einem jeweils 2,5 Meter breiten Streifen das Vorkommen von Indikator- Evertebraten und von Riffschäden (Dahab, Rotes Meer, 2019). zwölf Metern Tiefe, aus gelegt. Das Transekt wird in vier 20-Meter- Abschnitte unterteilt, die markiert und jeweils durch fünf Meter Abstand voneinander getrennt sind. Das erste Team (zwei Taucher) beginnt mit der Fischzählung entlang der vier 20-Meter-Abschnitte: in einem Bereich von 2,5 Metern zu beiden Seiten der Leine und bis zu 5 Metern über der Leine werden alle Indikator-Fischarten gezählt. Die Liste der Indikator-Fischarten ist vorgegeben und ist regional unterschiedlich. Danach beginnt das zweite Team mit der Zählung der wirbellosen Tiere. Entlang der gleichen Leine werden in einem 5 Meter breiten Streifen alle wirbellosen Indikatorarten und Schäden notiert. So wie bereits bei der Fischzählung übernimmt je ein Taucher eine Seite des Transekts, das er langsam entlang taucht. Das dritte Team erhebt nun die Substrat-Beschaffenheit. Entlang der Leine wird mit Hilfe eines Lotes alle 50 Zentimeter festgestellt, welcher Untergrund (Substrat) sich direkt unter diesem Punkt der Leine befindet. Jedes Team ist mit vorgedruckten, wasserfesten Tabellen auf Schreibtafeln ausgestattet und trägt sofort alle Daten ein. Im Labor, der Tauchschule oder daheim werden die Daten statistisch ausgewertet, grafisch dargestellt und können in die zentrale Datensammlung von Reef Check hochgeladen werden. Resümee: Vorteile dieser häufig angewandten Methode sind der weltweit standardisierte Vorgang der Datenerhebung und die großen Datenmengen, die bereits für viele Riffe über lange Zeiträume gesammelt wurden. Diese Methode eignet sich sehr gut für engagierte Tauchschulen, die ihren Tauchern mehr als das Übliche bieten wollen. Etwaige Nachteile sind die relativ hohen Mindestanforderungen an die tauchtechnischen Fähigkeiten des Teams und die nicht immer akkuraten Listen der Indikator-Arten unterschiedlicher Meeresregionen.
Transekt-Fotografie. Für das Monitoring-Programm CPCe (Coral Point Count with Excel extensions) wird ein Rahmen abfotografiert, der entlang einer Messleine weiterbewegt wird (Kandholhudhoo, Malediven, 2007). Die Auswertung der Transekt-Rahmenfotos erfolgt mit spezieller Software. Sowohl Anzahl als auch Verteilung virtueller Punkte sind frei wählbar. Das unter jedem Punkt liegende Substrat ist zu bestimmen. Vordefinierte Codes können geändert oder ergänzt werden, das CPCe- Programm bietet zahlreiche Möglichkeiten. Die Auswertung der Daten von Korallenriff-Untersuchungen erfordert viel Zeit und Fachwissen. Eine Mischung des Forscherteams aus Alt und Jung gewährleistet Erfahrung und Dynamik (Reef Expedition Maldives, 2007). „Korallenriffe sind höchst komplexe Ökosysteme. Ihren Zustand zu beurteilen ist dementsprechend schwierig.“ CPCe Die Abkürzung steht für „Coral Point Count with Excel extensions“. Diese Windows-basierte Software wird vom National Coral Reef Institute in Florida zur Verfügung gestellt. Sie ermöglicht die exakte Ermittlung des Deckungsgrades lebender Korallen mit Hilfe von Transekt-Fotografien. Folgende Vorgangsweise ist erforderlich: Taucher legen im Korallenriff eine Transekt-Leine aus, etwa so wie in der Reef-Check-Methode (100 Meter mit vier 20 Meter-Abschnitten). Benötigt werden nun ein Rahmen, z. B. 100 x 80 Zentimeter, eine digitale Unterwasserkamera mit guter Auflösung und Taucher mit exzellenter Tariertechnik. Einer der Taucher legt den Rahmen, dessen Seitenlängen in der Mitte markiert sind, am Beginn des Transekts mittig über die Leine. Der zweite Taucher schwebt darüber und macht ein Foto dieser Fläche. Dann wird der Rahmen entlang der Leine weiter bewegt und ein weiteres Foto wird gemacht. Auf diese Weise werden die Transekt-Abschnitte von 4 x 20 Meter abfotografiert. Im Labor wird mit Hilfe der CPCe-Software über jedes Foto ein virtueller Rahmen gelegt, innerhalb Literatur und Links Hodgson, G., J. Hill, W. Kiene, L. Maun, J. Mihaly, J. Liebeler, C. Shuman and R. Torres, 2006. Reef Check Instruction Manual: A Guide to Reef Check Coral Reef Monitoring. Reef Check Foundation, Pacific Palisades, California, USA ISBN 0-9723051-1-4 Kohler, K. E. and S. M. Gill, 2006. Coral Point Count with Excel extensions (CPCe): A Visual Basic program for the determination of coral and substrate coverage using random point count methodology. Computers and Geosciences, Vol.32, No. 9, pp. 1259-1269, DOI:10.1016/j.cageo.2005.11.009. Reid, C., J. Marshall, D. Logan and D. Kleine, 2009. Coral Reefs and Climate Change Workbook. CoralWatch, The University of Queensland, Brisbane. è www.coralwatch.org è www.reefcheck.org è www.cnso.nova.edu/cpce/index.html dessen eine selbst zu wählende Anzahl von Punkten nach Zufallsverteilung generiert werden kann. Nun beginnt die Knochenarbeit, das Substrat unterhalb jedes Punktes zu bestimmen und zu dokumentieren. Dabei hilft die Software, indem in die Fotos hineingezoomt werden kann, indem zahlreiche Kategorien von Substrattypen mit Codes versehen sind, indem die Statistik automatisch kalkuliert und in Excel- Dateien gespeichert wird, und indem zahlreiche weitere Optionen zur detaillierten Auswertung angeboten werden. Resümee: Ein exzellentes Programm zur Erfassung unterschiedlicher Substrate im Korallenriff. Damit kann exakt festgestellt werden, wie hoch der Anteil lebender Korallen im untersuchten Abschnitt ist und welche Korallengattungen dominieren oder fehlen. Nachteile sind der beträchtliche Zeitaufwand bei der Auswertung und die hohen tauchtechnischen Anforderungen, die an das Team gestellt werden. SCHWERE AUFGABE Korallenriffe sind höchst komplexe Ökosysteme. Ihren Zustand zu beurteilen ist dementsprechend schwierig. Die drei vorgestellten Methoden verwenden unterschiedliche Ansätze, haben jedoch Zweierlei gemeinsam: alle drei benötigen detailliertes Briefing der Teilnehmer und alle drei kommen oft zum Ergebnis, dass es heute vielen Korallenriffen sehr schlecht geht – aber das ist eine andere Geschichte. 4/2019 39
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