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ocean7 4-2018

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Feuer & Eis: Nautische Erfahrungen im Revier der Liparischen Inseln. Ein Sommer wie damals: Die italienische Obere Adria boomt, auch unter Yachteignern. Serenissima: Venedig und die grüne Marina Certosa. Code 0: Der Leichtwind-Turbolader zwischen Genua und Spi. Solaris 55: Die Primadonna unter Segel, getestet an der Costa Smeralda. Comitti Venezia 28 Classic: Italienisch für Liebhaber. Zar 85 SL: Das Top-RIB von Formenti am Prüfstand auf der Donau.

Code 0 Ein X-Ply aus

Code 0 Ein X-Ply aus Technora, vertikale Kevlarfasern, ein Taftgewebe und Mylar-Folie – vier Kompo nenten geben dem Code-0-Laminat hohe Festigkeit bei geringem Gewicht. Besonderes Tuch Doch nicht nur an den Schnitt, auch an das Tuch stellt ein solches Segel ganz andere Anforderungen als ein Gennaker. Denn das Segel arbeitet ähnlich wie eine Genua und die Last ist dementsprechend verteilt. Spinnakernylon würde das Wundersegel schnell zur Wundertüte machen und das Achterliek irreversibel überdehnen. Speziell entwickelte Code-0-Laminate trotzen dagegen der Kraft. Lami nate aus Taffeta, Folie und High techfasern bieten geringe Dehnung selbst in Diagonalrichtung bei geringstem Gewicht und guter Strapazierfähigkeit. Zudem stehen auch Folie-Folie- Konstruktionen mit Aramid-X-Ply zur Verfügung, die keine Feuchtigkeit aufnehmen und aufgrund ihrer Transparenz bessere Sicht auf den Gegner bieten. Für den dickeren Geldbeutel kann ein solches Segel selbstverständlich auch als leichte Membrane mit durchgehenden Fasern laminiert werden. Doch in jedem Fall – den Code 0 gibt es nicht zum Nulltarif. Kopfwirbel für frei - fliegende Vorsegel. Anspruchsvolle Montage Denn nicht nur ans Tuch hat dieser Turbo seine Ansprüche, auch bei der Montage gilt es einiges zu bedenken. Versuchte man in seinen Anfängen, die sperrigen Tuchmengen irgendwie an Deck zu bändigen, so werden sie heute gerollt. Ein extrem verwindungssteifes Anti - torsionstau im Vorliek eingenäht, zusammen mit Kopfwirbel und Endlosroller, vereinfacht die Handhabung. Wie bei einem Rollgennaker setzt und birgt man damit das Segel in aufgerolltem Zustand. Ein Kinderspiel, vorausgesetzt man beachtet ein paar wichtige Regeln. „Man kann davon ausgehen, dass die Last eines Code 0, die auf das Rigg wirkt, etwa doppelt so groß ist wie die eines Gennakers“, sagt Mastbauer Marcus Klemm. Um sauberes Aufrollen und minimalen Durchhang zu gewährleisten, muss das dicke, kevlarverstärkte Torsionstau eine hohe Spannung aufweisen. Das Tuch selber wird darauf einmalig nur so weit gespannt, dass es am Vorliek faltenfrei ist. Zudem verweist Klemm auf die unterschiedlichen Wirkrichtungen der Kräfte. Diese weisen nicht nach vorne und oben wie bei einem Spinnaker, sondern wirken wie bei einer Genua zur Seite und vor Der Code-0-Turbo katapultiert den Racer selbst bei Schwachwind nach vorne. Endlosroller für freifliegende Vorsegel mit Anschluss an ein Torsionstau. 40 4/2018

„Weit hinter den der Länder Voka Konsonantien le allem entlang des Vorlieks. „Beim Einsatz von Elektrowinschen geht diese Kraft dann gegen unendlich“, sagt Klemm. Der Galgen, der das Spifall mit dem Gennaker problem los vom Vorstag und der Rollreffgenua ferngehalten hat, wird der Kraft eines Code 0 nicht standhalten und verbiegt. Um jedoch die Funktion des Rollsystems trotzdem störungsfrei zu gewährleisten, muss das Spinnakerfall einen ausreichenden Abstand zum Vorstag haben. Da das Vorliek eines Code 0 im Idealfall so lang sein soll, wie es das Rigg erlaubt, bietet sich der Einbau eines Top-Spifalls an, was bei einem 9/10-Rigg problemlos möglich ist. Bei 7/8-Riggs sollte der Segelmacher entscheiden, ob das Masttopp zusätzlich mit einem Jumpstag gehalten werden muss. Bei topp ge takelten Yachten wird es dagegen etwas schwieriger. Nun gibt es zu diesem Zweck für Seldén-Mas ten stabile Ausleger zur Montage auf dem Masttopp, die den nötigen Abstand zum Vorstag herstellen. Diese sind jedoch nur für kleine bis mittel große Yachten ausgelegt. Auch vom Vorstag oder der Genuarollanlage muss der Endlosroller mindestens 30 Zentimeter entfernt sein, damit sich die beiden nicht behindern. Ist nicht bereits von der Werft ein entsprechendes Auge zum Anschlagen eines solchen Zusatzsegels eingebaut, muss geprüft werden, ob zum Beispiel der Ankerbeschlag dafür in Frage kommt. Die hohe Vorliekspannung gilt es vor allem dann zu berücksichtigen, wenn ein Code 0 auf einem unverstagten Bugspriet gefahren werden soll. Hersteller wie Seldén geben in Tabellen Aus kunft zur Länge und Dimensionie rung der ausfahrbaren, auf Deck montierten Spriets. Vergleicht man die Angaben zu Gennaker und Code 0, so wird schnell klar, dass ein unverstagtes Spriet entweder deutlich kürzer oder einen wesent lich größeren Durchmesser haben muss, um den hohen Kräften Paroli zu bieten. Mit einem Wasserstag ist man dagegen auf der sicheren Seite. Doch ganz gleich, wo der Code 0 gefahren wird – in aufgerolltem Zustand gehört er im Hafen abgeschlagen und sorgfältig verstaut. Zum einen gehören Laminate nicht Sonne und Wetter ausgesetzt, zum anderen rollt sich ein solches Segel im Sturm schnell auf. Durch das tiefe Profil liegt das Tuch nicht eng an, der Wind packt hinein und richtet unter Umständen irreparablen Schaden an. Besonders auf Leichtwindrevieren ist ein Code 0 das perfekte Segel für alle, die aufgrund der Riggkonstellation wie ausladende Salinge und an der Bordwand angeschlagene Wanten keine Genua fahren können. Auf Kursen von ungefähr 50 bis 90 Grad scheinbarem Wind und bis maximal 10 bis 15 Knoten Windgeschwindigkeit löst er neben der Genua III vor allem die schwere Rollreffgenua ab und entfaltet volle Vortriebskraft, wo es dem Gennaker noch zu spitz ist. So wird er zur perfekten Leichtwindwaffe für alle. Nicht nur beim Volvo Ocean Race. Anette Bengelsdorf ist freie Journalistin, Segelmacherin und Seglerin mit einer Leidenschaft für klassische Yachten. redaktion@ocean7.at Der Code 0 wird aufgerollt geborgen und verstaut. 4/2018 41

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