xxxxx xxxx Spaziergang auf Chichime, San Blas, Panama, Jänner 2017. „Wir sind jedenfalls froh, unseren Sohn an so wunderschönen Orten wie der Karibik großziehen zu können.” Willis Heranwachsen beeinflussen. Bisher bemerken wir vor allem lustige Details, beispielsweise wenn Willi völlig fasziniert die Halbschuhe an den Füßen eines Seglerkollegen begutachtet (die meisten Leute, denen er bisher begegnet ist, trugen, wenn überhaupt, Sandalen oder Flipflops), oder sein erstes Wort „Aguila”, der Name unserer Lieblings-Biermarke in Kolumbien. Wir sind froh, dass wir morgens keinen Gedanken an Willis Garderobe verschwenden müssen und dass sich das An- und Ausziehen so schön unkompliziert gestaltet. Wie mühsam war es da noch im Winter in Österreich, Willi für einen kleinen Spaziergang in unendlich viele Schichten warmer Kleidung zu zwängen! Hier braucht er nicht mehr als ein T-Shirt und einen Hut. Die größte Gefahr für Babys und Kleinkinder geht in den Tropen von der Sonne aus. Es gibt Boote, auf denen sich die Kinder bis fünf Uhr Nachmittags nur unter Deck oder im Schatten aufhalten dürfen.Wir sehen das etwas lockerer, haben aber vor allem in Willis erstem Lebensjahr auf ausreichenden Sonnenschutz geachtet und regelmäßig eine für Babys geeignete Sonnencreme benutzt. Die in Österreich gerne gekauften Vitamin D-Tropfen konnten wir uns hingegen sparen … Willis Ernährung stellte bisher nie ein Problem dar: Anfangs wurde er voll gestillt, später zusätzlich gefüttert und mit wechselndem Erfolg mit Bananen und anderem Obst, gekochtem Gemüse oder mit den überall erhältlichen Gläsern mit fertiger Babynahrung versorgt. Mittlerweile isst Willi ganz normal mit uns mit und hat von rohem Fisch oder Krabben bis zu gegrilltem Fleisch vom Straßenstand schon so ziemlich alles probiert. Leitungswasser versuchen wir so gut es geht zu vermeiden, in Flaschen abgefülltes Wasser war aber bis jetzt überall problemlos erhältlich. Kinder, Kontakte, Karriere Um Kontakt mit Einheimischen oder anderen Seglern zu knüpfen, ist ein Baby oder ein Kind wohl das beste Mittel überhaupt. Sehr leicht kommen wir mit allen möglichen Leuten ins Gespräch, und besonders wenn andere Kinder in der Nähe sind, ist Willi manchmal schneller mittendrin im Getümmel als ihm lieb ist. Andererseits ist der Sundowner für uns mittlerweile eher die Ausnahme als die Regel, denn zwischen sieben und acht Uhr abends ist Schlafenszeit. Wir sind jedenfalls froh, unseren Sohn von Beginn an an so wunderschönen Orten wie der Karibik großziehen zu können und als Familie unterwegs zu sein. Das war auch die größte Motivation, diese Langfahrt schon jetzt, in den Jahren, in denen wir wohl den Grundstein für berufliche Karrieren legen hätten können (oder müssen), zu unternehmen und nicht wie andere auf die Pensionierung zu warten. Etwaige finanzielle Einbußen später nehmen wir dafür gerne in Kauf. Willi erforscht eine unbewohnte Insel, Panama, 12/2016 Mittagsschlaf in San Blas, 1/2017 Küchenspaß, San Blas, 2/2017 Willi auf Bootstour, Puerto Lindo, Panama, 3/2017 18 4/2017
Schwanger ohne Druck Zehn Jahre segelte die Ärztin Nathalie Müller gemeinsam mit ihrem Mann Michael Wnuk um die Welt, insgesamt dauerte ihr großes Segelprojekt 14 Jahre. Dabei war ursprünglich „nur” eine Weltumsegelung geplant. Doch dann folgte ein Jahr aufs nächste und langsam stand die Frage der Familienplanung an. Text Kirsten Panzer | Fotos Natalie Müller Nathalie, um es gleich vorweg zu nehmen – inzwischen wohnt ihr wieder an Land mit zwei Töchtern. Beide wurden während eurer Weltumsegelung geboren. War das so geplant? Nicht von Anfang an. Schließlich wollten wir ja gar nicht so lange unterwegs sein. Als die Reise durch verschiedene Verzögerungen aber immer länger dauerte, haben wir uns über die Familienplanung Gedanken gemacht. Ich hatte ja geplant, zu Hause wieder in meinen Beruf zurückzukehren, da war es klar, dass wir diese unterwegs in Angriff nehmen müssten. Dann wurdest du schwanger auf einer 12,78 Meter langen Yacht mitten im Pazifik. Hierzulande heißt es, man soll während der Schwangerschaft auf alles nur Erdenkliche achten – Vorsorgeuntersuchungen, Ernährung und so weiter. Wie macht man das aber, wenn man mit dem Schiff unterwegs ist? Je weniger man untersucht, desto weniger kann jemand einem sagen, was man nun alles besser machen oder doch lieber vermeiden soll. Als ich das erste Mal schwanger wurde, waren wir in Vanuatu, also wirklich weit weg von echter Zivilisation. Aber ab etwa dem siebenten Monat wollten wir in Singapur oder Malaysia und damit auch in der Nähe von vernünftigen Ärzten und guten Krankenhäusern sein. Die hohen Standards daheim hast du nicht vermisst? Ich bin ja zwischendurch auch nach Hause zu Vorsorgeuntersuchungen geflogen und habe zum Beispiel den großen Ultraschall im zweiten Trimenon, bei dem besonders auf die Organe des Kindes geachtet wird, daheim machen lassen. Aber die Art und Weise, wie du mit einer Schwangerschaft umgehst, hängt ja auch von deinem Umfeld ab. Und wenn du auf dem Markt in Indonesien bist und so viele schwangere Frauen mit Kindern um dich herum siehst, dann denkst du dir, dass die es ja auch alle geschafft haben. Meinst du, dass Schwangerschaft und Geburt in so einem Umfeld etwas von ihrer Natürlichkeit zurückbekommen? Es relativiert sich alles. Du bist dort ja auch nicht diesem Druck ausgesetzt, machst keinen Geburtsvorbereitungskurs oder lernst zwanzig andere Mütter kennen, die sich vielleicht gegenseitig verrückt machen. Du bist halt einfach nur schwanger und nicht krank. Wie ging es nach Indonesien weiter? Ungefähr zwei Monate vor dem Geburtstermin sind wir in Malaysia angekommen und haben aufgehört zu segeln. Bei unserer zweiten Tochter hatten wir den Termin auch so angesetzt, konnten ihn aber nicht einhalten. Wir waren erst vier Wochen vor der Geburt in unserem Zielhafen. Aber wir wussten ja schon, was auf uns zukommt. Du bist Ärztin. Hat dir in der Situation vielleicht auch dein Beruf geholfen? Ja und nein. Auf der einen Seite natürlich schon, man verfügt über Grundwissen, aber auf der anderen Seite weiß ich natürlich auch, was alles passieren kann. Was aber nicht unbedingt weiterhilft, wenn man selbst schwanger ist. Altweibersommer im Beaglekanal im Süden Feuerlands. Habt ihr nach der Geburt gleich wieder abgelegt oder gab es eine Babypause? Als Maya zehn Tage alt war, sind wir erst einmal zwischen Malaysia und Thailand hin- und hergesegelt. Die ganzen Untersuchungen, die wir hier haben, gibt es dort mehr oder weniger auch. Die notwendigen Impfungen wurden auch alle dort gemacht. Und wir haben darauf geachtet, dass wir erst wieder in Richtung Andamanensee und Malediven lossegeln, als Maya sieben Monate alt war. Zu dem Zeitpunkt waren alle wichtigen Kontrollen und Impfungen erledigt. Ansonsten werden Kinder ja höchst selten so krank, dass man mit ihnen zu einem Kinderarzt rennen muss. Zwei Jahre später, 2007, kam Lene in Südafrika zur Welt. Ja genau, aber mit ihr sind wir nicht mehr so viel gesegelt, als sie ein Baby war. Wir waren mittlerweile schon sechs Jahre unterwegs und irgendwann ist es dann auch einmal genug. è www.sy-marlin.de è www.marlin-expeditions.com Buchtipps zum Thema Meer als ein Traum Von Nathalie Müller und Michael Wnuk, erschienen im Verlag Delius Klasing, 304 Seiten, 1. Auflage 2014, kartoniert, € 15,40. ISBN 978-3-7688-3913-6. Auch als E-Book erhältlich. Unter Segeln zu Hause Von Nathalie Müller und Michael Wnuk, erschienen im Verlag Delius Klasing, 304 Seiten, 1. Auflage 2015, gebunden mit Schutzumschlag, € 23,60, ISBN 978-3-667-10159-4. Auch als E-Book erhältlich. è www.delius-klasing.de Nathalie müller mit ihren beiden Töchtern auf See, beide wurden während ihrer Welt - umsegelung geboren. 4/2017 19
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