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ocean7 3/2023

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Rund Island – ein Törn bis zum Rande des Polarkreises. Pelješac – die Küste der kroatischen Halbinsel ist reich an vinophilen Schätzen und Austern. Refit – nicht nur klassische Holzboote sind bei Bootbau Recht in Tribuswinkel gut aufgehoben. Der Weg zum Profi-Skipper – welche österreichischen Patente und Ausbildungsmöglichkeiten es gibt. Elan E6 – die derzeit schnellste und leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt soll sie sein. De Antonio D50 – die Newcomer-Werft aus Barcelona hat die Außenborder des Weekenders innen gut versteckt. Haie im Dienste der Wissenschaft – wie Tigerhaie die Vermessung von Seegraswiesen ermöglichen. Wasser-Fest – Tipps und Tricks für die sichere Wasserung der Yacht zum Saisonstart.

Langfahrt Skipper

Langfahrt Skipper Hennings Freud und Leid Seekrankheit und Schwindelgefühl sind keine guten Begleiter für einen Langfahrtsegler. Von Wolfgang Hausners Büchern inspiriert, ließ der Kanadier Henning Land und Leiden hinter sich, lernte in Florida das Segeln, baute einen Kat in Brasilien, lebte viele Jahre auf seinem Schiff in der Karibik und im Pazifik, landete letztlich auf den Philippinen und lief in der Tambobo Bay jenem Mann über den Weg, mit dem einst alles begann. Zufall oder Schicksal? Spielt in dieser Geschichte keine Rolle. Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER, HENNING OBENAUS Vor einigen Jahren war ich in der Tambobo Bay auf der philippinischen Insel Negros, wo ich mich öfter während des Südwestmonsuns aufhalte. Die gänzlich gegen Taifune geschützte Bucht ist ein beliebter Treffpunkt für Yachten, manche kommen und gehen, andere hingegen bleiben für ewig da hängen. Ich war gerade dabei, meinen Kat Taboo III an den Strand zu fahren, damit mein Tischler Delfin in den nächsten Tagen unbehindert über eine Bambusleiter an Bord steigen konnte, um fällige Reparaturen zu erledigen. Zur selben Zeit umrundete ein moderner Kat den Sandspitz nach der Riffeinfahrt und ankerte bald darauf. An Bord war nur eine Person zu sehen, was ungewöhnlich für ein Boot dieser Größe ist. Kaum hatte ich Taboo III am Ufer vertäut, kam auch schon der Skipper angefahren und wir kamen ins Gespräch. Wir waren fast im selben Alter und bald merkte ich, dass wir auf der selben Wellenlänge schwammen. Der Deutsch-Kanadier Henning aus Vancouver erzählte mir später seine interessante Geschichte – besonders beeindruckend war, wie er sein Schiff unter den widrigsten Umständen in Brasilien gebaut hatte. Im Laufe der nächsten Jahre unternahmen wir gemeinsame Fahrten in der Inselwelt der Philippinen und des Südchinesischen Meeres. Hier seine Geschichte. GELERNT IN FLORIDA Ich wollte schon immer reisen und die Welt sehen. Nach 30 Jahren hatte ich Afrika, Asien, Europa, Nordund Südamerika kennengelernt, aber immer per Flugzeug oder über Land. Schon als Kind war es mein Traum gewesen, exotische Orte zu erkunden, die nur mit einem Schiff zu erreichen wären. Leider war ich von zwei Phobien geplagt, nämlich Seekrankheit und Schwindelgefühl. Das änderte sich glücklicherweise aus irgendeinem Grund mit meinem 50. Geburtstag. Jetzt wusste ich, dass ich über die sieben Weltmeere segeln konnte, wie es meine Lieblingsautoren seit Urzeiten getan hatten. Ich reiste nach Florida und nahm Segelunterricht auf einem Katamaran. Der Inhaber der Segelschule lud mich ein, bei der Überstellung einer 50-Fuß-Kieljacht dabei zu sein. Das war im Jahr 1992 und der Törn ging von Fort Lauderdale in Florida nach Spanien. Alle an Bord außer dem Skipper und mir wurden seekrank und konnten oder wollten nicht die zugewiesenen Arbeiten tun, wie z. B. den Wasserstand in der Bilge überprüfen oder bei den Manövern zu helfen. Weltumsegler Henning ließ sich von den Büchern Hausners inspirieren. Auf dieser Reise lernte ich viel, hauptsächlich, was ich nicht auf meinem zukünftigen Boot haben wollte. Im Prinzip schwebte mir eine stabile und unsinkbare Plattform vor, auf der ich reisen und leben konnte. Ich besuchte Bootsmessen in den USA, in Kanada und Europa, um meinen idealen Katamaran zu finden. Die besten Serienboote wurden in Frankreich gebaut. Sie wendeten ein modernes Verbundwerkstoff- Herstellungsverfahren an, in dem ein Schaum- oder Balsakern zwischen zwei Glasfaserschichten mit Polyesterharz laminiert wurde. Damit waren die Boote zwar unsink- 30 3/2023

FOTO: SEAN PAVONE/SHUTTERSTOCK.COM Florida: In Fort Lauderdale erlernte Henning das Segeln, um gleich im Anschluss an einer Überstellungsfahrt nach Spanien teilzunehmen. bar, aber auch schwer und obendrein nicht sonderlich robust. Bei Rennyachten hingegen wurde Epoxidharz als Laminiermittel verwendet, was natürlich teurer war und auch mehr Arbeitszeit beanspruchte. Trotzdem war so eine Sandwich- Bauweise genau das, was ich wollte. Wenige Werften waren auf diese Methode ausgerichtet und die teuren Lohnkosten in Europa und Nordamerika waren horrend. Also musste ich einen Weg finden, um ein kundenspezifisches Boot in einem Land zu bauen, in dem die Kosten niedrig waren. Ich durchstöberte meine Segelbuch bibliothek und las noch einmal die Bücher von Wolfgang Hausner. Danach wusste ich, dass ich alleine keinen größeren Katamaran bauen konnte und auch nicht die Kraft hätte, das Schiff selbstständig zu segeln. Also kaufte ich Ansichtspläne von bekannten Schiffsarchitekten in Groß britannien, Frankreich, den USA und Australien und entschied mich schließlich für Kurt Hughes, der sein Büro in Seattle hatte, nicht weit weg von meinem Wohnort. GESTRANDET IN BRASILIEN Kurt stellte mir ein komplettes Produktions-Set zur Verfügung und gab mir auch Anleitungen, wie man einen zusammengesetzten Rumpf aus Divinycell-Schaum, unidirektionalem/biaxialem und triaxialem Glasfasergewebe mit Epoxidharz im Vakuumverfahren herstellt. Ich fand eine Werft in Brasilien, die von einem sehr engagierten Architekten geführt wurde. Er überzeugte mich schon bei meinem ersten Besuch, dass er einen Hightech-Segelkatamaran bauen konnte. Ich verschiffte bald darauf zwei Container mit den nötigen Materialien plus eine Decksladung, die aus dem Mast und der Takelage bestand, nach Joinville, einer kleinen Hafenstadt zwischen Rio de Janeiro und Porto Alegre. Aber noch vor meiner Ankunft dort kam es zu einer Katastrophe – der Architekt kam beim Absturz eines Privatflugzeugs um sein Leben. Als ich in Joinville ankam, hatte sich die Witwe mit zwei neuen Partnern verbündet –Ingenieure aus Rio, die mir versprachen, den ursprünglichen Vertrag einzuhalten. Nach vier Wochen in der Fabrikshalle war mir aber klar, dass ich ständig anwesend sein musste, um die Arbeit zu beaufsichtigen, da die neuen Partner es vorzogen, in ihrem klimatisierten Büro zu hocken. GESETZLICH GEMOBBT Die Arbeiten gingen schneller voran, als die Ingenieure erwartet hatten, was nicht in ihrem Interesse war, da die Bezahlung nach Zeit vereinbart worden war. Nun wollten sie die Stundenlöhne anheben, FOTO: DMITRIJS KAMINSKIS/SHUTTERSTOCK.COM „Baustelle“ der Dream Hunter: die Werft im brasilianischen Joinville. um die schnellere Produktion auszugleichen. Dies lehnte ich ab und argumentierte, dass nicht sie, sondern ich die Aufsichtsarbeit verrichten würde. Folglich hielten sie die Arbeiter zurück, die ich brauchte, und sagten mir, dass das Boot nicht innerhalb der Frist von zwei Jahren für den Export bereit wäre. Ab dann müsste ich über 100 % Strafzoll für alle importierten Güter zahlen. Dies führte zu einem Rechtsstreit zwischen der Werft und mir mit dem Ergebnis, dass ich eine Geldstrafe zahlen und mein gesamtes Material aus der Fabrik entfernen musste. Da das Gesetz in Brasilien alle Ausländer ohne einen legalen Wohnsitz daran hindert, ein Haus zu mieten, Arbeitnehmer einzustellen oder ein Auto oder sogar ein Telefon zu kaufen, dachten die Ingenieure, ich wäre ihnen nun ausgeliefert. Durch Zufall traf 3/2023 31

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