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ocean7 3/2022

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Süddalmatien. Bora-Blues und blühende Inseln sind wie Salz und Pfeffer, die das Revier vor Dubrovnik in der Vorsaison verfeinern. Traunsee Woche. Volle Wäsche Sail & Foil zwischen Nieder­- und Oberwind. Pleiten, Pech und Ratten. Segel-Blogger Markus Silbergasser berichtet, was ihm auf den letzten 10.000 Seemeilen auf seiner Yacht passiert ist. Blick in die Sterne. Astronavigation leicht gemacht, auch für Anfänger. So smart geht Kat. Die neue Nautitech 44 Open punktet mit noch mehr Freiluft-Feeling und Langfahrt-tauglicher Segelperformance. So flott geht Boot. Die neue Bavaria SR 36 läutet die Wassersportsaison 2022 ein. Wir haben das Familienboot auf der Ostsee getestet.

In den Wind gesprochen

In den Wind gesprochen Tradition und Seenotbewaffnung Auf eine seegehende Yacht gehört aus Gründen der Sicherheit eine Signalpistole. Das höre ich seit meinen ersten Seemeilen und dementsprechend waren alle meine Yachten mit einer Signalpistole samt Munition (weiß, rot) ausgestattet. Ein Notsignalgeber wie dieser von Nico gilt nicht als Waffe und ist für unter 100 Euro legal zu kaufen. Warum weiß? Damit im Falle eines Kollisions kurses dem Berufsschiff ein weißes Licht vor den Bug geschossen werden kann, um zu zeigen: „Hier bin ich, ein Segler, und ich hab Vorfahrt!“ Und die rote Fallschirmleuchtrakete, das haben wir im Segel­ Grundkurs schon gelernt, bedeutet offiziell: „Seenot, helft mir“. Das wissen wir auch seit dem tragischen Untergang der unsinkbaren Titanic am 15. April 1912. Was bei genauem Hinsehen falsch ist, denn die Titanic hat eben nicht rot geschossen (weil keine roten Raketen an Bord waren), sondern weiß. Was wiederum zunächst auf einem anderen Schiff in der Nähe (Californian) als ausgelassene Feier auf der Titanic interpretiert wurde. Für den Erwerb der notwendigen Signalpistole (Kaliber 4) gelten strenge Vorschriften, die beispielsweise verlangen, dass nur derjenige eine Signalpistole (legal) erwerben kann, der über eine Waffenbesitzkarte verfügt. Voraussetzungen sind Zuverlässigkeit/Unbescholtenheit, Sachkunde (pyrotechnischer Schein) und der Nachweis, dass für den Besitz der Waffe (und die Signalpistole ist eine „Waffe“ im Sinne des Gesetzes) ein Bedürfnis vorliegt, was man beim Führen einer Yacht, die auf hoher See schon mal in Seenot kommen kann, für gegeben erachten darf. Damit nicht genug. Der Gesetzgeber fordert darüber hinaus auch die ordnungsgemäße Aufbewahrung der Signalpistole (in einem Safe) und der Munition (in einem weiteren Safe). Schon recht umständliche Hindernisse dafür, dass wir letztlich im Seenotfall, der hoffentlich niemals eintreten wird, eine rote Kugel oder Fallschirmrakete in die Luft schießen können und dürfen. UNNÖTIG BIS TÖDLICH Nun schreiben wir das Jahr 2022, also 110 Jahre nach der Titanic. Deshalb sei die Frage gestattet, ob denn eine Signalpistole auf einer Hochseeyacht, noch dazu in unseren heimischen Gewässern (Ostsee, Mittelmeer, Nordsee) wirklich notwendig ist. Sie dient doch nur dann dem Zweck, auf die eigene Notlage die nicht allzu weite Umgebung (300 Meter hoch können bei Windstille die Raketen steigen) aufmerksam zu machen. Wobei auch die Beobachter in der Lage sein müssen, die Notlage zu kapieren, und nicht an ein armseliges Feuerwerk im Strandhotel denken. Aber brauchen wir dazu heute eine Signalpistole? Sind wir nicht allesamt für den Notfall besser ausgerüstet als die sendermäßig ziemlich armselige Titanic? Können wir nicht viel mehr erreichen, wenn wir die Seenottaste des UKW-Senders drücken? Oder ein Mayday auf Kanal 16 abgeben? Oder mit dem GSM-Handy den Notruf wählen? Oder mit dem Satellitenhandy irgendjemand weltweit im öffentlichen Telefonnetz um Hilfe rufen? Oder die Epirb auslösen, die praktisch weltweit unseren Notfall kundtut? BOBBY SCHENK ist Weltumsegler, Navigations-Experte und Buchautor. kolumne@ocean7.at Alle diese Maßnahmen, die keinerlei Erlaubnis bedürfen (UKW- Funk ausgenommen), sind effektiver als eine rote Kugel am Himmel. Und wer immer noch einen roten Feuerwerkskörper für notwendig erachtet, kann sich einen Nico-Signalgeber mit roter Munition für ein paar Euro anschaffen, der den Himmel rot erleuchtet, zwar nicht so hell und so hoch wie eine Signalpistole, dafür aber ohne jede Genehmigung im Yachtzubehörladen zu erwerben. Kurzum, eine Signalpistole auf einer Yacht ist ein höchst überflüssiger Ausrüstungsgegenstand. Und was ist mit der Warnfunktion, also die weiße Kugel vor den Bug eines potenziellen Kollisionsgegners geschossen? Eine Rüpelei, die auch rechtliche Konsequenzen haben kann – der Anruf auf Kanal 16 („ship in my vicinity“) ist nahezu immer wirkungsvoller und schafft mehr Klarheit. Notfalls tut’s auch ein starker Scheinwerfer in die Segel oder in Richtung „gegnerische“ Brücke gerichtet. Und die Signalpistole zum Zwecke der Selbstverteidigung bei Überfällen? Völlig nutzlos, ja extrem gefährlich. Denn aus kurzer Entfernung auf einen Menschen abgeschossen und getroffen, wäre das mit großer Wahrscheinlichkeit tödlich! Eine vorgezeigte Spielzeugpistole als Warnung tut es ebenso. Mag sein, dass einige stolze Besitzer einer Signalpistole anderer Ansicht sind. Wenn die Tradition zum Selbstzweck wird (siehe USA), ist meine Meinung halt in den Wind gesprochen. 12 3/2022

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