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ocean7 3/2021

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SCHLEMMERTÖRNS in Kroatien. So erfahren Skipper 7 Top-Konobas am Wasser auf 2 Schlemmer-Törns ab Pula und Split. SARDINIEN SÜD. Markus Silbergassers geschmackvolle Reviertipps für den unbekannteren Teil der Insel. PORTUGAL. Mit dem Hausboot auf dem Fluss Douro durch die Heimat des Portweins. Alles Regatta. Freundliche Racing-­Events, sportliche Ausbildungsmöglichkeiten. MIKE HORN. Der Extrem­-Abenteurer über Feuer und Eis, Risiko und Familie und seine Erfahrungen mit der Expeditions-Yacht Pangaea. DEKADE DER OZEANE. Die Ziele 2021–2030 der Ozean­forschung und was jeder Einzelne von uns dazu beitragen kann. MYLIUS 60CK. Schwenkkiel als Trumpf – die zivile High-End-Nutzung der VO65-Technologie. INVICTUS TT 460. Flaggschiff mit Flügeln: die neue Motoryacht von Christian Grande. FEUER AN BORD. Wie man die größten potentiellen Brandherde an Bord entschärft.

Mike Horn Davor Angst zu

Mike Horn Davor Angst zu haben bringt nichts. Man stirbt nur einmal, wer Angst hat, stirbt jeden Tag hundertmal. Man sagt, dass das durchschnittliche menschliche Leben ungefähr 30.000 Tage bis zum Alter von 82 Jahren dauert. Das ist nicht viel (lacht). Deshalb ist es wichtig, weniger Angst zu haben und intensiv zu leben. Was ist schöner, das Aufbrechen oder das Heimkommen? Die Vorbereitung ist eine tolle Phase, ich plane und durchdenke alles, ja ich durchlebe quasi die ganze Expedition. Das Umsetzen und das Durchziehen haben seinen Reiz, aber die Vorfreude ist irgendwie schöner. Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, kommt zuerst einmal eine gähnende Leere, bis ich mich wieder auf ein neues Abenteuer stürzen kann. Gibt es auch negative Seiten bei deinen Expeditionen? Und ob! Der bürokratische Papierkram wird immer aufwändiger. Als ich vor 30 Jahren durch Russland marschierte, brauchte es bloß einen einzigen Telefonanruf und ein Telefax und alles war ok. Heute muss jeder Schritt angefragt, belegt und bewilligt werden. Man hat es immer mehr mit Kontrollfreaks zu tun, die am liebsten alles über ­ wachen. Als Explorer müsste eigentlich das nächste Abenteuer eine Reise zum Mars sein. Reizt dich das? Warum nicht? Auch wenn ich diesen Planeten über alles liebe, würde ich sogar auf dem Mars bleiben wollen. Ich habe mein Leben auf der Erde aus dem Vollen gelebt, da würde mir das nichts ausmachen. Nach einem Auftritt bei der Europäischen Raumfahrtbehörde sagte man mir, dass ich für so ein Abenteuer ideal wäre. Ich bin bereits kälteresistent, Astronauten müssten das erst noch lernen. Du hast zwei Töchter, bist viel und risikoreich unterwegs – wie funktioniert Familie Horn? Das Leben eines Kindes erfordert zwei Dinge: ein solides Fundament und Flügel. Die Basis besteht aus menschlichen Werten wie Liebe, Mut, Hartnäckigkeit und der Kraft aufzustehen, wenn wir fallen. Und dem Willen, durch Erfahrung besser zu werden. Das definiert, wer wir sind. Anschließend müssen wir unseren Kindern Flügel verleihen, weil sie in der Lage sein müssen, durch Erkundung herauszufinden, wer sie sind. Ich beziehe meine Töchter in meinen Job mit ein. Wir versuchen, so viel wie möglich ge­ Die Pangaea ist mit 35 Metern Länge die größte segelnde Expeditionsyacht der Welt. 40 3/2021

Geniales Duo: Extrem-Abenteurer Mike Horn und 3-fach-Vendée- Globe-Segler Bernard Stamm. Mike Horn und Frédéric Roux im nicht mehr ewigen Eis, die Erklimmung eines Eisbergs fiel wortwörtlich ins Wasser. meinsam zu machen. Es gab tolle Momente, die uns zusammenschweißten. Je mehr Extremes wir unternehmen, desto mehr wachsen wir zusammen, umso tiefer wird unsere Beziehung. Und ich freue mich auf den Tag, wo ich ein guter Großvater sein kann. Das Risiko ist dein ständiger Begleiter – ginge es auch ohne? Risiko ist Teil des Abenteuers. Wenn unsere Träume uns nicht erschrecken, sind sie definitiv zu klein. Ein großer Traum birgt aber eben nun einmal auch ein großes Risiko, sich die Flügel zu verbrennen. Na und? Denn dies ist kein Grund, nicht groß zu träumen. Wenn ich keine Angst habe zu gehen oder zu sterben, dann deshalb, weil der Wunsch zu gewinnen stärker ist als die Angst vor dem Verlieren. Denn wenn wir in Angst „ Ich brauche Ziele für meine Motivation. Adrenalin und Abenteuer gehören da einfach dazu.“ geraten, beginnen wir zu zweifeln und uns selbst zu lähmen. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, welche die meisten von uns bereits erlebt haben. Ich denke, der einzige Weg, diese Lähmung zu bekämpfen, besteht darin, unsere eigenen Fähigkeiten bis an die Grenzen auszuloten, zu wachsen, stärker zu werden und uns so zu erlauben, an uns selbst zu glauben. Spektakuläre Risikoclips von Kids auf Wolkenkratzern sorgen auf den sozialen Netzwerken für tausende Klicks. Was denkst du darüber? Es besteht eine feine Linie zwischen meinen Abenteuern und Dummheit. Ich will nicht nur für 15 Minuten berühmt sein und dann von der Bildfläche verschwinden. Meine Extremprojekte mache ich seit 30 Jahren, da gibt es ein Konzept, ein Vorher und Nachher sowie Erfahrungen, die ich weitergeben kann. Ich fühle mich in der Tradition von James Cook, Ernest Shackleton und Roald Amundsen, DAS waren verrückte Kerle. Es ging weniger um Sensationslust als um neue Erkenntnisse aus unbekannten Regionen. Was sind die Erkenntnisse deiner letzten Expedition? Mit der Pangaea ging es von Frankreich aus wieder in den hohen Norden Grönlands. Es ist 3/2021 41

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