Heuer wäre Hans Hass 100 Jahre alt geworden. Er wurde am 23. Jänner 1919 in Wien geboren und starb ebenda am 16. Juni 2013. Vielen von uns, die heute tauchen, segeln und sich für die Unter wasser welt interessieren, ist er aus Jugendtagen ein Begriff. Auch den Autor dieser Zeilen haben die Filme, TV-Sendungen und Bücher dieses Tauchpioniers fasziniert. Text Reinhard Kikinger Hans Hass Tauchpionier, Abenteurer, Forscher
Erster Kontakt zum Meer. Nach der Matura am Wiener Theresianum verbrachte Hans Hass einen Aufenthalt an der französischen Riviera. Danach sollte er nach dem Wunsch seines Vaters, der Rechtsanwalt war, Rechtswissenschaften studieren. Doch es kam anders. An der französischen Meeresküste beobachtete der junge Hass etwas bis dahin noch nie Gesehenes: einen Taucher, der mit einem Handspeer bewaffnet auf Unterwasserjagd ging. Die Begegnung mit diesem Freitaucher, dem Amerikaner Guy Gilpatric, sollte für Hass prägend sein. Ab diesem Zeitpunkt gehörte seine volle Begeisterung der Unterwasserwelt mit ihren damals noch unerforschten Geheimnissen. Mit wasserdichten Brillen, so wie sie Langstreckenschwimmer verwenden, und mit einem fast drei Meter langen Handspeer, den ihm ein Schlosser in Antibes schmiedete, machte er sich auf die Jagd nach Meeresbewohnern. Dazu kamen erste Versuche, unter Wasser zu fotografieren, Freunde schlossen sich an und Expeditionen wurden gestartet. Jugendsünden und spätere Kehrtwendung Mit dem heutigen Wissensstand von der Überfischung der Meere und dem Sterben vieler Korallenriffe ist es schmerzvoll zu sehen, wie der junge Hass mit seinen Kollegen die Unterwasserwelt als Eroberer und Ausbeuter plünderte. Alles, was nicht rechtzeitig flüchtete, wurde harpuniert. Nicht nur schmackhafte Speisefische, sondern auch ungenießbare Rochen, schlafende Ammenhaie und aufgeblähte Igelfische wurden stolz als Beute vor der Kamera präsentiert. Auf Meeresschildkröten wurde geritten, bevor sie verspeist wurden. Besonders schöne Korallen wurden abgebrochen und gesammelt, um mit ihrem Verkauf Reisekosten zu decken. Von diesem Treiben in tropischen Meeren berichten in Wort und Bild frühe Bücher von Hans Hass wie „Fotojagd am Meeresgrund“ und „Drei Jäger auf dem Meeresgrund“. In späteren Jahren, als der Tauchsport mit Pressluftflaschen populär wurde, in größere Tiefen vorstieß und mechanische Harpunen Fischen kaum eine Chance ließen, entwickelt sich Hass zu einem der profiliertesten Fürsprecher zum Schutz der Unterwasserwelt. Bei seinen wiederholten Besuchen seiner ehemaligen Jagdreviere sah er mit Schrecken, welche verheerenden Auswirkungen die Unterwasserjagd als Massensport in ehemals intakten Ökosystemen hatte. Hinwendung zur Meeresbiologie In seinen frühen Büchern steht neben der Jagd mit der Harpune auch das Bestreben im Zentrum, die unbekannte Unterwasserwelt fotografisch zu dokumentieren und ökologische Zusammenhänge dieses Lebensraumes besser zu verstehen. Er ließ sich nach eigenen Entwürfen wasserdichte Gehäuse für Fotokameras anfertigen und experimentierte zielstrebig, um die Ergebnisse laufend zu verbessern. Eine Reise zu den Karibik-Inseln Curaçao und Bonaire bot dafür im Jahr 1939 viele Gelegenheiten. Dem Militärdienst während des Zweiten Weltkriegs konnte er entgehen, da beim Marschieren gefährliche Durchblutungsstörungen in seinen Füßen diagnostiziert wurden. Ein begonnenes Studium der Rechtswissenschaften gab er auf und studierte stattdessen Zoologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Dort promovierte er 1944 summa cum laude mit einer Doktorarbeit über den Neptunschleier. Das ist ein Moostierchen (Bryozoa), das auch an den Felsküsten des Mittelmeeres vorkommt und besonders attraktive Kolonien bildet. Für die dazu nötigen Tauchabstiege verwendete er eine frühe Form von Kreislaufgeräten. Auch Die dunklen Seiten der Pionierzeit. Neben der UW-Fotografie wurde von Hass und seinen Freunden die UW-Jagd leidenschaftlich betrieben. Harpuniert wurde offenbar alles, was nicht rechtzeitig flüchtete. Eine kleine Auswahl früher Fotos zeigt das gnadenlose Wüten, dem neben Speisefischen auch Haie, Rochen, Igelfische, Schildkröten und viele andere Meeresbewohner zum Opfer fielen. Fotos: Hans Hass (7) 3/2019 51
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