Die Welt der Felsküste Auf unserem blauen Planeten beträgt die Länge aller Meeresküsten ein Vielfaches des Erdumfanges. Etwa 80 % der Küstenlinien sind Sandstrände, nur 15 % sind anstehender Fels. Im Mittelmeer finden wir Felsküsten vor allem in Dalmatien, Spanien, Frank - reich, in der Türkei und Teilen Italiens, am Peleponnes, und an den meisten Inseln. Als Österreicher haben wir das Glück, eine der schönsten Felsküsten quasi vor der Haustür zu haben: die wunderbar gegliederte und inselreiche Küste Kroatiens. Text und Fotos Reinhard Kikinger 42 3/2018
Meersalz. In hochgelegenen Wannen verdunstet das Spritzwasser und Meersalz kristallisiert zu weißen Salzlagern (Rovinj, Kroatien). Weißer Fels und blaues Meer. Die Westküsten vieler Mittelmeerinseln fallen nahezu senkrecht in die Tiefe ab. Nur an kleinen Vorsprüngen, in Ritzen und Spalten kann Vegetation Fuß fassen (Zakynthos, Griechenland). Während der kurzen Zeit eines Menschenlebens erscheint uns Fels als der Inbegriff von Stabilität und Dauerhaftigkeit. Über lange Zeiträume betrachtet ändert sich jedoch das Bild. Die erosive Kraft der Brandung, Regen, Sturm, Kälte und Hitze, im Kalkstein bohrende Algen, Schwämme, Muscheln und die unablässige Bioabrasion durch gefräßige Weidegänger wie Schnecken und Seeigel besiegeln das Schicksal der Felsküste: über geologische Zeiträume wird sie zu Sand zerrieben. Die kroatische Küste ist dafür noch zu jung und besticht durch steile Kliffs, Buchten, Meereshöhlen und langgestreckte Inseln. Diese sind Rücken des Dinarischen Gebirges, nun vom Festland getrennt durch die nacheiszeitliche Ingression der Adria. Ein Blick aus der Distanz Wenn wir mit dem Boot an der dalmatinischen Küste unterwegs sind, dann lohnt sich neben allen nautischen Aufgaben auch der Blick auf die Küste unter geomorphologischen und ökologischen Aspekten. Steilheit, Exposition, Kaps und Buchten, Grotten, Strände und Vegetation sind alles Parameter, die unterschiedliche Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere schaffen. An Felsküsten ist der marine Lebensraum mit dem terrestrischen stark verzahnt. Es ist nicht so, dass die Mittelwasserlinie eine scharfe Grenze für marine Organismen definiert. Marine Algen, Meeresschnecken und Krebse können auch weit oberhalb dieser Linie vorkommen. An den Felsküsten Kroatiens, die ja aus Kalk bestehen, Neu und alt. Die frische, über der Hochwasserlinie gelegene Bruchfläche des Kalksteins ist glatt und massiv. Das kleine Stück aus dem Sublitoral ist von Bohrorganismen korrodiert (Pelješac, Kroatien). Biokorrosion. An dieser Bruchfläche ist der Bohrschwamm Cliona als feines, gelbes Netzwerk zu sehen. Die dattelförmige Bohrmuschel der Gattung Lithophaga schafft fingerdicke Bohrgänge im Kalkfelsen (Pelješac, Kroatien). Krebs und Schnecke. Die kleine Strandschnecke Littorina steigt weit über die Hochwasserlinie und raspelt Algen ab. Der größere, festsitzende Krebs Chthamalus zählt zu den sogenannten Seepocken und filtriert mit ausstreckbaren Rankenfüßchen Plankton aus anbrandenden Wellen (Pelješac, Kroatien). 3/2018 43
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