Aufrufe
vor 6 Jahren

ocean7 3/2018

  • Text
  • Motoryacht
  • Gascheck
  • Felskueste
  • Days
  • Fahrtensegeln
  • Segeln
  • Wassermacher
  • Motorboot
  • Steingeld
  • Betelnuss
  • Mikronesien
  • Cres
  • Losinj
  • Rab
  • Krk
  • Hausner
  • Schenk
  • Delfine
  • Wasser
  • Kvarner
Dobro došli! Kvarner. Nautische und kulinarische Erfahrungen in der Bucht der 1000 Buchten. Kufner 54. Die kroatische Segelyacht von D&D Yachts bietet Platz wie ein Katamaran – und Segelspaß, wie es nur eine Mono kann. 250 SDX OB. Sea Rays neuer Bowrider: Offener Bug, muskulöser Außenborder, dazwischen clevere Raumlösungen. Die letzten Adria-Delfine. 220 gibt es noch, das Delfinschutzzentrum auf der Insel Molat bittet um Meldung bei Sichtung. Die Welt der Felsküste. Etwa 80

Mikronesien/Yap

Mikronesien/Yap Steingeld und Betelnüsse Steinreich und dennoch nicht vermögend zu sein ist ein neuzeitliches Schicksal für die Menschen von Yap, die Betelnuss aber hat bis heute bei der männlichen Bevölkerung nichts an Wert eingebüßt. Der Stellenwert der Frauen war und ist immer noch nicht sehr hoch. Für etwas Anerkennung tanzen, schreien und schwingen sie den Bambusstock genauso wie vor hundert Jahren auch. Und die Götter? Alle verrückt. Text Wolfgang Hausner Foto: Shutterstock 30 3/2018

Auf Yap liegt das Geld sprichwörtlich auf der Straße: altes Steingeld mit Loch in der Mitte für den Bambusstock. Kaum war das Atoll von Ifalik hinter dem Horizont versunken, meldete der Zeitsender WWV auf Hawaii das tropische Tief W1 östlich von uns. Mikronesien und Taifune gehören zusammen wie Pech und Schwefel, verwunderlich war nur, dass wir bis jetzt verschont geblieben waren. Dieser Sturm war zwar noch 200 Seemeilen entfernt, drohte uns aber aufgrund seiner hohen Marschgeschwindigkeit in Kürze einzuholen. Umzukehren wäre sinnlos gewesen, lfalik bot keinen sicheren Ankerplatz. Hier jedoch, auf dem offenen Meer, konnten wir ausweichen und lebensnotwendigen Seeraum gewinnen. Unter Vollzeug segelten wir nach Süden. Jede Stunde auf diesem Kurs würde unseren Abstand zum Zentrum des Sturms vergrößern, der sich nördlich von uns vorbeischrauben sollte. In der Nacht begann es zu regnen und nach einer kurzen Flaute kam der Wind böig aus dem Süden zurück – wir waren in den Außenbereich des kreisenden Windsystems geraten. Unter gerefftem Groß- und Sturmvorsegeln kämpfte sich Taboo III weiter, und je schriller der Wind durch das Rigg pfiff, desto mehr befürchtete ich, dass ich die Situation vielleicht doch nicht so ganz im Griff hatte, wie ich dachte. In den frühen Morgenstunden erreichte das Barometer seinen Tiefpunkt. Der Wind heulte unverändert stark um uns herum, aber von jetzt an konnte es eigentlich nur noch besser werden. Tatsächlich war der Spuk mittags vorbei, lediglich der hohe Schwell erinnerte noch an die unangenehme Nacht. Kasten und Jeans Im Gegensatz zu den Atollen, die wir bisher besucht hatten, ist Yap vulkanischen Ursprungs. Erst beim Näherkommen erkannten wir, dass die beiden einzelnen Bergspitzen eine Insel bildeten, auf der eine Ansammlung großer Gebäude die Hauptstadt Colonia bildete. In dem winzigen Hafenbecken lag Taboo III praktisch mitten in der Stadt. Vor uns lagen moderne Bauten und Lagerschuppen, während achteraus ein armseliges Pfahldorf an der Wasserkante klebte. Fast jede dieser ineinander verschachtelten Behausungen hatte eine Fernsehantenne auf dem rostigen Wellblechdach verspannt. Auf der Straße liefen Männer in westlicher Kleidung herum und Mädchen in Jeans, was in vielen Teilen Mikronesiens einem Skandal gleichgekommen wäre. Andererseits sahen wir auf dem Hafengelände auch zwei junge Frauen, die nur ihren Lava-Lava trugen, wie wir es schon von Lamotrek und Ifalik gewohnt waren. Sie zerlegten eine ausgediente Palette und schleppten dann das Brennholz in Richtung des Pfahldorfes. Freunde in Ifalik hatten uns schon davon erzählt: Madrich, das Pfahldorf, ist der einzige Platz, der Besuchern, die von den Atollen kommen, als Bleibe zur Verfügung steht. Sie passen einfach nicht in das komplizierte Kastensystem und rangieren daher zuunterst. Sie dürfen zwar durch die Stadt trippeln, nicht aber an Land leben oder die umliegenden Dörfer betreten. Viele Atoll-Bewohner haben hier einen Job gefunden und leben permanent in diesem Blech slum zwischen Hoch- und Niedrigwasser. In Lamotrek hatten uns Leute gebeten, einen Brief bei Verwandten abzugeben. Auf schwankenden Stegen fragten wir uns zu der Familie durch und stießen dabei überraschenderweise auf einen Betelnuss kauenden Peter Ubemal. Auch er durfte trotz seines Regierungspostens aufgrund seiner Atoll- Herkunft nur hier absteigen. Sein geflochtenes Täschchen, in dem er wie jeder andere Mann die Betelnüsse, Kalk und Pfefferblätter mit Nordpazifik Kanif Magachgil 0 sm 25 Ruun’uW Yap Rumung Colonia Wolfgang Hausner ist Weltumsegler, Schriftsteller und ocean7-Autor. Derzeit weilt er mit seiner Taboo III, einem 18-Meter-Katamaran, auf den Philippinen im Südchinesischen Meer. wolfgang-hausner.com 138°10‘ E Maap Gagil-Tomil 9°30’ N 3/2018 31

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy