Yacht selbst gemacht lich so große Raum um mich und ich empfinde Traurigkeit, Einsamkeit und Leere. So habe ich mir das Finale aber nicht vorgestellt, obwohl ich zutiefst zufrieden bin. Vielleicht bin ich auch etwas überdreht, sensibel und überempfindlich anlässlich der vielen Ereignisse in den letzten Tagen. Ich bin unendlich müde, möchte die Augen schließen, möchte abschalten, kann aber nicht. Ich muss noch Werkzeug für Pangäas erste Fahrt einpacken. Ersatzteile warten noch immer auf das Verstauen in das Auto. Habe ich wirklich an alles gedacht, auch nichts vergessen? Schließlich lege ich mich dann doch nieder, um zu ruhen. Schlaf finde ich aber indes leider nicht, zu viele Gedanken kreisen im Kopf herum. Meine Gattin Elfi hat heute auch noch ihre letzten Arbeitsstunden vor unserem Urlaub abzuleisten und kommt am Abend auch nicht gerade ausgeruht nach Hause. Eine Kleinigkeit essen, mehr nicht. Wir haben kaum mehr als zwei Stunden Zeit bis zur geplanten Abfahrt, wollen wir doch frühmorgens in der kleinen Hafenstadt Koper in Slowenien sein, wo dann Pangäa letztlich in das ihr angestammte Element kommen soll. Wieder hinlegen und ich finde letztlich doch noch eine Stunde Schlaf. Elfi schläft leichter ein. Dann das Läuten des Weckers. Wir kommen nur langsam auf Touren und erwachen erst gänzlich, als wir im Auto sitzen, um Pangäa hinterherzufahren, die ganze Nacht durch. Andreas, unser Sohn, ist schon ein Stück voraus. Elfi schläft nun schon einige Zeit neben mir im Wagen. Das monotone Motorengeräusch wirkt beruhigend. Das Licht des Gegenverkehrs blendet mich und ich habe Mühe, meine Augen offenzuhalten und mich auf das Fahren zu konzentrieren. Schließlich gebe ich auf, kann nicht mehr fahren und bleibe stehen. Viel zu gefährlich, denn ich habe bereits Sehstörungen. Fahrerwechsel. Die schmerzenden Augen geschlossen halten tut gut. Eine Stunde, dann fahre ich wieder. Es ist längst hell, als wir die Marina in Koper um etwa acht Uhr morgens erreichen. Andreas ist schon eine Stunde vor uns angekommen und war sicherlich sehr schnell unterwegs. Kranen in Koper Wohlbehalten ruht Pangäa auf dem Riesenfahrzeug. Festgegurtet und in einer fremden Umgebung. Ich gehe eine Inspektionsrunde um das Gefährt. Alles ist unversehrt. Ein Lob dem Transporteur. Nach einer Stunde Wartezeit, die wir ohnehin bitter nötig haben, um uns einigermaßen zu akklimatisieren, kommt Leben in das Geschehen. Die Mannschaft des Travellifts ist angekommen und auch Pangäas Chauffeur ist nach seiner Pause wieder da. Wir lösen die Haltegurte, schlagen die Holzklötze los und versuchen, unsere steigende Nervosität zu überspielen. Der Arbeitsvorgang des Travellifts mag für Unbeteiligte trivial sein, für uns ist es allerdings ein Hochgefühl und nur schwer in Worte zu kleiden. Andreas läuft mit Kamera um den Kran herum, um möglichst viele Momente zu verewigen. Elfi sitzt auf einem Poller, betrachtet die Situation aus siche- Die Pangäa überragte nach 10.200 Arbeitsstunden mit ihrem Bug sogar die Grundstücksgrenze. „Sollte ich nicht jubeln, klatschen, heulen, wie irre herumlaufen und jeden vor Freude umarmen?“ Pangäa Die Realisierung eines Traumes – oder: Wir bauten ein Segelschiff. Buch von Herbert Jurkowitsch (248 Seiten mit Fotos, Zeichnungen, Plänen, Daten, Ausrüstung …), erhältlich als PDF-Datei um € 5,–. Bestellung unter cad-design@tele2.at 28 3/2018
er Entfernung. Was sie wohl denken mag? Ich selbst fühle in diesen entscheidenden Minuten nicht das, was ich in all den Jahren der Bauzeit vermeinte fühlen und empfinden zu müssen. Sollte ich nicht jubeln, klatschen, heulen, wie irre herumlaufen, jeden vor Freude umarmen und an meinem Glück teilhaben lassen? Nichts von dem trifft zu und alles Reale erscheint mir wie in traumwandlerischer, entrückter Vision. Pangäa im Wasser Als der Kiel die Wasserfläche berührt, durchdringt und langsam versinkt, als der Rumpf eintaucht und sich die Krangurte entspannen, ist der Bann gebrochen und ich erwache aus meiner Lethargie. Pangäa schwimmt, ist ein eigenständiges Wesen und nicht mehr ein lebloser Körper. Pangäa bewegt sich, schaukelt und wird nur noch von den losen Kranverbindungen in Position gehalten. Erstmals besteigen wir das schwimmende Schiff und prüfen das Schiffsinnere, die Wellendichtung, Ruderschaftdichtung, Bilge und Seeventile. Alles trocken, aber wir wollen abwarten. Mit dem Kranführer ist abgemacht, eine Stunde lose hängenzubleiben. Sicher ist sicher! Wir können unser Glück kaum fassen, denn das Boot schwimmt gerade und auf der Sollwasserlinie. Als selbst nach abgelaufener Wartestunde von überall die Frohbotschaft „Dichtheit“ gemeldet wird, ist unsere Freude perfekt. Wir verholen Pangäa nach vorne, um wieder Platz im Kranbereich zu machen und genießen die plötzliche Erleichterung in stiller Zufriedenheit. Von nun an folgen vier harte Arbeitstage unter südlicher Sonne, in denen wir die Seereling montieren, die Maste stellen, die Bäume anbringen, Segel anschlagen, Leinen einscheren. Den ganzen Tag über wird gearbeitet, gebohrt, gesägt, geschraubt, gehämmert und verstaut. Manchmal hilft auch ein herzhaftes Fluchen über Unzulänglichkeiten hinweg. Mit Schwinden des letzten Tageslichts wird auch das Werkzeug weggelegt und wir gehen übermüdet in die Stadt um zu essen. Und um Bier zu trinken! Aber immer haben wir das neue, für uns unglaubliche Bild vor Augen: Pangäa im Wasser, Pangäa längsseits an der Hafenmole, Pangäa vor mediterraner Silhouette und nicht mehr im Garten mit Blick auf Blumenbeet, Birke und Vogelhäuschen, Nachbars Garage und dahinter aufgereihten, standhaften Gartenzwergen. Pangäa vor mediterraner Silhouette und nicht mehr im österreichischen Garten mit Blick auf Blumenbeet, Birke und Nachbars Garage. Leinen los los und und ab ab aufs Wasser! AUT18089 / 0418 AUT18089 / 0418 Wien Wien · Tel. · Tel. +43 +43 1 710 1 710 92 92 22 22 · · pantaenius.at
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