OCEAN7People mit etwas Öl einsprühte. Ich sprach mit Christine und Josef: Es war eindeutig, dass Renate für das Fiasko verantwortlich war. Die beiden Südtiroler tranken in normalem Maß und dasselbe galt für Frank, der einen netten Eindruck machte, aber sehr unter dem Einfluss seiner herben Frau stand. Renate hatte überhaupt keinen Kommentar zu dem Vorfall. Ich wartete den ganzen Tag auf irgendeine Reaktion, aber sie tat, als ob nichts passiert wäre. Am nächsten Morgen beim Frühstück legte ich dann los: „Irgendjemand von euch hat vorletzte Nacht im Suff die Toilettenpumpe laufen gelassen, was Schaden und obendrein eine Menge Arbeit verursacht hat“, und fixierte dabei die ganze Zeit Renate. „Und das kostet euch 500 Euro, die ich jetzt haben möchte.“ Zwei Minuten später lag das Geld auf dem Tisch, von dem ich Josef und Christine die Hälfte später wieder zurückgab. Das hatten wir vorher vereinbart, denn hätte ich nur Renate zur Verantwortung gezogen, hätte sie sicherlich alles geleugnet. Ein paar Tage später segelten wir über das sonnige Meer südlich von Bohol und trauten unseren Augen nicht: Vor uns schwamm ein kleines, etwas windschiefes Haus, komplett mit dem üblichen Nippa-Dach. Der Taifun Haiyan musste es auf das Meer hinausgespült haben und jetzt trieb die schwimm - fähige Bambuskonstruktion herrenlos über das Wasser. Irgendwann wird es sicherlich an einem Ufer landen und vielleicht wieder dem ursprünglichen Zweck zugeführt werden. 1 Ganz normale Gäste. Robert und Ernie Hausner aus der Steiermark hießen zwar so wie ich, aber wir waren nicht verwandt, außer über irgendwelche nicht nachvollziehbare Ecken. Robert brachte unter anderem den acht Kilogramm schweren Wärmetauscher mit, wofür ich ihm wirklich dankbar war. Schicken aus England hätte ewig lang gedauert und dann hätte ich mich noch mit dem hiesigen Zoll herumärgern müssen. Mit dabei auf dem Törn war meine Tochter Vaitea, die schon einige Wochen an Bord war. Die beiden anderen Gäste Anita und Andre aus Deutschland hatte ich gebeten, Glühkerzen und eine Reibahle zu besorgen. Letztlich hatte der alte Mercedes-Motor, der noch vorgeglüht werden musste, Hustenanfälle beim Starten. Das zusammen mit der maroden Kühlung begann mich langsam zu nerven. Es war, als ob mein Antrieb nach 36 Jahren das Handtuch schmeißen wollte. Den neuen Wärmetauscher zu installieren war zu aufwendig, das wollte ich später machen, aber das Startproblem mit den Glühkerzen bereinigten Robert und ich. Anita und Andre waren schon länger ein Paar, jetzt wollte Andre seinen Heiratsantrag auf dieser Fahrt machen, allerdings auf einem Super-Platz. Zuerst schlug ich Daquio vor, einer winzigen Insel wie aus dem Bilderbuch, nur regnete es dort gerade. „Ist das jetzt der schönste Platz, wo wir hinkommen, Wolfgang?“, fragte mich Andre. „Ja, aber es kann sein, dass Calangaman noch schöner ist, dort werden wir ein ein paar Tagen sein“, antwortete ich. Als wir in Calangaman ankerten, regnete es auch da und damit wurde der Kniefall bis auf weiteres auf Eis gelegt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, es klappte dann doch, wie wir später erfuhren. Zwar nicht auf einer Insel wie geplant, sondern im Wasser des Infinity-Pools auf dem Dach des feudalen Marina Bay Sands Hotel in Singapur. Willi, der Unermüdliche. Ein Jahr später waren wir unterwegs nach Dinigat, einer Insel am östlichen Ende von Mindanao. Auf dieser Fahrt segelten wir südlich von Leyte an Binit Point vorbei. Und gerade dort platzte das Groß wieder – nicht nur an einer Naht, die ich schon vorher geklebt hatte, sondern gleich großflächiger. Fallwinde von den Bergen hatten den Nordost-Monsun kurzweilig verstärkt und dem altersschwachen Segel den Gnadenstoß versetzt. Es war meine Schuld: Hätte ich mich von den steilen Klippen einige Meilen ferngehalten, wäre es nicht passiert. Aber ich wollte keine Höhe verschenken, aus Erfahrung wusste ich, dass uns die starke Strömung in der Surigao-Straße um 30 bis 40° nach dem Süden versetzen würde. Egal wie – das Segel musste sofort runter, ehe es sich noch mehr auflöste, und unter Fock und Klüver segelten wir weiter. Willi suchte immer etwas, das er reparieren oder verbessern könnte 32 OCEAN7 06/2016 | November/Dezember 2016
Wolfgang Hausners Gäste 2 3 4 5 Mit an Bord waren Manuela und Willi aus Wien, die bereits zum fünften Mal zu Besuch waren. Willi meinte: „Das ist kein Problem, das reparieren wir am nächsten Ankerplatz.“ Diesen fanden wir in einer malerischen Bucht auf der Insel Unib. Über dem weißen Strand wiegten sich die Palmen, senkrechte Klippen stiegen dahinter in die Höhe, von wo auch Fisch adler ihre Rundflüge starteten. Willi übernahm die Reparatur, er war Tapeziermeister an der Wiener Volksoper gewesen und ich konnte ihm da wenig reinreden, nur mithelfen. Die wieder aufgegangene Naht und die anderen Risse mussten genäht werden, kleben ging nicht mehr, da der Härter hart wie Stein war. Bald war Willi im Segel begraben, während ich außen stand und wir abwechselnd die Nadel durch die alten Löcher der Naht stießen. Das dauerte natürlich Stunden, Willi schwitzte sich zu Tode, während ich es draußen luftiger hatte. Manuela sagte mir, wenn Willi einmal eine Arbeit angefangen hat, gibt es keine Pause, bis er fertig ist. Außerdem sucht er sich immer etwas, das er reparieren oder verbessern könnte. Bei einem vorherigen Besuch spleißte er das 8-kardelige Ankerseil in die 10 mm-Edelstahlkette, diese Kombination lief dann nahtlos über die Kettennuss des elektrischen Ankerspills und erleichterte das Anker-auf-Manöver. Ein anderes Mal mussten wir den Motor des Ankerspills ausbauen und da war es auch Willi, der eingeklemmt in dem engen Kettenkasten mit dem schweren Teil kämpfte. Als ich das später einmal selbst tun musste, schätzte ich Willis Bemühungen umso mehr. Von dem ausgerissenen Auge der Genua möchte ich gar nicht reden, das war eine Kleinigkeit für ihn, er hatte ja immer seine Nadeln und anderes Werkzeug mit. Mit anderen Worten: Gäste wie Willi kann man sich nur wünschen! 1 Auf Kollisionskurs mit einem windschiefen Haus auf See südlich von Bohol. 2 Vaitea und Loida verstanden sich auf Anhieb an Bord der Taboo III. 3 Loida und die guten Gäste Andre, Wolfgang, Anita, vorne Ernie und Robert. 4 Gäste an Bord, Gäste im Wasser: Auch Delfine besuchen uns gerne. 5 Willi, vormals Tapezierer an der Wiener Volksoper, beim Segelnähen. © Yachtfilm.com Yachtcharter- Weltweit Yachtverkauf Chartermanagement Ausbildung www.aichfeld-yachting.at www.salona-yachts.eu
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