Ocean7
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OCEAN7 2016-06

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Slow Travel in Irland: Mit dem Hausboot auf dem Shannon durch die mystischen Midlands. The good and the bad: Weltumsegler Wolfgang Hausner über gute Gäste – schlechte Gäste an Bord. Bitte melden: Die besten Kontakte und (Daten-)Verbindungen für die Kommunikation auf Langfahrt.

OCEAN7People Gäste, the good & the bad Text und Fotos: Wolfgang Hausner Meinen 18-Meter-Kat Taboo III habe ich vor mehr als 37 Jahren auf den Philippinen entworfen und dann dort auch gebaut. Ein Kriterium für die Größe war der Wunsch, zahlende Gäste unterzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, in einem netten Revier auszuspannen, die Seele baumeln zu lassen und zur selben Zeit natürlich die Bordkasse aufzu füllen. Das im Gegensatz zu langen Törns über größere Strecken, denn es ist nicht jedermanns Sache, für ein oder zwei Wochen über das Meer zu schaukeln und nur Wasser zu sehen. Aber Eiland-Hopping in einer netten Gegend mit Schnorcheln und Landausflügen ist etwas anderes. Über die Jahrzehnte hatte ich dann viele Gäste, von denen einige einen bleibenden Eindruck hinterließen. Nicht alle sind erwähnenswert, also beschränke ich mich aus Platz gründen auf fünf Begegnungen, die amüsant, negativ, normal und positiv waren. Gleich - zeitig möchte ich betonen, dass es sich bei den schlechten Erfahrungen um echte Ausnahmen handelt. Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass weniger als ein Prozent zu den unangenehmen Zeitgenossen zählt, die ich nicht mehr an Bord haben möchte. Der Rest sind durchwegs nette Leute und einige davon zählen jetzt zu meinem Freundeskreis. 28 OCEAN7 06/2016 | November/Dezember 2016

Wolfgang Hausners Gäste Ester, das technische Genie. Wir waren mit einem Ehepaar und drei Kindern unterwegs. Alles lief seine gewohnte Bahn, bis die Mutter eine leichte Magenverstimmung bekam und ab diesem Zeitpunkt nur noch abgekochtes Wasser trinken wollte. Was mich natürlich irritierte, weil Ester mir das Gefühl gab, das Wasser an Bord wäre schuld an ihrer Misere. Sie war übrigens die einzige, die ein Problem hatte. Egal wie, sie bekam regelmäßig ihr abgekochtes Wasser, bis sie eines Tages die Idee hatte, das selbst zu tun. Mit einem Gasherd überhaupt kein Problem, aber zu dem Zeitpunkt verwendete ich noch einen Primus-Kocher, der mit Petroleum betrieben wird. Nur müssen die Brenner mit Spiritus vorgeheizt werden, damit das unter Druck stehende Petroleum vergast und so eine normale Flamme bildet. Eines Morgens, relativ zeitig, hörten wir jemanden undeutlich rufen, kurz darauf kam die 13-jährige Tochter den Niedergang runter – und schoss sofort wieder hinaus. Rodelyn und ich waren miteinander verstrickt und der Anblick dieser intimen Beschäftigung war einfach zu viel für sie. Draußen rief sie „Feuer, Feuer“. Ich zog mir eine Hose an und sprang ihr nach. Aus dem anderem Kajütniedergang quoll schwarzer Rauch – zum Teufel, was war da los? Ich stürzte runter und sah, dass der Kocher praktisch in Brand stand. Was war passiert? Ester hatte in ihrer Blödheit einfach den Herd aufgedreht ohne vorher den Brenner vorzuheizen, obwohl sie mir schon einige Male dabei zugesehen hatte. Das Petroleum stand unter Druck und brannte sofort mit einer ekligen Rauchentwicklung, die die Umgebung schwarz einfärbte. Ich drehte den Hahn ab und schüttete Wasser auf den Kocher, was die Flammen sofort zum Erlöschen brachten – nicht aber meinen aufgestauten Ärger. Karl, der Angsthase. Im November war ich in Boracay und erwartete meinen nächsten Gast. Karl war ein Beamter, der laut eigener Erzählung ein einfaches Thai-Mädchen direkt vom Reisfeld weg geheiratet hatte. Einfach war sie vielleicht, aber nicht dumm: Bald sprach seine Frau deutsch, brachte Karl dazu, die Abendschule zu besuchen, um sich beruflich zu verbessern und so mehr Geld zu verdienen. Karl hatte Probleme, sich auf einen Ankunftstag bei mir festzulegen, da er einige Internet-Bekanntschaften vor seiner Abreise geknüpft hatte. Diese Damen mussten alle besucht und wenn möglich ausprobiert werden. Der einwöchige Törn auf Taboo III war sicherlich ein Vorwand für diese Reise nach Südost-Asien. Aber schlussendlich war er da und wir segelten noch am selben Tag ab. Weiter nördlich schraubte sich ein tropischer Wirbelsturm durch die Gegend, aber das verschwieg ich Karl. Mit seinem gleitenden Ankunftstermin hatte er mich genug genervt und jetzt war mein Motto: Mitgehangen ist mitgefangen. Außerdem hatte der Südwestwind den Ankerplatz ungemütlich gemacht, also mussten wir sowieso weg. Wir ankerten bald hinter der Insel Cabahan auf Tablas, verlegten uns aber später weiter in die Bucht hinein, um mehr Schutz vor dem auffrischenden Wind zu finden. Seit meinen letzten Erfahrungen mit Taifunen nehme ich ein Angebot von www.typhoon2000.com in Anspruch: Alle sechs Stunden bekommt man eine SMS aufs Handy, die totale Information liefert. Und das war auch jetzt der Fall: Supertaifun Reming befand sich momentan auf 13.5 N und 124.9 E, ent - wickelte über 250 km/h, schob 41 Fuß hohe Wellen vor sich her und bewegte sich mit 17 km/h nach dem Westen. Die km/h finde ich irritierend, ist aber verständlicher für die lokale Bevölkerung, die mit Knoten und Seemeilen wenig anfangen kann. November/Dezember 2016 | OCEAN7 06/2016 29

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