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OCEAN7 2016-06

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Slow Travel in Irland: Mit dem Hausboot auf dem Shannon durch die mystischen Midlands. The good and the bad: Weltumsegler Wolfgang Hausner über gute Gäste – schlechte Gäste an Bord. Bitte melden: Die besten Kontakte und (Daten-)Verbindungen für die Kommunikation auf Langfahrt.

PeopleNews „Alles kann

PeopleNews „Alles kann man kaufen, nur das Leben nicht.“ Emmy Motschiunig, drei Wochen nach ihrer Rettung Text: Kirsten Panzer „Es ist einfach unglaublich, was man alles leisten kann, wenn es darum geht, zu überleben!“, Emmy Motschiunigs Augen strahlen, dass es eine wahre Freude ist – und zaubern auch ihrem Ehemann Walter ein Lächeln ins Gesicht. Und Emmy weiß, wovon sie spricht, denn sie hat überlebt. Das „Wie“ ist ihr allerdings bis heute ein Rätsel. Denn nie hätte sie gedacht, jemals zu einem solchen Kraftakt und zu einer solchen Aus - dauer fähig zu sein, ohne die sie heute nicht daheim sitzen und lachend das laute Schnorcheln der Kaffeemaschine kommentieren könnte. Gut sieht sie aus und unheimlich frisch, so als hätte sie gerade einen erholsamen Urlaub hinter sich und nicht vor kurzem erst Schiffbruch erlitten. Mitten in der Nacht. Mitten im südchinesischen Meer. Fest geschlafen hat sie, als es geschah und ein enormer Krach sie hochschrecken ließ. Walter war im Cockpit, sie unter Deck. Was war passiert? „Ein unbeleuchteter Frachter hat uns gerammt, genau in die Seite. Er fuhr ohne AIS und sein Radar kann auch nicht besetzt gewesen sein. Mit allen Schiffen um uns herum waren wir in Kontakt. Sie haben uns gesehen und uns gesagt, wie wir sie am besten passieren sollten. Nur der Riesenfrachter, der kam aus dem Nichts, wie ein Zombie.“ Emmy kann es heute noch nicht begreifen, wie so ein Schiff auf See unterwegs sein kann und vermutet, dass es sich um einen ausrangierten Frachter auf dem Weg zum Abwracken nach Bangladesch gehandelt haben muss. Dann ging alles ganz schnell. Der Frachter fuhr mit voller Fahrt weiter, der Mast der Calamares, eine C-Yacht 1100, hatte sich im Buganker verfangen, die obere Saling hing fest. Dann wurde die Yacht an der Bordwand mitgeschleift, an der Seite ein großes Loch. „Man muss sich einmal vorstellen, wie riesig das Schiff gewesen sein muss. Unser Emmy und Walter… ... nach ihrer Rettung. Die Calamares, eine C-Yacht 1100, sank binnen vier Minuten nach der Kollision mit einem „Zombie“-Frachter – Emmy und Walter Motschiunig überlebten nur knapp. 26 OCEAN7 06/2016 | November/Dezember 2016

Mast war immerhin 17 Meter hoch.“ Wassereintritt. Die Segelyacht sank innerhalb von drei, vier Minuten. „Dass das so schnell gehen würde, damit hätte ich nie gerechnet. Unsere Calamares ist einfach kopfüber abgetaucht, das hätte ich nicht für möglich gehalten“, erinnert sich Emmy an ihre bislang schrecklichste Nacht. Ihre Fröhlichkeit weicht kurz der Ungläubigkeit. Was sie noch immer verwundert ist aber, dass sie während des Unglücks kaum fähig gewesen sei zu denken. Mayday konnte sie noch funken, „doch ich habe in der Panik vergessen, die DSC-Taste zu drücken“. Erschreckend sei gewesen, wie sehr ein Kopf weh tun könne, wenn man nicht mehr denken kann. Eine Erfahrung, die sie nicht so leicht vergessen werde. Zieht euch nicht aus, sondern an! Die erfahrene Skipperin, die seit sieben Jahren immer sieben Monate am Stück mit ihrem Mann um die Welt segelt und dabei über 35.000 Seemeilen zurückgelegt hat, war hilflos, Walter übernahm ihr Kommando. „Ich lief immer nur hin und her und rief: ‚Ich hab’ nix an, ich hab’ nix an‘, ich kam ja gerade aus der Koje.“ Ist es das, woran man als Frau zuerst denkt, wenn man anfängt zu realisieren, dass da gerade ein unvorstellbares Unglück passiert? Nicht unbedingt, aber Emmy hat es getan, und das war wieder so ein intuitiv richtiger Gedanke, wie sie ihn oft während ihres Seglerlebens hatte. Wenn sie entschied, es wird ein Reff eingelegt, dann war es richtig, genauso ein Segel- oder Kurswechsel. In Momenten, in denen ihr Mann Walter noch lange nicht gehandelt hätte, entschied sie genau das Richtige. „Oft hat sich Walter nachher bei mir bedankt und gesehen, dass meine Entscheidung genau im richtigen Moment gefallen ist.“ Ob es nun Intuition war, weibliche Umsicht oder einfach nur seglerisches Wissen: Darum ging es ihr damals nicht und geht es ihr auch heute nicht. Aber zum Bademantel hat sie wieder einmal zum genau richtigen Zeitpunkt gegriffen. „Den habe ich ganz eng um mich geschlungen, wenn ich anfing zu frieren, wir sind ja über neun Stunden im Wasser geschwommen, und er hat mich vor der Sonne geschützt und… vielleicht ist es ja auch nur Einbildung: Er hat mir Auftrieb gegeben, wenn er so um mich herum im Wasser aufschwamm.“ Vielleicht war es einfach das Gefühl, eine kleine eigene Insel um sich zu haben, während sie versuchten, eine immer kleiner werdende Insel zu erreichen. „Und das ist wirklich etwas, was ich jedem Skipper in einer solchen Not - situation mit auf den Weg geben möchte: Zieht euch nicht aus, sondern an! Zumindest etwas Leichtes. Dickes Ölzeug wird sicherlich zu schwer mit der Zeit, aber etwas Dünnes sollte man auf alle Fälle tragen.“ Doch bis sie um ihr Leben schwimmen konnte, musste sie es erst einmal schaffen, aufzutauchen, denn die Calamares sank schnell und verschwand kopfüber in die Tiefe. Für Emmy der schrecklichste Augenblick während der ganzen Katastrophe: „Man versucht, nach oben zu schwimmen und weiß nicht, ob man es schaffen wird. Das war einfach furchtbar und für mich und mit Abstand das Allerschlimmste!“ Aber scheinbar war es noch nicht Zeit zu gehen. Ein Satz, den sie immer wieder betont! Denn obwohl den Eheleuten wohl das Schlimmste passiert ist, was einem Segler geschehen kann, hatten sie doch viel Glück – das Wasser war 29 Grad warm, die Gefahr auszukühlen bestand in den ersten Stunden nicht. Den Hai, der sie zwischendurch umkreiste, hat Emmy nicht gesehen: „Mein Mann hat mich auf einmal angeschoben und ich hab’ noch gesagt, dass er es sein lassen soll, ich seine Hilfe nicht brauche.“ Erst später erzählte er ihr, dass er sie beide optisch vor dem Hai größer machen wollte, was unter Tauchern als gute Möglichkeit gilt, Haie zu vertreiben. Die See blieb ruhig, eine Dünung baute sich erst kurz vor ihrer Rettung auf und auch die war unglaublich: Mitten im knapp 30 Meter tiefen Meer eine Sandbank und auf dieser ein wegen eines Motorschadens ankerndes, kleines Fischerboot. „Da muss doch irgendjemand seine Hand im Spiel gehabt haben!“, schwört Emmy und ist einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein. LAND IST NICHT GENUG TEL. +49 (0)9333 90 440-0 WWW.MASTER-YACHTING.DE

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