man heute die Straße von Messina nennt. OCEAN7Revier Odysseus entschied sich für diesen Kurs: Als er die Spitze Siziliens erreicht mit seinem markanten Strommast und den im Viertelstundentakt kreuzenden Fähren, beginnt es bereits zu dunkeln, backbords die Lichter des Fischerdorfes Scilla, wo in senkrechtem Fels die sechsköpfige Skylla haust und von oben nach Thunfischen fischt und nach Seeleuten. Steuerbords die Strudel der Charybdis, die sein Schiff zu verschlingen drohen. Dort lauert Charybdis, die wasserstrudelnde Göttin, dreimal gurgelt sie täglich es aus und schlurfet es dreimal schrecklich hinein, weh dir, wofern du der Schlurfenden nahest, selbst Poseidon könnte dich nicht dem Verderben entreißen, drum steure du dicht an Skyllas Felsen und rudre schnell mit dem Schiffe davon. Odysseus hält sich Backbord und verliert sechs Seeleute. Seufzend ruderten wir hinein in die schreckliche Enge, denn hier drohte Skylla, und dort die wilde Charybdis, hochauf spritzte der Schaum und bedeckte die beiden Gipfel der Felsen, ringsum donnerte furchtbar der Fels und unten blickten des Grundes schwarze Kiesel hervor, bleiches Entsetzen ergriff uns. Auf dem Weg also von Circes Halbinsel werden wir den Stromboli passieren, dessen Lava rauchend den Nordhang sich hinunterwälzt und aufdampfend ins Meer stürzt, wie schon zur Zeit, als Odysseus ihn steuerbords ließ; wir werden die Sireneninseln kreuzen, Skylla und Charybdis durchschiffen, das Jonische Meer durchsegeln, mit Ithaka an Steuerbord das adriatische Meer erreichen, dann über Ragusa, das man jetzt Dubrovnik nennt, über Split, Pola und Triest. Venedigs neue Marina Sant’Elena anlaufen. Und Odysseus funkt, diesmal stecke er in der Höhle der Zyklopin fest, die sieht sich als seine Gefangenenwärterin, unter ihrer Aufsicht muss er schreiben, bis der Schnee dem Frühjahr weicht und dann ein Manuskript abliefern, das ihr gefällt. Jetzt ist der Gute O. wirklich in Schwierigkeiten, wohl die Strafe für den Lendenbraten vom Heliosrind, genossen gemeinsam mit Circe in Rom. Doch dem ideenreichen Odysseus ist alles recht, den Winter über schreibt er diesmal, macht aus dem Logbuch einen Roman und erweicht so der Zyklopin Herz. 1 2 Seglertweet: Venedig auf eigenem Ki einem alten Palast von der Vorderfr den Hintereingängen des Flughafens mediterrane Rezepte konzentriert. Morgens meutert die Crew: Ich hätte mehr Bücher an Bord als Bier. Einigen uns auf den Kompromiss: je Buch ein Bier. 3. Tag, Poreč–Venedig: Ausklarieren bei Zoll und Hafenkapitän, wozu bürokratisch verlangt wird, das Boot, das keine 20 Meter vom Zollsteg entfernt liegt, extra an diesen zu verlegen, dann Kurs 283, am frühen Abend erreichen wir die Lagune. Wäre auch in zwei Tagen erreichbar gewesen, mit einer Nachtfahrt: Spätnachmittags ausklarieren, dann Kurs direkt nach Venedig, nichts ist dabei im Weg, keine Klippen, keine Inseln, gelegentlich Schiffe. Vorher also die Lichterführung der Schifffahrt zu memorieren empfiehlt sich. Radar-Overlay über dem Kartenplotter gibt Sicherheit. Aber Nachtfahrten sind nicht wirklich angenehm, wenn in den frühen Morgenstunden die Kälte ins Ölzeug kriecht … Melden uns per Funk an, Kanal 77, passieren den Leuchtturm am Porto di Lido, halten uns von der Einfahrt zur Lagune backbords Richtung San Marco; Bojen, Dalben und Damas bezeichnen deutlich den Weg, an der Festung Sant’Andrea vorbei, der ziegelrote Kirchturm der Chiesa S. Elena, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, ist markanter Ansteuerungspunkt. Legen also in Sant’Elena an, bestens empfangen von der charmanten Signora Adelaide, der Managerin. Mitsegler waren Toni Kossina, UYCT, und Manfred Habermann, Wien. Was mir übrigens in Häfen immer wieder auffällt: Die berühmte „Chicagoer Schule der teil - nehmenden Soziologie“ muss entstanden sein, weil einer der Professoren dort Segler war und das höchste Vergnügen aller Segler kannte, nämlich die teilnehmende Beobachtung der mehr oder weniger geschickten Anlegemanöver anderer Segler im Hafen, auch genannt „Hafenkino“ – vom eigenen Decksstuhl aus betrachtet und am besten mit einem Longdrink in der Hand. Marina Sant’Elena/Venedig. Nachdem ich schon im Vorjahr anlässlich der Eröffnung der Kunstbiennale die neue Marina Sant’Elena genutzt habe, entschloss ich mich, mein Boot hierher zu verlegen. Was hier gleich auffällt: großzügige Steganlangen mit hinreichend Manövrierplatz dazwischen, mehr als man gewohnt ist, sowohl mit den in Italien üblichen Pfählen ausgestattet als auch teilweise mit Moorings. Die Marina ist für 160 Boote bis zu einer Länge von 60 Metern angelegt, bei einer Tiefe von 4,5 bis 6 m. Noch sind genügend Plätze frei, würde bald aber Reservierungen empfehlen. Erstes Plus: Ein wirklich funktionierendes Wi-Fi, anders als die Alibi-Installationen in anderen Marinas. Überzeugender Vorzug von Sant’Elena für mich ist aber: Man kann von dort bequem Foto: Photoman29/Shutterstock (1) 22 OCEAN7 06/2016 | November/Dezember 2016
Palazzo Vendramin Calergi San Michele Italien/Venedig Le Vignole Palazzo Venier dei leoni Giudecca Markusplatz Biennale Biennale Giardini La Certosa Marina Sant’Elena Flughafen Venezia-Lido el anzulaufen heißt, sich ont zu nähern, statt von und der Bahnhöfe. 3 4 Santa Maria Elisabetta zu Fuß, ohne auf Vaporetti angewiesen zu sein, in wenigen Minuten zu den Giardini mit den Ausstellungspavillons spazieren oder in 30 Minuten über die menschenreiche Riva degli Schiavoni zum Markusplatz. Im Süden sieht man gegenüber die Kuppel von Santa Maria Elisabetta auf dem Lido – für einen Badenachmittag nur eine Vaporettostation entfernt –, nach Norden kann man bis zu den österreichischen Bergen sehen – im Frühjahr noch schneebedeckt, während in Venedig schon Frühling herrscht. Und morgens werde ich geweckt von einer Art venezianischer Symphonie, gebildet aus dem Klang der Glocken der alten Kirche Sant’Elena, dem Zapfenstreich der Kadettenschule nebenan und Möwenschreien. Man könnte ein Stück konkreter Musik schreiben: für Kirchenglocken und Fanfaren, Schiffshörner und Möwenschreie. Dasselbe Unternehmen, die Cantiere Celli Srl betreibt übrigens auch die ebenfalls in der Lagune gelegene Marina Fiorita: von der Einfahrt steuerbords gelegen den Canale Treporti etwa zwei Meilen entlang, eine angenehm ruhige Marina mit dem melancholischen Charme eines Lagunen-Steppensees, umgeben von flachen Inseln mit Schilf und einsamen Fischern. Diese Marina wäre sogar mit dem Wagen vom Festland aus zu erreichen, mit Parkplatz direkt neben der Anlage. Die perfekt platzierte Marina Sant’Elena aber, gelegen inmitten von Venedig, umgeben von Geschichte und Modernität zugleich, 1 Der Leuchtturm Porer wurde 1833 auf der gleichnamigen Insel errichtet 2 Der Leuchtturm am Porto di Lido weist den Weg nach Venedig 3 Marina Sant’Elena/Venedig: noch sind genügend Liegeplätze frei, 4 doch bei dieser Top-Lage inmitten der Lagunenstadt wohl nicht mehr lange wird jedenfalls mein Hauptquartier sein für die nächsten Jahre und für meine Art des Segelns. Und wird wohl auch ein interessanter Platz werden für Segler aus aller Welt. Die Biennale di Venezia. Die Kunstbiennale ist immer ein guter Grund, Venedig zu besuchen. Es gibt sie seit mehr als 120 Jahren und ich frequentiere sie seit vier Jahrzehnten; die letzten Male bin ich Venedig dazu bereits mit der Katawa angelaufen – immer gespannt auf die jeweils etwa 5.000 Werke, ausgestellt von etwa 130 Staaten und von an die 500 Künstlern. Darunter befindet sich immer mindestens ein halbes Dutzend, die mich bewegen und mir im Gedächtnis bleiben. Seit 1980 gibt es in den Jahren dazwischen die Biennale di Architettura, die ich Charter 2017 Jetzt anfordern ! sail@yachtcharter-mueller.at entlang der gesamten Adria ! ... zu Frühbucherpreisen Der Katalog 2017 ist da ... haben Sie unser neues Programm schon erhalten Tipp 2017 - PALMA Die Balearen: IBIZA, MALLORCA, MENORCA Telefon: 0732 / 65 10 05 Fax: + 0 www.yachtcharter-mueller.at
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