OCEAN7Service 1 Grundlage für den Wohlstand zer der nahe gelegenen Perlfarm zu einem Rundgang durch seinen Betrieb ein. Eric ist ein Neffe Robert Wans und arbeitete zehn Jahre auf dessen Privatatoll Marutea, doch vor ein paar Jahren hat er sich selbständig gemacht. Er wohnt mit seiner Frau, deren Familie praktischerweise das Motu gehört, in einem kleinen Haus gleich neben der Perlfarm. „Hier bin ich mein eigener Boss“, lacht der sympathische chinesisch-stämmige Polynesier und führt uns stolz über einen schmalen Steg zu dem direkt aufs Riff gebaute Arbeitsgebäude. Er erklärt, dass er derzeit etwa 80.000 Perlen im Jahr produziert. Sein Ziel, eine Jahresproduktion von 100.000, hat er bald erreicht, dann will er nicht mehr weiter expandieren, denn sonst steigen auch die Lohnkosten, die Gebühren für die Lizenz der Lagunennutzung und der Arbeitsaufwand nimmt Überhand. Die kleine Farm reicht auch so für ein Haus auf den Gambier, ein weiteres in Tahiti und die Ausbildung der Söhne, die beide im Ausland studieren. Zu Beginn unserer Führung bringt uns Eric mit seinem Boot hinaus zu dem Bojenfeld im tiefen Wasser der Lagune vor dem Motu. Eric kauft die jungen Austern von spezialisierten „Sammlern“ auf (diese legen feinmaschiges Plastiksubstrat in der Lagune aus, auf dem sich die Larven ansetzen), 2 die jungen Muscheln bekommen ein kleines Loch in den Mantel gebohrt, werden mit einer Angelschnur in hängende Körbe gefädelt und während der weiteren Wachstumsphasen ständig kontrolliert, sortiert und gepflegt. Ein Plastikschirm soll die leicht verletzlichen Jungtiere vor Fressfeinden, wie z. B. Rochen, schützen. Die Muscheln hängen zwischen den Bojen in etwa drei Metern Tiefe. Andere Perlfarmen liegen tiefer und brauchen die Dienste von Tauchern, die die Muscheln einmal pro Monat an die Oberfläche bringen, um sie dann in den Perlfarmgebäuden zu reinigen. Bei Erics Methode kann dies direkt vor Ort geschehen. Zwei Arbeiter ziehen die Leinen auf ihr Boot hinauf und befreien die Muscheln mit einem Hochdruckreiniger von Fremdorganismen, Algen und Parasiten, die ihr Wachstum beeinträchtigen könnten. Zurück bei der Perlfarm können wir bei der Ernte der Perlen zusehen. Die jungen Muscheln wurden im Alter von 1 bis 3 46 OCEAN7 05/2016 | September/Oktober 2016
Umwelt Das sensible Ökosystem der Inseln und Gewässer Französisch-Polynesiens leidet wie leider praktisch der ganze Planet immer stärker unter dem Einfluss der Zivilisation. Der Ausbau der Industrie führt zu zunehmender Umweltverschmutzung, Überfischung bedroht die schwindenden Fischbestände, die in der Landwirtschaft viel zu großzügig verwendeten Pestizide und Herbizide belasten die Gewässer. Perlfarmen im kleinen Stil können hingegen einen positiven Einfluss auf die Meeresökologie haben, denn Perlmuscheln gedeihen nur in klarem, nährstoffreichem Wasser an gesunden Korallenriffen. Anleitungen und Ratgeber für angehende Perlfarmer wecken deshalb das Umweltbewusstsein der einheimischen Bevölkerung und sind voller Tipps und Tricks, wie man die Korallenriffe schützen kann, indem man die Farm selbst anstatt auf Korallen auf felsige Teile des Riffs stellt, die Arbeitsboote an Muringbojen festmacht, anstatt zu ankern und die Lagune müllfrei und sauber hält. „Ein gesundes Riff ist die Voraussetzung für eine gesunde Perlfarm“ lautet der Slogan, der Umweltschutz quasi als unbeabsichtigten Nebeneffekt mit sich bringt. Ein weiterer positiver Effekt der Perlfarmen ist, dass sich in der Umgebung von Perlfarmen auch die natürlichen Populationen der Perlmuscheln wieder erholen, die durch den Raubbau während des Perlboom des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts beinahe ausgerottet wurden. Wenn Zuchtperlen jedoch in riesigen Massen auf kleinen Atollen produziert werden, ist die Unbedenklichkeit für die Umwelt natürlich fraglich. Speziell Lagunen mit wenig Wasseraustausch werden durch die Abwässer und Abfälle der aus dem Boden gestampften Arbeiterunterkünfte, dem auf der Perlfarm anfallenden Plastikmüll und durch die Sedimente, die durch das allmonatliche Reinigen der Muscheln ins Wasser gespült werden, stark belastet. Sobald das Ökosystem einer Lagune kippt, ist es mit den Perlen allerdings auch vorbei. 3 Südseeperlen Jahren „veredelt“. Für das komplizierte „Grafting“ werden Spezialisten eingeflogen, die eine Kugel aus Mississippi-Süßwassermuschelschalen und ein winziges Stück perlmuttbildendes Mantelgewebe einer hochqualitativen Spendermuschel in den Körper der jungen Empfängermuschel einsetzen. Das Perlmutt der Schwarzlippigen Perlmuscheln hat von der Mitte zum Rand hin einen typischen Verlauf von weiß bis beinahe schwarz. Somit kann der Experte durch die Auswahl der Stelle, von der das Spender-Gewebeteil entnommen wird, die Farbschattierung der zukünftigen Perlen festlegen. Die Operation muss schnell gehen und die Muscheln müssen innerhalb weniger Stunden zurück ins Wasser, damit die Ausfälle möglichst gering bleiben, doch auch so überlebt ein Teil der Tiere diese Prozedur nicht. 1 Erics Perlfarm 2 Farmequipment 3 Regelmäßiges Reinigen der Perlmuscheln im Bojenfeld
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