OCEAN7Service Palmen ragen in den makellos blauen Himmel und wiegen ihre Kronen in einer leichten Brise. Üppige Korallengärten säumen die Uferlinie. Sonnenschirme und Liegen laden zum Verweilen an diesem tropischen Traumstrand ein. Die Idylle scheint perfekt zu sein und doch stimmt etwas nicht. Die Farbe der Korallen ist viel zu hell, nahezu weiß. Sie sind noch nicht tot, aber es geht ihnen nicht gut. Korallenbleiche wird dieses Phänomen genannt und ein Hauptauslöser ist zu warmes Wasser. Das Wetterphänomen El Niño ist am lokalen Anstieg der Meerestemperatur maßgeblich beteiligt und das Jahr 2016 ist ein extremes El Niño-Jahr.
Korallenbleiche Der Begriff „Weißer Tod“ wird in Alpenländern im Zusammenhang mit Lawinen-Unglücken verwendet. In Unterhaltungsfilmen über Strandurlaub und Tauchsport tritt der Weiße Hai unter diesem Pseudonym auf. Im vorliegenden Artikel ist weder das eine noch das andere gemeint, sondern ein Naturereignis, das ganze Ökosysteme vernichtet: die Korallenbleiche. Auslöser für die größten bisher beobachteten Korallenbleichen ist ein weiteres Naturereignis, der vielzitierte El Niño. Beide Phänomene, sowohl die Korallenbleiche als auch El Niño, sind sehr komplexe Vorgänge. Die zugrundeliegenden Ursachen wurden und werden intensiv erforscht, vieles ist aber noch ungewiss. Das heurige Jahr 2016 ist ein extrem starkes El Niño-Jahr, das in mehreren Teilen der Welt schon seinen Tribut gefordert hat. Das ist der aktuelle Anlass, sich mit den Begriffen Korallenbleiche und El Niño näher zu beschäftigen. 1 El Niño und der weiße Tod Text und Fotos: Dr. Reinhard Kikinger Korallenbleiche, was ist das eigentlich? Die einfache Antwort: Die Korallen werden weiß und sterben. Wollen wir mehr darüber wissen, dann müssen wir tiefer bohren. Versuchen wir es mit grundlegender Riffökologie. Die Baumeister tropischer Korallenriffe sind Steinkorallen. Das sind Tiere, die meistens kolonial leben und sogenannte Korallen - stöcke bilden. Tausende winzige Korallenpolypen bilden einen Korallenstock, Millionen von Korallenstöcken bilden ein Korallenriff. Korallenriffe bestehen aus Kalk. Wie bilden die Korallen diese mächtigen Kalkstrukturen, die im Fall des Großen Barriere riffs in Australien über 2.000 km lang sind? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir in mikroskopische Dimensionen hineinzoomen. Dabei ist Abb. 2 auf der nächsten Seite hilfreich, die einen schematischen Schnitt durch einen Korallenstock zeigt. Der Kalk wird an der Unterseite des dünnen, lebenden Gewebes Schicht um Schicht abgesondert, wodurch der Korallenstock langsam wächst. An diesem biochemischen Vorgang sind mikroskopisch kleine, einzellige Algen beteiligt, und damit kommen wir dem Geheimnis der Korallenbleiche näher. 1 Gesundes Korallenriff. Braune Farbtöne dominieren bei gesunden Steinkorallen. Solch ein vitales Riff ist reich strukturiert und bietet zahlreichen Riffbewohnern Schutz, Nahrung und Lebensraum. September/Oktober 2016 | OCEAN7 05/2016 37
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