OCEAN7People So leben sie alle Tage … Wolfgang Hausner ist Österreichs bekanntester Abenteurer und Weltumsegler. Der Bestsellerautor („Taboo – eines Mannes Freiheit“) schreibt regelmäßig exklusiv für OCEAN7. Derzeit lebt er auf seinem Katamaran Taboo III und segelt im Revier der Philippinen. Hier berichtet über die Aussteiger im Fernen Osten. Text und Fotos: Wolfgang Hausner Es war Mai, der letzte Chartertörn lag hinter uns und jetzt segelten wir zügig nach Tambobo am südlichen Ende von Negros. Die Regensaison war im Kommen, es war Zeit auszuspannen und auch Taboo III etwas Pflege angedeihen zu lassen. Tags darauf schob uns ein leichter Wind an Siquijor vorbei, einer Insel, auf der Voodoo erfolgreich praktiziert wird. Es war dort, als plötzlich meine Partnerin Loida rief: „Da schwimmt etwas hinter uns und kommt näher.“ Zuerst war nicht viel zu sehen, aber dann war der Walhai mit seinen markanten Punkten nicht zu verkennen. Allerdings eine Kleinausgabe, die wie eine knapp vier Meter lange Riesenkaulquappe hinter uns herzappelte. Das ging so zehn Minuten lang, bevor der Planktonfresser das Interesse verlor und abschwenkte. Wir freuten uns aber trotzdem über den Besuch. In Tambobo angekommen, legte ich Taboo III wie üblich an den Strand der inneren Bucht, wo mein Wiener Freund Karl ein großes Grundstück besitzt. Dort hatte ich Strom- und Wasseranschluss von Land und man konnte problemlos über eine Bambusleiter an Bord kommen. Das Hauptprojekt war dieses Mal, ein festes Dach über dem Steuerstand zu errichten, auf dem die vier Solarpaneele montiert werden sollten. Aber zuerst musste ich wieder einmal meinen Tischler Delfin von einem Landsmann loseisen. Michael, ein sympathischer, rundlicher Kerl Anfang der siebzig, hatte zuvor in achtjähriger Arbeit den überschweren Kat Tambobo Boat nach eigenem Entwurf gebaut, aber nach weniger als 1.000 Meilen verloren, als er bei der Abfahrt nach Borneo 1 2
Aussteiger auf den Philippinen 3 ohne Warnung auseinanderbrach. Nach diesem Rückschlag, finanziell wie emotional, war Michael jedoch nicht unterzukriegen und baute eine abgespeckte Version. Die absonderliche Konstruktion war kleiner, leichter und schwamm seit einigen Monaten. Allerdings gab es technische Probleme, die Form des Unterwasserschiffes im Heckbereich war ein Desaster, das Wasser verwirbelte und die zu kleinen Ruder wurden überhaupt nicht angeströmt. Das sollte bereinigt werden und dazu setzte Michael sein Boot ebenfalls aufs Trockene, damit seine Tischler bequem arbeiten konnten, wenn auch nur bei Niedrigwasser zwischen den Tiden. 4 Michael, von Beruf Grafiker und Künstler, hatte ein echtes Problem, gutgemeinten Rat anzunehmen, obwohl er herzlich wenig von der Materie verstand, ließ aber gerne seine oft skurrilen Ideen in die Konstruktionen einfließen, ohne auf altbewährte Prinzipien zurückzugreifen. Jetzt war er dabei, das kantige Heck der Rümpfe abzurunden. Damit würde allerdings das waagrechte Unterwasserschiff noch länger werden und ein Aufkreuzen weiterhin verhindern. Ein anderer wunder Punkt war der aus Plastikabflussrohren, Bambussegmenten und GFK zusammengeklebte Mast. Er war zu biegsam, hatte Sprünge im oberen Teil und drohte auseinanderzubrechen. Eine weitere originelle Idee, die nicht die Erwartungen erfüllt hatte; für mich war das fast so, als ob Michael immer wieder versuchen würde, das Rad neu zu erfinden. In Tambobo liegen meist um die dreißig Yachten vor Anker oder an einer permanenten Muring, aber weit weniger als die Hälfte sind bewohnt. Das südliche Ende von Negros bleibt in der Regel von Taifunen verschont und man kann somit sein Schiff fast unbesorgt alleine lassen. Mein deusch-kanadischer Freund Henning, der seinen Kat unter großen Schwierigkeiten in Brasilien gebaut hatte, war allerdings da. Es war nett, mit jemandem zu plaudern, der ähnliche Interessen hatte. Wir 1 Ein kleiner Wal kommt zu Besuch 2 Wolfgang beim Waffenkauf in Danao 3 Eine eigenwillige Konstruktion 4 Michael und das alte Heck September/Oktober 2016 | OCEAN7 05/2016 25
DUFOUR YACHTS AUSTRIA AB IN DEN HER
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