OCEAN7Service Autark cruisen Birgit Hackl, Christian Feldbauer und Schiffskatze Leeloo haben 2011 von Kroatien aus die Segel Richtung Horizont gesetzt und sind via Mittelmeer, Atlantik und Karibik in den Südpazifik gebummelt. Wegen ihrer Vorliebe für abgelegene Reviere müssen sie sich besonders gut vorbereiten, denn bei aller Sparsamkeit wollen sie doch nicht auf Annehmlichkeiten wie gutes Essen und ausreichend Frischwasser verzichten. Text und Fotos: Birgit Hackl und Christian Feldbauer Stellen Sie sich vor, liebe Leser, dass Sie beim nächsten Supermarktbesuch alle Lebensmittel, Putzmittel und Kosmetika für die nächsten drei Monate (oder länger) einkaufen müssen –und nichts vergessen, denn es gibt keine zweite Chance. Zu wenig Kakao gebunkert? Hmm, mal schauen, wie gut heiße Milch auf Nachtwachen schmeckt. Sonnencreme vergessen? Oje, dann heißt‘s Schlapphut und Langarm-Shirt tragen. Wieviele Packerl Kaffee trinkt man eigentlich im Monat? Wieviel Kilo Mehl gehen bei regelmäßigem Brot backen weg? Wie lange halten sich Eier und wieviele kann und soll man vernünftigerweise essen, bevor sie schlecht werden? Im Nu sind vier Einkaufswägen voll – aber Hilfe, wird all das Zeug auch in die Kastln und Stauräume am Boot passen? Haben auch alle Sachen entsprechend lange Ablaufdaten? Und, kommt langsam Panik auf? Unsere ersten Bunkerkäufe fanden noch recht entspannt in Österreich statt, wo wir unser Hauptaugenmerk auf regionale Spezialitäten wie Kürbiskernöl und Käferbohnen legten. In Kroatien packten wir dann kurz vor dem Start ins Cruiserleben durch die relativ günstigen Preise motiviert unter den staunenden Blicken der Kassiere palettenweise Dosen ein. Bei den kurzen Etappen durchs Mittelmeer mit guten Einkaufsmöglichkeiten hatten wir auch noch keine Angst vorm Verhungern, deckten eher den wöchentlichen Bedarf und erweiterten die Produktpalette in den Vorratsschapps. Auf den Kanarischen Inseln waren wir dann erstmals mit der oben geschilderten Torschlusspaniksituation im Supermarkt konfrontiert und hetzten hoffnungslos überfordert und planlos durch die Regalreihen. Zurück auf dem Boot stellte sich dann das nächste Problem: Wie behält man den Überblick, was wo verstaut ist? Wir versahen alle Stauräume mit Kürzelnamen und trugen alle Vorräte samt Ablaufdatum in unser „Futterbuch“ ein – ein System, das sich über die Jahre bewährt hat. 36 OCEAN7 03/2016 | Mai/Juni 2016
Autark cruisen auf Langfahrt 2 3 Fischkonserven Cruiser ohne Gefrierschrank können frischen Fisch nur begrenzt aufbewahren, selber eingekochte Fischkonserven halten aber 4 Frischer Proviant. monatelang ungekühlt. Durch entsprechend langes Kochen werden Bakterien abgetötet, Vor Überfahrten decken wir und ertönt beim Öffnen ein beruhigend lautes uns mit gut haltbarem Gemüse ein. Kraut, Kartof- vakuumversiegelt waren. Wir verwenden Klacken, weiß man, dass die Gläser sicher feln, Zwiebeln und gewöhnliche Marmeladegläser. Knoblauch halten ungekühlt Wochen, Kürbisse gar Monate. Karotten, Paprika und Tomaten hingegen sind im Kühlschrank – Fisch in grätenfreie Würfel/Stücke schneiden – Einkochgläser zu zwei Dritteln mit Fisch befüllen, etwas Sojasauce und Wasser dazugießen, sodass der Fisch gerade besser aufgehoben. Auf exoti- bedeckt ist – Glasränder und Deckel mit Alkohol schen Gemüsemärkten sind wir nicht desinfizieren und die Gläser zuschrauben schüchtern, fragen bei den amüsierten Verkäufern nicht nur nach dem Namen des unbe- Dampf entweichen kann!) (nicht allzu fest, damit beim Kochen der kannten Objekts, sondern auch gleich nach der richtigen – die Gläser in den Schnellkochtopf stellen Zubereitung. Auf diese Art fügen wir unserem (sie dürfen nicht direkt auf dem Boden 5 Menüplan ständig neue Rezepte hinzu oder substituieren stehen, Mindestmenge Wasser nicht Zutaten in altbekannten Gerichten. Warum die von weit her vergessen!) importierten Kartoffeln kaufen, wenn Brotfrüchte oder stärkehaltige Wurzeln wie – 40 Minuten unter Hochdruck kochen – abkühlen lassen (dabei sollen sich Yams, Taro und Maniok lokal angebaut werden und auch noch besser schmecken? die Deckel nach innen wölben) Grüne Papayas sind wahre Verwandlungskünstler und haben bei Versorgungsengpässen auf Pitufa schon die Gurken im Tzatziki, die Zucchini im Risotto und die Bambussprossen im Curry erfolgreich vertreten. Bei Wanderungen und Ausflügen haben wir immer Plastiksackerl im Rucksack, damit wir zugreifen können, wenn wir über wild wachsende Früchte stolpern oder freundliche Einheimische uns Gemüse frisch vom Garten oder Feld anbieten. In kargen Gegenden wie den Atollen des Südpazifik setzen wir auf Kräuter aus unserem Sprayhoodgarten und selbstgezogene Sprossen. 1 Mitten im Paradies – aber weit und breit kein Supermarkt 2 Maniokernte 3 Kürbisjagd auf Huahine 4 Zurück von der Ernte 5 Wir kochen häufig mit Brotfrucht Mai/Juni 2016 | OCEAN7 03/2016 37
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