Ocean7
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OCEAN7 2016-03

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OCEAN7 testet Overblue44, ein Katamaran zum Chillen und Wohlfühlen, trotz gewöhnungsbedürftigem Äußeren. Außerdem in dieser Ausgabe: Reportagen über die Grenadinen in der Karibik, die Philippinen und Erfahrungen einer Langfahrt.

OCEAN7Kolumne Alexandra Schöler ist WOMAN@ocean7.at ? Wie werde ich die perfekte Segelfrau Kürzlich erhielt ich die E-Mail einer Leserin meines Karla Schenk-Buches. Sie habe das Buch verschlungen und sei nun sehr traurig, schrieb sie, da sie nie so eine Seefrau wie Karla Schenk oder ich sein würde. Vor einem halben Jahr waren sie und ihr Mann von Italien aus losgesegelt. In Spanien hatte sie genug. Ihr Mann weile nun in der Karibik und sie wieder zu Hause in der Schweiz. Sie arbeite wieder im alten Job, er habe sich eine neue Crew organisiert und plane, nach Südamerika zu segeln. Sie möchte jetzt ergründen, warum sie keine perfekte Seefrau sein kann. Die E-Mail ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wen oder was stellte sich diese Dame unter einer perfekten Seefrau vor? Eine Segelmaschine, die seit frühester Kindheit Segelliteratur verschlingt, sich über jeden Ölwechsel diebisch freut, Segel hinter dem Rücken des Ehemanns nachtrimmt, um noch einen Knoten rauszuholen? Im Sturm freudig gegen Wind, Welle und Strom anstampft, riskante Ankerplätze bevorzugt, nächtelang an Segler-Stammtischen über Navigationssysteme diskutiert, fischt, filettiert, viersternig in Schräglage kocht? Kinder auf verschiedenen Erdteilen zur Welt bringt und dieselben auf Französisch, Spanisch und natürlich Polynesisch unterrichtet? Traumrevier: NW-Route, Barfußroute absolutes No-Go! Apropos barfuß – immer pedikürt und Haare gestylt oder im Gegenteil ein Mannweib mit selbstgeschnittener Kurzfrisur und sonnengegerbter Krokodilhaut? Vor unserer Weltumsegelung kannte ich zwei Seefrauen. Die eine: Seenomadin Doris. Sanft, bescheiden, ruhig, fröhlich. Angst? „Ja, sicher, aber man wächst in dieses Leben hinein und über sich hinaus.“ Die andere: Ingrid, Mutter einer Vierjährigen, als sie mit Ehemann lossegelt. Tough, charmant, humorvoll, sportlich. Alles immer toll? „Es kommen Augenblicke, da willst du nur noch weg vom Schiff, aber es geht nicht, und du schwörst dir und deinem Ehemann, im nächsten Hafen auszusteigen. Und dann sitzt du da am Strand mit einem karibischen Drink und bleibst, weil der Sonnenuntergang einfach ein Traum ist!“ Ich fand diese beiden Frauen ziemlich beeindruckend, aber hatte nicht das Gefühl, Heldinnen vor mir zu haben, die unerreichbar waren in ihrem Mut und ihren Taten. 12 OCEAN7 01/2016 03/2016 | Mai/Juni 2016

Vielleicht war das mein Riesenglück. Die beiden sahen einfach beseelt aus. Voller Abenteuer und Sommersprossen. Lachfältchen und Persönlichkeit. Mit der perfekten Seefrau ist es so wie mit der perfekten Frau: Es gibt sie nicht. Genauso wenig, wie es den perfekten Seemann gibt. Meine Theorie: Die Seefrau in uns ist immer schon da, nur auf einer Segelreise lässt sie sich eher blicken als zu Hause im stressigen Landalltag. Auf dem Segelboot kommt sie vielleicht schneller an ihre Grenzen, wenn der Wind am Mast rüttelt und ein Segel in Streifen reißt. Da zittert und heult sie und denkt sich, nie wieder – um am nächsten Tag fröhlich ein wirklich gelungenes Brot aus dem Ofen zu holen und das gesamte Ankerfeld zum Brunch einzuladen. Oder sie steht in der Nachtwache an Deck und genießt es, Herrin über eine schlafenden Crew zu sein. Den Wind im Gesicht, die funkelnden Sterne über sich. Sie erinnert sich länger an stressige Überfahrten als ihr Seemann, aber sie kann auch die spanische Anleitung des neuen Autopiloten mit ihren wenigen Französisch-Kenntnissen übersetzen. Ihre Segelspröss- Ein Segelboot zeigt schnell die Grenzen auf linge und deren Matheaufgaben hat sie fest im Griff, bis dann der Spinnaker runter muss – noch ein Segel zu versenken sprengt das Reisebuget –, argumentiert sie und der Segelehemann kapituliert. Sie ist Reiseleiterin, Medizinfrau, technische Assistentin, Funkerin, Navigatorin, checkt das Wetter und die Verwandschaft im Internetcafé. Sie findet das Ersatzteil, weil sie Spanisch mit Hand und Fuß spricht und tritt mit demselben gegen das Dinghi, weil der verdammte Außenborder wieder spinnt, bevor sie die Ruder packt und sich über ihre genialen Oberarmmuskel freut. Und ja, es ist absolut ok., Angst zu haben. Diese kleinen Panikattacken werden wunderbare Storys abgeben und stärker machen, vertrauensvoller in das Boot. Und in den eigenen Mann. Natürlich: Manche Beziehungen an Bord zerbrechen. Aber das tun sie auch an Land. Und sicher öfter. Hängt wahrscheinlich nicht mit dem Leben auf einem Segelboot zusammen, sondern mit dem Leben miteinander. Das Leben auf dem Schiff ist wie unter einer Lupe. Es kommt alles zutage. Das Gute und das Schlechte. Das Ängstliche und das Mutige. Das Fröhliche und das Traurige. Das Menschsein prinzipiell – und wie egal ist es da, ob man Mann oder Frau ist? Ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, der perfekten Seefrau doch gegenüber zu stehen. Als ich Karla Schenk kennenlernte. Cool, elegant, furchtlos. Aber wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! Das gilt auf dem Meer genauso wie an Land! Alexandra Schöler-Haring Karla Schenk Abenteurerin, Weltumseglerin, Kap Hoorniere, Pilotin, verrücktes Huhn! Ein OCEAN7-Buch, Taschenbuch, 96 Seiten, zahlreiche Fotos, 14,8 x 21 cm, 12,90 Euro zzgl. Versand. Bestellungen: buch@ocean7.at LAND IST NICHT GENUG TEL. +49 (0)9333 90 440-0 WWW.MASTER-YACHTING.DE

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